„Wer kennt Carla Pohle? “, so lautete eine Anfrage, die vor einigen Monaten auch im Parsberg Echo erschienen war. Die Künstlerin (1883 – 1962) hatte viele Jahre in Herrsching gelebt. Doch kaum einer scheint sich an die Malerin zu erinnern, geschweige denn an ihre Bilder. Mit diesem Aufruf hofften Kunsthistorikerin Catharina Geiselhart (Herrschinger Kulturverein) und Kreisarchivarin Friedrike Hellerer Licht in die Biografie zu bringen und ein Werkverzeichnis mit Pohles Bilder herauszugeben. Es ist gelungen.
Mit einer solchen Reaktion auf ihren Aufruf hatten Geiselhart und Hellerer nicht gerechnet. Aus ganz Deutschland kamen Antworten. Privatleute, Sammler und sogar Museen hatten Bilder der Künstlerin an den Wänden hängen. Die 30 bekannten Werke wuchsen rasch auf 433 an. Neben Ölgemälden gibt es Radierungen, Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle. Und auch Fakten über das Leben der Künstlerin, die von 1931 bis zu ihrem Tod 1962 in Herrsching gelebt hatte, konnten gesammelt werden. In Rahmen einer Ausstellung im Kurparkschlösschen stellten Hellerer und Geiselhart die Broschüre „Carla Pohle, 1883-1962 – Leben und Werk“ vor. Wer nicht dabei war, kann die Bilder virtuell auf einem Youtube-Rundgang mit dem Kulturverein besichtigen oder das Buch kaufen. Auf 252 Seiten werden die Biografie der Künstlerin und ihr Werk gewürdigt sowie im Werkverzeichnis Fotos ihrer Kunst abgedruckt. „77 Ölgemälde, 88 Aquarelle, an die 200 Radierungen, über 30 Zeichnungen in einem Skizzenblock, 28 lose Zeichnungen, zwei Linolschnitte und drei Malereien in Pastellkreiden ausgeführt: Summa summarum 433 Werke auf Leinwand, Papier, Pappe oder hölzernem Malgrund“, freut sich Geiselhart.
Warum die vielversprechende Karriere von Carla Pohle ein jähes Ende nahm, kann nur gemutmaßt werden. Am Können kann es nicht gelegen haben. Geiselhart schwärmt von „der hohen Qualität und technischen Vielfalt“. Es könnte politische Gründe gewesen sein. Zwei von Pohles Werke, die von der Münchner Staatsgemäldesammlung und vom Kestner-Museum Hannover erworben wurden, sind in der NS-Zeit beschlagnahmt und als „Entartete Kunst“ zerstört worden. „Es ist davon auszugehen, dass diese Diffamierung von Carla Pohles künstlerischer Arbeit gravierende Auswirkungen auf das Leben (…) hatte“, schreibt Geiselhart. Vielleicht hatte auch Pohles Lebensstil den Nazis missfallen. Sie lebte mit ihrerLebensgefährtin Katharina von Sanden in München, Feldafing und Herrsching zusammen.
Carla Pohle habe ausschließlich für ihre Kunst gelebt. Statt Lebensmittel zu kaufen, investierte sie ihr Geld in Malutensilien. Das berichtete die Initiatorin des Projekts, Alexandra Aichberger. Ihre Großmutter war mit Carla Pohle befreundet gewesen.