Veröffentlicht am 17.08.2010 00:00

Hofolding · Wirbel um Kapelle


Von red
Ein Teil der freigelegten historischen Dekormalerei über den Köpfen von Kirchenpfleger Marinus März (re.) und Stefan Schuldes. 	 (Foto: esm)
Ein Teil der freigelegten historischen Dekormalerei über den Köpfen von Kirchenpfleger Marinus März (re.) und Stefan Schuldes. (Foto: esm)
Ein Teil der freigelegten historischen Dekormalerei über den Köpfen von Kirchenpfleger Marinus März (re.) und Stefan Schuldes. (Foto: esm)
Ein Teil der freigelegten historischen Dekormalerei über den Köpfen von Kirchenpfleger Marinus März (re.) und Stefan Schuldes. (Foto: esm)
Ein Teil der freigelegten historischen Dekormalerei über den Köpfen von Kirchenpfleger Marinus März (re.) und Stefan Schuldes. (Foto: esm)

Eine kunsthistorische Sensation war es nicht, dennoch hat die Entdeckung von alten Deckenmalereien im Innenraum der Marienkapelle ordentlich Staub aufgewirbelt. Die vier ehrenamtlichen Helfer Dr. Anton Martin von der Kirchenverwaltung, Kirchenpfleger Marinus März, Stefan Schuldes und Hans Ha­nauer, die in Abstimmung mit ihrem Pfarrer die Wände trockenlegen und weißeln wollten, sind ratlos.

Das sollte ja alles nur so laufen, wie sie es von der letzten Renovierung 1972 in Erinnerung hatten. Sie wollten die für Marienandachten, Messen, Hochzeiten und Taufen gern genutzte barocke Wallfahrtskirche in einem »sauberen Zustand« erhalten. Und die sollte den Gläubigen dann möglichst bald wieder zur Verfügung stehen.

Als die vier im Juni den dunkel gewordenen und vom Kerzenrauch geschwärzten Kalkputz von Wänden und Decke abtrugen, stießen sie zu ihrer Überraschung an den Übergängen zum Deckengewölbe auf rötliche Dekormalereien und unter dem grauen Deckenputz rund um die Deckenbilder von Joseph Bergmann aus dem Jahr 1946 auf einen rötlichen Anstrich. Da wollten sie sich doch lieber rückversichern, wie bei der denkmalgeschützten Kapelle weiter vorzugehen sei. Der von Pfarrer Marek Bula hinzugezogene Architekt Josef Linhuber schlug aber die Hände über dem Kopf zusammen und stoppte sofort die Arbeiten. Das Landesamt für Denkmalpflege und das Erzbischöfliche Ordinariat wurden eingeschaltet. Sie führten Ende Juli eine Ortsbesichtigung durch. Jetzt laufen die ersten Untersuchungen durch Fachleute an. Anträge müssen gestellt, Planungen gemacht und die Finanzierungsfrage geklärt werden. Erst dann kann es an die fachmännische Ausführung der Renovierungsarbeiten gehen.

Alles in allem ein zeit- und kostenaufwendiges Verfahren. Noch ist es ungewiss, wann die Marienkapelle wieder der Marienverehrung und dem Gottesdienst dienen kann.

Dabei dachten die vier Ehrenamtlichen, ihr Plan sei perfekt und ließe sich schnell und kostengünstig realisieren. Nach der letzten feierlichen Maiandacht und vor dem ersten Oktober-Rosenkranz wollten sie in Eigenregie die 1759 erbaute Marienkapelle im Innern renovieren. Deshalb wurde zunächst das Gestühl ausgebaut. Der durchfeuchtete Wandputz im bodennahen Bereich des Kirchenraums wurde abgeschlagen, damit das Mauerwerk trocknen konnte. Der Kalkputz wurde an den Wänden und weitgehend an der Decke behutsam abgetragen. Anschließend sollte frisch geweißelt werden. Doch nun ist den Ehrenamtlichen, wie März sagt, »ein Strich durch die Rechnung gemacht« worden. Denn das Landesamt für Denkmalpflege besteht bei dem denkmalgeschützten Sakralbau auf der genauen Einhaltung von Regeln.

Die Kirche habe hier eine Vorbildfunktion, sagt Pressesprecher Dr. Richard Nemec. Laienhaftes Renovieren gehe in der heutigen Zeit nicht mehr, wo man nach jeder Spur der Geschichte suche. Nemec ist merklich erleichtert, dass die Deckenbilder von Joseph Bergmann nicht angerührt wurden. Zwar sei das Engagement der Pfarreimitglieder zu würdigen, aber alles müsse vorschriftsmäßig ablaufen. Die laienhafte Freilegung der alten Dekormalereien, die vermutlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen und 1946 im Zuge der Anfertigung der Deckenbildern übertüncht wurden, bezeichnete er als problematisch. Dadurch sei ein unnötiger Substanzverlust an Farben und Pigmenten zu befürchten. Auch die im Rahmen der Trockenlegung der Wände im Mauerwerk vorgenommenen Sondagen (Probebohrungen) seien laienhaft. Deshalb müssten zwei ergänzende Schürfe fachmännisch durchgeführt werden.

Ein Konzept für die Renovierung ist bei der Ortsbesichtigung Ende Juli besprochen worden, wie von Nemec und Adelheid Utters-Adam, Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats München, zu erfahren war. Die Ursachen für die Feuchteschäden müssen ermittelt werden, wobei die 1972 ­angebrachte Außendrai­nage mit überprüft wird. Und ein Kirchenmaler muss die Wandbemalungen und Farbfassungen untersuchen. Erst wenn die Befunde dafür und die erforderlichen Genehmigungen vorliegen, können die weiteren Planungen beginnen. »Das sind megakomplizierte Abläufe«, meint Utters-Adam.

Bei der Kirchenverwaltung laufen bereits die Ausschreibungen für die Vorarbeiten. Architekt Linhuber zufolge wird außer den feuchten Wänden und den Wandbemalungen auch die Statik des Dachstuhls untersucht werden. Den ehrenamtlichen Helfern sind bislang nur Probebohrungen an den Außenwänden unter Aufsicht eines Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege erlaubt. Sie hoffen aber, dass sie unter fachmännischer Anleitung mit vielen weiteren Eigenleistungen zur Verschönerung der Marienkapelle beitragen können.

Elisabeth Schwarz-Mehrens

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