Veröffentlicht am 14.09.2010 00:00

Schwabing · Nachbarn im Geiste


Von red
Ulli Peters (r.), Uschi Sabel (2.v.r.) sowie Ingrid und Manfred Drum setzen auf künftige gute Nachbarschaft.	 (Foto: ko)
Ulli Peters (r.), Uschi Sabel (2.v.r.) sowie Ingrid und Manfred Drum setzen auf künftige gute Nachbarschaft. (Foto: ko)
Ulli Peters (r.), Uschi Sabel (2.v.r.) sowie Ingrid und Manfred Drum setzen auf künftige gute Nachbarschaft. (Foto: ko)
Ulli Peters (r.), Uschi Sabel (2.v.r.) sowie Ingrid und Manfred Drum setzen auf künftige gute Nachbarschaft. (Foto: ko)
Ulli Peters (r.), Uschi Sabel (2.v.r.) sowie Ingrid und Manfred Drum setzen auf künftige gute Nachbarschaft. (Foto: ko)

Wer eine Mietwohnung sucht, legt meist die Eckdaten Höhe der Miete und die Lage, Lage, Lage fest. Ist es dann etwa noch eine erschwingliche Galeriewohnung, sind viele überglücklich. Passen dazu auch die Nachbarn, glaubt man unter Umständen wieder an einen Gott. Gerade beim nachbarschaftlichen Miteinander kann man aber böse auf die Nase fallen.

Leben am Ackermannbogen

Schwabing · Ackermannbogen: Ein Stadtviertel entwickelt sich Themenseite der Münchner Wochenanzeiger/Schwabinger Seiten zum Leben im Stadtviertel Ackermannbogen

Lärm, Essensgerüche, ungünstig abgestellte Fahrräder können schnell mal zu Auseinandersetzungen führen. Anonymität in großen Wohnblocks ist ebenfalls oft gang und gäbe.

Damit Ulli Peters, Uschi Sabel und Harald Jahrl solch ein negatives Los unter Hausgenossen nicht widerfährt, treffen sie sich zwei Mal im Monat. Unter anderem werden bei ihren Zusammenkünften Konflikte durch Gespräche aus der Welt geschafft.

Der Clou an der Geschichte: Die drei sind bis jetzt noch gar keine Nachbarn und ihre Wohnungen sind noch gar nicht gebaut. Sie wollen aber später einmal als Hausgemeinschaft im vierten Bauabschnitt am Ackermannbogen leben, der voraussichtlich Ende 2012, Anfang 2013 fertig gestellt sein wird, und zäumen daher das Pferd von hinten auf: Eigenverantwortlich und aktiv wollen sie ihr künftiges Zuhause gestalten. Und das soll von der Mitsprache reichen, wenn der Architekt die Wohnungen gestaltet, sowie bei der Auswahl neuer Mieter. Und schon jetzt wollen die drei eben für ein fruchtbares, lebendiges Zusammenspiel künftiger Hausbewohner sorgen.

Das Gründertrio von »Mehrgenerationen Mietergemeinschaft Ackermannbogen« (MMA) trifft sich seit Juni jeden ersten und dritten Montag im Monat im Café »Rigoletto«, Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9, und freut sich über weiteren Zulauf. Das können, nein sollen laut MMA Menschen jeder Couleur, jedes Alters und jeder Herkunft sein. Wichtig sei nur, dass der gemeinsame Geist »lebendige Nachbarschaft in demokratischer Abstimmung« vorhanden ist. »Interessierte sollten Geselligkeit mögen statt Friedhofsruhe«, sagt Ulli Peters. Die drei sehen neben Zwischenmenschlichem auch eine praktische Seite: So könne man sich im Haus ein Zeitungsabo teilen oder Car­sharing betreiben. Und falls der Nachbar mal mit Schnupfen im Bett liege, brächten die Mitbewohner Medizin oder Hühnersuppe.

Per Zufall sind die drei von MMA zusammen gekommen. Bindeglied war der Verein »Urbanes Wohnen«, in dem sich die Mitglieder wie etwa Mitbegründer des Vereins und freier Architekt Manfred Drum seit den 1970er Jahren mit den verschiedensten Wohnprojekten befasst. Die MMA-Gruppe soll jedoch einmal ohne »Urbanes Wohnen« zum Selbstläufer werden. »Unser Ziel ist es, uns auf Dauer überflüssig zu machen«, sagt Drum. Für Uschi Sabel und Ulli Peters, der im Moment in Traunstein wohnt, ist übrigens das Viertel, in das sie ziehen wollen, zweitrangig, der Wunsch nach selbstbestimmtem Wohnen überwiegt. Uschi Sabel gefällt es darüber hinaus am Ackermannbogen.

Angst davor, dass sich später die Architekten bei ihrer Arbeit nicht so gerne in die Karten gucken lassen wollen, hat das MMA-Trio nicht. Zwar könne die Mitarbeit künftiger Bewohner für Planer zunächst ungewohnt sein. Aber auch die Eigentümer hätten ja schließlich einen Vorteil davon, wenn es zwischen den Mietparteien nicht so leicht zu Konflikten kommt und das Haus pfleglich behandelt wird. »Und es gibt auch Architekten, bei denen der Demokratiegedanke angekommen ist«, fügt Manfred Drum hinzu. Und wenn es den dreien später einmal in Sachen lebendiger Nachbarschaft zu viel des Guten wird und sie ihre Ruhe haben wollen? Dann machen sie einfach die Wohnungstür von innen zu.

Noch sind die Grundstücke des vierten Bauabschnitts am Ackermannbogen nicht vergeben. Laut Michael Hardi, Pressereferent des städtischen Planungsreferates, werden sie voraussichtlich im Oktober ausgeschrieben und im kommenden März vergeben.

Wer Interesse hat, seine künftigen Nachbarn jetzt schon kennen zu lernen, kann am nächsten MMA-Stammtisch im »Rigoletto« teilnehmen: am kommenden Montag, 20. September, von 18 bis 20 Uhr.

Kirsten Ossoinig

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