Zweimal musste die Ausstellung, unter anderem wegen Corona, verschoben werden. „Im dritten Anlauf klappt es endlich“, freute sich Historikerin und Bezirkstagsrätin Barbara Kuhn, die gemeinsam mit anderen Aktiven des Vereins „Langwied Lochhausen historisch“ die Ausstellung in den Räumen des Pfarrheims St. Michael, Schussenrieder Straße 4a, realisiert hatten. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte der Lochhausener Grundschule. Daneben gibt es Informationen über die Entstehung von Schule weltweit und speziell den Wandel des bayerischen Schulsystems.
An den Stellwänden hängen Fotos, Pläne sowie Dokumentationen, in einer Vitrine liegen Erinnerungen an alte Zeiten wie Griffelkasten, Fibel, Schiefertafel. Ein wenig Zeit sollte man sich schon für die Ausstellung mitbringen, denn die Fakten, die der Verein zusammengetragen hat, sind hochinteressant. Wer weiß beispielsweise, dass die Note „6” erst 1938 eingeführt wurde und wie die einzelnen Buchstaben in Sütterlin, Fraktur und lateinischer Ausgangsschrift geschrieben werden? Die Grundschule hatte sogar mit der Schriftstellerin Luise Rinser eine berühmte Lehrkraft. Als 27-jährige unterrichtete sie 1938 bis 1939 in Lochhausen. Wie ein roter Faden zieht sich eines durch die Jahrzehnte der Schulgeschichte: die ewige Platznot, erklärte Kuhn bei der Eröffnung. Bis 1866 besuchte die Schuljugend von Lochhausen und Langwied die Schule in der Aubinger Altostraße (heute BRK). Dann konnte Lochhausen ein eigenes Schulgebäude beziehen, das bald angesichts der steigenden Schülerzahl zu klein wurde. 1938 habe es sogar eine Klasse mit 76 Kindern gegeben. 1962 wurde der langgestreckte zweigeschossige Schulneubau an der Schubinstraße errichtet. Es wurde aber bis heute immer wieder angebaut, umgebaut, erweitert. Das Dokument auf der letzten Stellwand ist vom 21. Juni 2023. Darin fordert der Bezirksausschuss in einem Antrag „umgehend Planungen für einen zweiten Grundschulstandort (…) aufzunehmen”. Schule selbst gibt es sogar bereits im vierten Jahrtausend vor Christus, was Schriftfunde der Sumerer belegen. In Bayern wurde die allgemeine Schulpflicht 1802 eingeführt. Erst 1983 hat Bayern die „körperliche Züchtigung” verboten. Gar zu arg durften die Lehrer glücklicherweise nicht zuschlagen wie das dokumentierte Disziplinarverfahren zeigt, bei dem einem „Hilfslehrer Wiesmayer” eine „Überschreitung des Züchtigungsrechts” vorgeworfen und „strengste Selbstbeherrschung” auferlegt wurde. Schirmherrin der Ausstellung ist die Rektorin der Lochhausener „Grundschule am Schubinweg”, Ursula Essigkrug. Sie musste nicht lange überredet werden. „Schule ist mein Hauptmetier und Geschichte interessiert mich sehr”, betonte sie. Für Schulklassen gibt es Führungen. Für die Öffentlichkeit ist die Ausstellung an den Juliwochenden 8. und 9. sowie 15. und 16. von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 9. Juli, findet um 15 Uhr ein Zeitzeugen-Café statt, bei dem Erinnerungen an die Schulzeit ausgetauscht werden können.