Gedankenversunken fährt so mancher Autofahrer auf der Dachauer Straße und achtet nur mehr oder weniger genau auf die Geschwindigkeit. Mal gilt, wie im Stadtgebiet üblich, Tempo 50, mal darf man stärker aufs Gaspedal drücken und Tempo 60 fahren.
Man muss also schon ganz genau aufpassen und die Verkehrsschilder am Straßenrand immer im Auge haben, um zu wissen, welche Geschwindigkeit gerade angesagt ist. Immerhin ist die Dachauer Straße etliche Kilometer lang, führt sie doch vom Münchner Hauptbahnhof durch die Innenstadt, Neuhausen, Moosach, über den Rangierbahnhof München-Nord hinweg und schließlich an Ludwigsfeld vorbei bis hinaus zur Stadtgrenze nach Karlsfeld. Im Abschnitt zwischen dem Leonrodplatz in Neuhausen und der Hugo-Troendle-Straße in Moosach hat die Stadt Tempo 60 erlaubt. Weiter in Richtung Innenstadt sowie stadtauswärts durch Moosach hindurch darf man hingegen nur 50 Stundenkilometer fahren. Das führte nun zu einer heftigen Diskussion im Moosacher Bezirksausschuss.
Ausgelöst hatte den Politikerstreit ein Bewohner des Stadtteils, der sich in einem schriftlichen Antrag an das Bürgergremium für eine Verkürzung von Tempo 60 im Bereich der Wohnbebauung in der Dachauer Straße ausgesprochen hatte. Dr. Alexander Dietrich , Sprecher der CSU-Fraktion im Moosacher Bezirksausschuss, bezog prompt eine klare Position gegen diese Forderung: »Die Tempo-60-Zone hat sich bewährt. Sie besteht schon seit Jahrzehnten. Es ist völlig ohne Notwendigkeit, dies zu ändern und das nur, weil ein einziger Bürger das will.« Der Lokalpolitiker zeigte dessen Ansinnen ganz energisch die Rote Karte. Dietrich wies außerdem darauf hin, dass sich im geltenden Tempo-60-Bereich in der Dachauer Straße keine Unfälle ereignet hätten. Der Leiter der Polizeiinspektion 44 Moosach, Klaus Kellerer, bestätigte dies auf Nachfrage der Stadtteilpolitiker. Auf die Verkehrssicherheit habe das zwischen dem Leonrodplatz und der Hugo-Troendle-Straße geltende Tempo 60 in der Dachauer Straße keinen Einfluss. »Es gibt keine Unfälle, wo die Geschwindigkeit ausschlaggebend ist«, stellte der Moosacher Polizeichef klar. Trotzdem plädierte die Moosacher SPD für die Abschaffung von Tempo 60 in diesem Teilbereich beziehungsweise für eine Verkürzung, wie sie auch der Bürger gefordert hatte.
Hannelore Schrimpf, Sprecherin der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss, regte eine Vereinheitlichung der Geschwindigkeit mit dem Argument an, dass dies für die Autofahrer einsichtiger und klarer sei. Auch Gremiumschefin Johanna Salzhuber (SPD) hielt ein einheitliches Tempo 50 auf ei ner innerstädtischen Straße für angebracht. Kathrin Koop (SPD) schlug hingegen vor, die 50-Stundenkilometer-Zone in der Dachauer Straße auszudehnen und den dort geltenden Tempo-60-Bereich zu verkürzen, wie von dem Bürger vorgeschlagen. CSU-Sprecher Dietrich protestierte heftig: »Da wird die Vereinheitlichung ad absurdum geführt.«
SPD-Sprecherin Schrimpf schlug nach längerer Diskussion schließlich vor, die Sache zu beobachten. Dies rief wiederum heftigen Protest bei Bezirksausschussmitglied Axel Stoßno (FDP) aus, der sich gegen eine Vertagung aussprach und eine sofortige Abstimmung forderte. Gesagt, getan: Der Bezirksausschuss sprach sich fast einstimmig gegen ein durchgehendes Tempo 50 in der Dachauer Straße aus (gegen eine Stimme aus dem Lager der SPD), votierte also für die Beibehaltung der geltenden Regelung: Im Abschnitt zwischen Leonrodplatz und Hugo-Troendle-Straße bleibt also alles beim alten, dort darf man weiterhin, wie bisher, 60 Stundenkilometer schnell sein.
Wally Schmidt