Wie ist mit Denkmälern umzugehen, die den „Heldentod“ von Soldaten ehren oder an den „Kampf fürs Vaterland“ im Weltkrieg erinnern? Vor dem „Volkstrauertag“, der am Sonntag 17. November begangen wird, rückt die Frage nach den Formen des Gedenkens wieder in den Fokus. So auch auf der Schwanthalerhöhe, wo sich in unmittelbarer Nähe zur Bavaria das Panzerfahrerdenkmal befindet. Den meisten Passanten mag das Denkmal nichts mehr sagen. Wieso es also nicht dem „kontrollierten Verfall überlassen“, schlagen nun Grüne mit ödp und Linken im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) vor.
Die steinerne Platte, die auf vier kleinen Säulen steht, erinnert an die Toten der Bayerischen Kraftfahrtruppe im Ersten Weltkrieg. Sie zeigt einen Panzer und enthält zudem eine Inschrift, die jedoch kaum mehr lesbar ist. Damit wurde 260 gefallener Soldaten gedacht, die zwischen 1914 und 1918 im Krieg kämpften. Der Architekt Otho Orlando Kurz (1881-1933) entwarf das Denkmal in den 1920er Jahren. Später wurde am Fuße des Denkmals zusätzlich eine Gedenkplatte aufgestellt, die aller „nicht Heimgekehrten der Panzeraufklärungsabteilung 7 und 4. Panzerdivision“ erinnert. Die Platte verschwand vor einigen Jahren und wurde durch eine neue ersetzt. Insbesondere dieses zweite militärische Denkmal störte Anwohner, wie aus Zeitungsberichten von vor rund 15 Jahren hervorgeht, da sie Kriegsverbrecher des zweiten Weltkrieges ehrte.
Auf Initiative von Daniel Günthör (Grüne), Vorsitzender des Unterausschusses (UA) für Kultur im BA 8, wurde jüngst ein Antrag aufgesetzt, worin es heißt, man möge „das Panzerfahrerdenkmal vor der Bavaria dem kontrollierten Verfall überlassen und auch zum Volkstrauertrag zum 17. November nicht mehr bekranzen“. Auch sollte das inzwischen eingewachsene Denkmal nicht mehr von der Überwucherung durch die dortige Eibe und die wilden Büsche befreit werden. Ein Vorschlag, der bereits bei einem Gespräch mit dem Kulturreferat im Februar 2023 angedacht wurde. Noch rechtzeitig vor dem Volkstrauertag sollte das Anliegen nun von der Stadtverwaltung behandelt werden, weswegen Daniel Günthör einen Dringlichkeitsantrag auswies.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollten zumindest so lange greifen, bis man endgültig entscheidet, ob man das Denkmal erhalten will. In dem Fall aber müsste nach Ansicht des UA Kultur eine Begleittafel angebracht werden. So könnte das Panzerfahrerdenkmal in seinen historischen Kontext gesetzt und eventuell auch die Rolle Deutschlands in den Weltkriegen erklärt werden. Eine Geschichtswerkstatt bzw. Stadtteilhistoriker könnten den Hintergrund dazu recherchieren.
Das Plenum des BAs aber entschied, den Dringlichkeitsantrag nicht sogleich abzustimmen, sondern auf seine November-Sitzung zu vertagen. Man wolle „nicht auf die Schnelle“ entscheiden, wie Uwe Trautmann (CSU) einbrachte. „Eventuell haben Vereine Interesse daran, sich um das Denkmal zu kümmern.“ Auch müsse man zunächst klären, ob das Denkmal in der Zuständigkeit der Stadt oder der Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung liegt, wie Ulrike Boesser (SPD) anmerkte.
Bis zur öffentlichen BA-Sitzung am 12. November sollen nun die Details nachrecherchiert werden, um dann einen Entschluss zum Panzerfahrerdenkmal zu fassen bzw. einen Antrag an die Zuständigen zu stellen.