Veröffentlicht am 30.11.2010 00:00

Moosach · Alten Dorfkern bewahren


Von red
Unser Foto zeigt  (Foto: Dr. Alexander Dietrich und Susanne Soppe (Moosacher Bezirksausschuss), Bernd Sibler (Vorsitzender des Landesdenkmalrates), Joachim Unterländer (Landtagsabgeordneter) und Mechthilde Wittmann (Stadträtin). 	 ws)
Unser Foto zeigt (Foto: Dr. Alexander Dietrich und Susanne Soppe (Moosacher Bezirksausschuss), Bernd Sibler (Vorsitzender des Landesdenkmalrates), Joachim Unterländer (Landtagsabgeordneter) und Mechthilde Wittmann (Stadträtin). ws)
Unser Foto zeigt (Foto: Dr. Alexander Dietrich und Susanne Soppe (Moosacher Bezirksausschuss), Bernd Sibler (Vorsitzender des Landesdenkmalrates), Joachim Unterländer (Landtagsabgeordneter) und Mechthilde Wittmann (Stadträtin). ws)
Unser Foto zeigt (Foto: Dr. Alexander Dietrich und Susanne Soppe (Moosacher Bezirksausschuss), Bernd Sibler (Vorsitzender des Landesdenkmalrates), Joachim Unterländer (Landtagsabgeordneter) und Mechthilde Wittmann (Stadträtin). ws)
Unser Foto zeigt (Foto: Dr. Alexander Dietrich und Susanne Soppe (Moosacher Bezirksausschuss), Bernd Sibler (Vorsitzender des Landesdenkmalrates), Joachim Unterländer (Landtagsabgeordneter) und Mechthilde Wittmann (Stadträtin). ws)

Im schlimmsten Fall könnte neben Pelkovenschlössl und alter St.-Martins-Kirche ein Glaskasten stehen oder gar ein hoher Betonkomplex. Der ehemalige Dorfkern von Moosach wäre dann verschandelt. Dies wollen städtische Denkmalschützer und Lokalpolitiker verhindern.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege schlägt hingegen vor, den Ensembleschutz ganz zu streichen. Die Entscheidung trifft indes der Landesdenkmalrat. Damit sei voraussichtlich kurz vor oder kurz nach Ostern 2011 zu rechnen, verkündete Bernd Sibler, Vorsitzender des Landesdenkmalrates, bei einem von der örtlichen CSU anberaumten Ortstermin am vergangenen Freitag auf dem Moosacher St.-Martins-Platz.

In Moosach entstand das Dorf rund um die alte St.-Martins-Kirche und um das Pelkovenschlössl. Ein Kleinbauernhaus sei in den neunziger Jahren abgerissen worden, berichtete Sibler. Das Landesamt für Denkmalpflege sei nun der Ansicht, dass die Bebauung im nördlichen Bereich des Ensembles zu einer »Verstädterung« des historischen Ortskerns geführt habe. So befinden sich gegenüber der Kirche, auf der Nordseite der Pelkovenstraße, viergeschossige Häuser mit Flachdächern.

Das Ensemble ist aus Sicht des Landesamtes für Denkmalpflege deshalb »sehr geschwächt« und nicht mehr schützenswert. »Der ehemalige Dorfkern ist nicht mehr zu erkennen«, gab Sibler, zugleich Landtagsabgeordneter (CSU), in seiner Funktion als Vorsitzender des Landesdenkmalrates die Meinung des Landesamtes für Denkmalpflege wieder. Bei der Stadt und im Bezirksausschuss sieht man denn auch ein, künftig den Teilbereich auf der Nordseite der Pelkovenstraße aus dem Ensembleschutz zu nehmen – den südlichen aber nicht. Denn die Sanierung der Kirche und des Pelkoven-schlössls, heute ein Bürgerzentrum, habe zur Aufwertung dieses Ortskerns beigetragen: Darüber ist man sich parteiübergreifend im Bezirksausschuss einig, ebenso bei der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt.

Das Landesamt für Denkmalpflege beharrt hingegen auf die von ihm vorgeschlagene komplette Streichung des Ensembleschutzes. Während bei anderen Ortskernen Konsens gefunden werden konnte, gehört Moosach zu den auch weiterhin strittigen Fällen. Auf dem Prüfstand sind etwa 20 alte Dorfkerne in ganz München. Der Landesdenkmalrat werde sich vom nächsten Februar an zunächst mit den »einfachen Fällen« beschäftigen, kündigte Sibler an. Am Ende kämen die strittigen Fälle dran. Das Prozedere dauere so lange, weil man sich um vergleichbare und vernünftige Lösungen bemühe. Die Moosacher SPD äußerte nun »großes Unverständnis«, dass die Streichung des Ensembleschutzes für den Dorfkern auch weiterhin zu befürchten ist. »Das empfinden wir als Katastrophe«, hatte die Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) schon im Frühjahr die Verantwortlichen, sprich die Mitglieder im Landesdenkmalrat, nach einer Ortsbegehung gewarnt. Die Stadtteilpolitikerin bekräftigte nun für ihre Partei diese Ansicht: »Der ehemalige Dorfkern ist für den ganzen Stadtbezirk identitätsstiftend«, so Salzhuber.

Die zahlreichen Veranstaltungen im Pelkovenschlössl mit 30 Vereinen zeugten von der Lebendigkeit des kulturellen Lebens im Viertel. Fällt der Ensembleschutz weg, könnten zum Beispiel direkt neben der alten St.-Martins-Kirche unpassende Neubauten entstehen, etwa auf der Wiese vor dem Hacklhaus. Damit »würde Moosach ein Zentrum kulturellen und bürgerschaftlichen Lebens und damit auch ein Stück Identität verlieren«, ergänzte die Moosacher Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (SPD). Sie begutachtete gestern mit Inge Auris, Mitglied im Landesdenkmalrat und Landtagsabgeordnete (SPD), ebenfalls bei einem Ortstermin den Moosacher Dorfkern. Dr. Alexander Dietrich , Sprecher der CSU-Fraktion im Moosacher Bezirksausschuss, hatte schon beim Ortstermin der CSU am vergangenen Freitag darauf hingewiesen, dass Moosach nicht zuletzt wegen seines regen Vereinslebens »eine sehr ländliche Stadtstruktur hat«. Die Wiese auf dem Moosacher St.-Martins-Platz, jahrelang für den U-Bahnbau im Viertel zweckentfremdet, könne im nächsten Jahr endlich wieder »als unser Moosacher Festplatz« dienen, so Dietrich. Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU) wies außerdem darauf hin, dass die Stadt vor ein paar Jahren »mit viel Mühe« das verfallene Pelkovenschlössl saniert und in ein Kultur- und Bürgerhaus verwandelt habe.

Auch Bezirksausschussmitglied Axel Stoßno (FDP) hat eigenen Angaben zufolge an die Verantwortlichen innerhalb seiner Partei appelliert, sich dafür einzusetzen, dass der Ensembleschutz für den Moosacher Ortskern erhalten bleibt. Wally Schmidt

north