Veröffentlicht am 16.08.2011 00:00

Moosach · Ur-Moosacher gefunden


Von red
Auf diesem Moosacher Grundstück wurden jetzt Funde aus mehreren Epochen gemacht, wie das rund 1300 Jahre alte Skelett. 	 (Fotos: ws/Singularch)
Auf diesem Moosacher Grundstück wurden jetzt Funde aus mehreren Epochen gemacht, wie das rund 1300 Jahre alte Skelett. (Fotos: ws/Singularch)
Auf diesem Moosacher Grundstück wurden jetzt Funde aus mehreren Epochen gemacht, wie das rund 1300 Jahre alte Skelett. (Fotos: ws/Singularch)
Auf diesem Moosacher Grundstück wurden jetzt Funde aus mehreren Epochen gemacht, wie das rund 1300 Jahre alte Skelett. (Fotos: ws/Singularch)
Auf diesem Moosacher Grundstück wurden jetzt Funde aus mehreren Epochen gemacht, wie das rund 1300 Jahre alte Skelett. (Fotos: ws/Singularch)

Von wegen 1200-Jahr-Feier! Vergessen, überholt. Moosach ist viel älter: mindestens um 100 Jahre. Das beweist ein rund 1300 Jahre altes menschliches Skelett, das Archäologen kürzlich unter einem Grundstück an der Franz-Fihl-Straße gefunden haben, unweit des historischen Moosacher Ortskerns.

Von wegen 1200-Jahr-Feier! Vergessen, überholt. Moosach ist viel älter: mindestens um 100 Jahre. Das beweist ein rund 1300 Jahre altes menschliches Skelett, das Archäologen kürzlich unter einem Grundstück an der Franz-Fihl-Straße gefunden haben, unweit des historischen Moosacher Ortskerns. Dort lebte sozusagen der Ur-Moosacher. »Moosach ist um 700 nach Christus nicht nur ein Kaff gewesen, sondern ein richtiges ordentliches Dorf«, sagt Dr. Sebastian Sommer, stellvertretender Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Muss Moosach aufgrund dieses Knochenfundes nun also seine Geschichte neu schreiben? Ja und nein. »Ich habe mich richtig gefreut über den Skelettfund. Aber es überrascht uns gar nicht, dass Moosach schon älter ist«, erklärt Hannelore Schrimpf, SPD-Sprecherin im Moosacher Bezirksausschuss. »Wir haben uns schon gedacht, dass Moosach wesentlich länger besiedelt ist. Die 1200-Jahr-Feier bezog sich auf die älteste Urkunde, in der Moosach erwähnt wurde. Die Geschichte davor war nicht durch Dokumente zu belegen«, erläutert die Stadtteilpolitikerin weiter. Bislang gilt das Jahr 807 als erste urkundliche Erwähnung des heutigen Münchner Stadtteils und damit als die Geburtsstunde Moosachs.

Eigentlich ist es aber noch viel, viel älter: schon 3000 Jahre. Die Archäologen hätten bei den aktuellen Grabungen an der Franz-Fihl-Straße Reste einer 3000 Jahre alten Siedlung aus der späten Bronzezeit um 1000 vor Christus gefunden, berichtet Sommer, zugleich Landeskonservator. Die Spezialisten seien auf braune Flecken im Kies gestoßen, heute Anhaltspunkt für frühere Pfosten- und Abfallgruben aus Holz. Auch Scherben aus jener Zeit seien gefunden worden. Der Befund auf dem Grundstück sei sehr vielfältig und lasse auf drei verschiedene Zeitepochen von Siedlungstätigkeit in diesem Bereich schließen, aber wohl nicht durchgehend: vor 3000 Jahren (in der Bronzezeit um 1000 vor Christus), vor 1300 bis 1400 Jahren (im frühen Mittelalter um 600 bis 700 nach Christus) und vor 300 Jahren (im 17. und 18. Jahrhundert).

So haben die Spezialisten nicht nur das Skelett entdeckt, sondern auch zahlreiche Brunnen aus verschiedenen Epochen: einen sehr alten, nur zwei Meter tiefen Brunnen sowie Kanäle aus Holz aus dem Mittelalter, berichtet Landeskonservator Sommer.

Seit Ende Juni sind die Archäologen auf dem Grundstück auf der Südseite der Franz-Fihl-Straße/Ecke Meißener Straße tätig. Die Arbeiten sollen noch bis Ende August dauern. Der private Investor sei dazu verpflichtet, bei einem Neubau im Umfeld historischer Stätten zuvor den Untergrund auf mögliche alte Siedlungsspuren untersuchen zu lassen, erläutert der stellvertretende Leiter des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Bei dem Skelett handele es sich um einen Mann, zwischen 50 und 60 Jahre alt und zwischen 1,65 und 1,70 Meter groß. Sommer geht davon aus, dass es kein normales Begräbnis war: Dann wäre der Mann auf einem Ortsgräberfeld bestattet worden – im Liegen. Stattdessen fand man das Skelett sitzend gegen die Wand gelehnt im Inneren eines alten, bereits still gelegten Brunnens. »Es muss eine Sonderbestattung gewesen sein«, vermutet der stellvertretende Amtsleiter.

Das komplette Skelett kommt in die anthropologische Staatssammlung. Dort würden die Knochen vermessen, auf Krankheiten geprüft und auch die Zähne würden untersucht, so Sommer. Was dann mit dem Ur-Moosacher passiert, stehe derzeit noch nicht fest. Der Landeskonservator hofft, dass das Skelett dort bleiben und aufbewahrt werde. Fast direkt gegenüber des jetzigen Knochenfunds an der Franz-Fihl-Straße hat man im vergangenen Oktober auf deren Nordseite auf der früheren Pfarrwiese, die direkt an Friedhof und alte St.-Martins-Kirche angrenzt, ebenfalls Fundstücke entdeckt: einige Gegenstände wie Keramikscherben aus der Bronzezeit um 1300 vor Christus . Außerdem fanden die Archäologen Hinweise, dass es an dieser Stelle im Mittelalter um die Zeit 1000 nach Christus einen Brunnen sowie Haupt- und Nebengebäude eines Gehöftes gegeben habe. Wally Schmidt

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