Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ist das Gehwegparken untersagt. Doch weil der Parkdruck vielerorts in der Stadt so hoch ist, wird das Parken mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig durchaus geduldet. So war es lange auch in der Tizianstraße. Nun soll aber in Gern ein Parklizenzgebiet eingeführt werden – vornehmlich mit der Absicht, den Parkdruck für die Anwohner zu verringern. Anwohner aber sorgen sich, dass durch die Parklizensierung die vormals geduldeten Parkplätze entfallen und damit sogar noch weniger Stellplätze zur Verfügung stehen. Im Bezirksausschuss hat man sich indes für die Lizensierung stark gemacht.
Reihenweise Bußgelder hagelte es für Anwohner, die in der Tizianstraße auf dem Gehweg parkten. Doch weil das Gehwegparken hier zwar geduldet, jedoch laut StVO nicht erlaubt ist, sind die Bußgelder rechtens. Geplant ist, dass voraussichtlich im kommenden Jahr hier ohnehin nur noch mit Anwohnerparkausweis bzw. Parkticket geparkt werden kann. Zahlreiche Gehwegparkplätze werden im Zuge der Lizensierung dann wegfallen. Das Mobilitätsreferat (MOR) sagte jedoch zu, zu prüfen, wo eventuell aus den aktuell illegalen Gehwegparkplätzen, doch noch legale geschaffen werden können. Als „Hohn“ empfinden das einige Anwohner. „Warum kann man aus den illegalen Gehwegparkplätze nicht jetzt schon legale machen?“, fragt Elisabeth Köster. Sie ist eine von 18 Nachbarn, die sich zusammentaten und sich für die offizielle Markierung der Gehwegparkplätze einsetzen. Der Gehweg in der Tizianstraße ließe es ihrer Ansicht zu, dass für Fußgänger trotzdem noch ausreichend Restbreite bliebe. Auch brächte das Gehwegparken den Vorteil, dass Müllwagen gut passieren und der Verkehrsfluss erhalten bliebe. Über viele Jahre habe sich diese Methode in der Tizianstraße bewährt. Schon einmal wandten sich die Anwohner mit diesem Anliegen an den Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9), jüngst sprach Elisabeth Köster noch einmal im Gremium vor. „Die Autos können sich doch nicht in Luft auflösen“, erklärt sie.
Gerade weil der Parkdruck an vielen Stellen in Gern so enorm ist, setzte sich der BA für eine Parklizensierung ein. Das Quartier im Umgriff Hohenlohestraße (nördlich), Landshuter Allee (östlich), Dom-Pedro-Str., St. Galler-Str., Nördliche Auffahrtsallee (südlich) und Böcklinstraße (westlich) soll nun zum Parklizenzgebiet werden. Neben dem „Bewohnerparken“, wo das Parken nur mit Anwohnerparkausweis möglich sein wird, soll es auch „Mischparken“ geben, wo auch Besucher mit einem Parkticket stehen können. In einigen Straßenabschnitten soll es zudem das „Kurzzeitparken“ geben, wo das Parken für alle kostenpflichtig und in der Regel auf höchstens zwei Stunden begrenzt ist.
Laut Daten des MOR zeigt die aktuelle Stellplatzbilanz, dass über 1.000 Stellplätze im Quartier fehlen. Mit der Ausweisung als Lizenzgebiet sollen Anwohner in Gern bei der Parkplatzsuche bevorzugt werden, weil sie mit ihrem Parkausweis überall im Lizenzgebiet stehen dürfen, während Besucher nur dort parken können, wo „Mischparken“ ausgewiesen ist.
Im BA hat man zwar großes Verständnis für die Sorge der Anwohner, die fürchten, dass durch den Wegfall der geduldeten Gehwerkparkplätze, der Parkdruck noch höher wird. Die Erfahrung andernorts aber zeige, dass sich diese Sorge nicht bewahrheitete habe, erklärt Niko Lipkowitsch (Grüne), Vorsitzender des Verkehrs-Ausschusses im BA.
Demnächst wird der Standtrat über die Einführung neuer Lizenzgebiete, darunter jenes in Gern abstimmen. Mit der Umsetzung des Lizenzgebiets ist laut MOR dann frühestens 2025/26 zu rechnen.