Im Kreativquartier an der Ecke Dachauer/Schwere-Reiter-Straße finden verschiedenste Kunstschaffende Raum. Neben Ateliers und offenen Werkstätten, gibt es Bühnen für Konzerte, Theater oder Performancekunst, zudem Studios, Werkräume für Projekte und Workshops im Bereich der Jugendarbeit und künstlerisch-kulturellen Bildung. Damit Kunst und Kultur entstehen und gedeihen kann, braucht es jedoch stabile Rahmenbedingungen. Künstler, die im „Labor München e.V. – der Kollaboration Kunst, Kultur, Bildung und Soziales“ vor Ort zusammengeschlossen sind, fordern dauerhaft leistbare Mieten sowie eine selbstbestimmte Verwaltung.
Auf dem Gelände der ehemaligen Luitpoldkaserne zwischen Neuhausen und Schwabing ist ein städtebauliches Vorzeigeprojekt geplant, wobei Arbeiten, Wohnen und Kunst in einem großen Quartier zusammenwirken sollen. Im kreativen Bereich des Geländes, dem Kreativquartier, haben sich rund 200 freischaffende Künstler sowie Initiativen, Sozial- und Jugendeinrichtungen und Kulturprojekte, aber auch Start-ups beheimatet. Labor München e.V. ist die hier etablierte Entwicklungsgemeinschaft, deren Künstler nun für die dauerhafte Sicherung der Kreativstätte durch „verträgliche Mietbedingungen“ kämpfen, wie Vorstand Ulrich Gläß erklärt. Bei der Bürgerversammlung reichten Ulrich Gläß, Lily Felixberger und Kathleen Daniel aus dem Quartier jeweils Anträge ein und erhielten für ihre Anliegen breite Unterstützung aus der Bürgerschaft. Ulrich Gläß setzt sich dafür ein, dass das Mitniveau im Kreativquartier an die kommunalen Atelierhäuser angeglichen und per Stadtratsbeschluss auch dauerhaft gesichert werden soll.
Seit 2020 verwalten die stadteigenen Münchner Gewerbehöfe (MGH) das Quartier und sind auch für die Vermietungen zuständig. Die MGH sind ein gewinnorientiertes Unternehmen und orientiert sich bei der Vermietung an den ortüblichen Mieten. Doch auch die MGH könnten reduzierte Mieten ansetzen, ohne in Konflikte mit den Vorgaben durchs Finanzamt zu geraten , wenn sie für die Stadt sogenannte „gemeinwohlorientierte Aufgaben“ übernähme, wie Ulrich Gläß erklärt: „Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) als zuständiges Betreuungsreferat, könnte dafür sorgen, dass die MGH-Satzung so geändert wird, dass Mieten unterhalb des kommerziellen Mietniveaus angesetzt werden.“ Dies sei dringend geboten, da Künstler vor Ort Mieterhöhungen und damit einhergehend Verdrängung aus dem Quartier befürchteten. Denn wo einst der Quadratmeter sechs Euro kostete, seien inzwischen bis zu 18 bis 19 Euro angekündigt, erklärt Gläß auf Anfrage. Nur wenn die Kommune sicherstelle bzw. sich verpflichte, leistbare Mieten festzusetzen, könnten Gemeinwohlprojekte erhalten bleiben, so argumentierte auch Kathleen Daniel bei der Bürgerversammlung.
Die Kultur- und Kreativschaffende im Quartier will sich zudem gern selbst verwalten, ohne Einmischung durch Externe. Ein entsprechendes Umsetzungskonzept haben die Künstler im Mai auf Wunsch des Stadtrats bereits vorgelegt. Nicht nur die eigenen Programme sollten die einzelnen Häuser und Initiativen demnach eigenständig, in einem von ihnen vorgeschlagenen partizipativen Modell umsetzen dürfen. „Zusätzlich soll aus der Nutzerschaft heraus eine Betriebsgesellschaft gegründet werden, welche die Verwaltung nutzer- und nutzerinnenorientiert gestalten soll“, erklärte Lili Felixberger, Kulturschaffende im Kreativquartier. Die Bürger aus Neuhausen-Nymphenburg stellten sich klar hinter die Forderungen der Künstler und empfahlen die Anträge an die Stadtverwaltung.