Großes Interesse weckte heuer wieder die „Stunde der Wintervögel” in München Stadt und Landkreis: Über 3.000 Bürgerinnen und Bürger haben mitgezählt und mehr als 30.000 Vögel gemeldet. Dank Deutschlands größter Bürgerwissenschaftlicher Mitmachaktion von LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.) und seinem bundesweiten Partner NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) können wieder viele wertvolle Daten über die Veränderungen in der heimischen Vogelwelt gewonnen werden.
„Die größte Überraschung 2025 ist der Bergfink – ein Wintergast aus dem hohen Norden, den wir zwar erwartet hatten, aber nicht in so hoher Zahl”, erklärt Isabel Rohde, Leiterin Vogelkunde und Vogelschutz bei der Münchner Kreisgruppe des LBV. „Als Titelverteidigerin bleibt die Kohlmeise auf Platz 1, und in München Stadt haben auch die Rabenkrähen kräftig zugelegt.”
Mit deutlich über 4.000 gezählten Individuen ist der Bergfink bis auf Platz 5 in der Münchner Vogelwelt geflattert, im Landkreis auf Platz 6. Das ist das beste Ergebnis für den hübschen Wintergast seit vielen Jahren. „Bergfinken brüten in Skandinavien und Osteuropa, im Winter ziehen auf der Suche nach Nahrung in Richtung Süden”, so Isabel Rohde. „In unseren Prognosen hatten wir zwar mit ihm gerechnet, aber die hohen Zählergebnisse sind doch überraschend.” Unter die Bergfinken haben sich auch Buchfinken gemischt, die sich gerne mit ihren Verwandten zu Trupps zusammenschließen. „Buchfinkenmännchen bleiben als sogenannte Strohwitwer bei uns, während die Weibchen und Jungvögel in den Süden ziehen. Viele dieser Männchen haben sich heuer den Bergfinken angeschlossen, was immer sehr schön zu beobachten ist.”
Ebenfalls deutlich ist die Zunahme der Rabenkrähen im Münchner Stadtgebiet. „Auch hier haben die heimischen Krähen mit Gästen aus Nord- und Osteuropa teilweise riesige Trupps gebildet. Daher haben wir im Winter viel mehr Krähen in der Stadt als im restlichen Jahr, wenn sich die zugeflogenen Tiere in ihren Brutgebieten im Norden und Osten aufhalten”. Die klugen Vögel profitieren vom hohen Nahrungsangebot in der Stadt, auch in Form von Essensresten im Müll, und sind in großen Schwärmen sicherer vor Fressfeinden.
In München Landkreis wurden weniger Krähen, aber dafür mehr Feldsperlinge gesichtet. „Das liegt daran, dass der Feldsperling seine Heimat in der offenen Kulturlandschaft mit Feldgehölzen hat und daher in ländlichen Gebieten häufiger vorkommt als in der Stadt”, erklärt die Vogelexpertin. Der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, konnte ebenfalls mehrmals gezählt werden, aber deutlich weniger als im Vorjahr: sechs Exemplare wurden in der Stadt nur zwei im Landkreis München gesehen.
Platz 1 der „Stunde der Wintervögel” hat die Kohlmeise verteidigt, auch wenn die Zahl insgesamt in Stadt und Landkreis zurückgeht. „Die Kohlmeise ist sehr anpassungsfähig. Als einer der ersten Brutvögel im Jahr hat sie einen klaren Wettbewerbsvorteil, was die Nistplätze betrifft: Wenn Zugvögel wie z.B. der Gartenrotschwanz aus dem Süden zurückkehren und eine Nistgelegenheit suchen, sind viele gute Plätze schon von Kohlmeisen belegt.” So bleibt die kleine Meise Münchens häufigster Vogel und begeistert mit ihrer quirligen, zutraulichen Art viele Vogelfans am Futterhäuschen.
Wer die genauen Ergebnisse der „Stunde der Wintervögel” anschauen und mit den Vorjahren vergleichen möchte, findet hier alle Tabellen und weitere Informationen: www.stunde-der-wintervoegel.de. Die nächste Vogelzählung findet vom 9. bis 11. Mai statt. Dann rufen der LBV und der NABU die Menschen auf, bei der „Stunde der Gartenvögel” die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen.