Ein Fußballplatz voller Kinder: Mehrere hundert kleine Fußballspieler tummelten sich auf dem neuen Kunstrasenplatz des TSV Moosach-Hartmannshofen, als am vergangenen Freitag die offizielle Einweihung stattfand.
Die Jüngsten waren fünf Jahre alt »und sind gerade den Windeln entwachsen«, sagte Vereinspräsident Heinz Zellner schmunzelnd vor Festgästen, Fußballspielern, Trainern und Vereinsmitgliedern. Nicht zu vergessen die Nachbarn von der Lechelstraße: »Wir haben schnell gebaut und wir haben laut gebaut. Aber jetzt ist Ruhe«, sagte der Chef des TSV Moosach-Hartmannshofen und dankte den unmittelbaren Anwohnern für ihr Verständnis. Gleich zweierlei Dank gab es für die Stadt München. Zum einen habe sie einen »dicken Batzen Geld als Zuschuss locker gemacht, mehr als sonst üblich«. Zum anderen erteilte die Stadtverwaltung nach anfänglichem kategorischem »Nein« schließlich doch noch eine Baugenehmigung für das neue Spielfeld. Denn die Sportanlage liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und die Untere Naturschutzbehörde im städtischen Planungsreferat hatte wegen der Versiegelung des Bodens durch den Kunstrasenplatz ihr Veto eingelegt. Vereinspräsident Zellner ging aber nicht näher auf die Details ein, sondern sagte nur so viel: »Es war sehr schwierig.«
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Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU), deren Tochter beim TSV Moosach-Hartmannshofen Fußball spielt, wurde deutlicher: »Es war
eine intensive Auseinandersetzung mit der Stadt.« So habe Wittmann die Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde gefragt, warum diese denn den Bau des Kunstrasenfeldes als solch ein Problem ansähen, das man nicht lösen könne Wittmann wies eigenen Angaben zufolge die Behördenvertreter darauf hin, dass das Vereinsgelände auch als Schulsportplatz für die nahe Haldenbergerschule diene: »Die Grundschule hat keinen Sportplatz, wenn hier alles unter Wasser steht«, hatte die Politikerin den Behördenvertretern gegenüber argumentiert. Am Ende, so Vereinspräsident Zellner, habe man sich auf einen Kompromiss verständigt: Unter anderem legt der Verein nahe der Schlossmauer eine 3000 Quadratmeter große ökologische Ausgleichsfläche mit Magerrasen an. Im Übrigen versiegele der neue Kunstrasenplatz den Boden gar nicht, so Zellner, ein Großteil des Regenwassers könne versickern.
Schließlich erteilte die Stadt doch noch die Baugenehmigung. Nur zehn Tage später erfolgte Mitte Mai dieses Jahres der Baubeginn. Nach nur drei Monaten war der neue Platz fertig gestellt. Solch eine rasche Realisierung habe Wittmann selten erlebt, lobte die Moosacher Stadträtin die Verantwortlichen des Projektes beim TSV Moosach-Hartmannshofen. »Ich hoffe auf große Siege aller Mannschaften«. Es sind immerhin 23 an der Zahl: von der ersten Herren-Mannschaft bis hin zu den Jüngsten, der F 4. Fußball sei im Trend, wie die vielen Kinder- und Jugendmannschaften des Moosacher Traditionsvereins beweisen.
Doch ohne die Mütter und Väter gehe bei den Heim- und Auswärtsspielen der Kleinen gar nichts, ergänzte die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (SPD), deren Sohn früher auf dem Vereinsgelände Fußball spielte.
»Wer fährt?«, »Wer wäscht die Trikots?« und »Wer macht das Essen?«, diese Fragen gehörten früher wie heute zum Alltag der Eltern von fußballbegeisterten Kindern. Die Moosacher Politikerin wünschte den anwesenden Kinder- und Jugendmannschaften für die weiteren Punktspiele »viel Spaß, keinen Beinbruch und viele Tore«, so Stachowitz.
1150 Mitglieder hat der Verein, davon mehr als 500 in der Fußballabteilung. Die beiden Fußballfelder sind durch das Vereinstraining, die Punktspiele und den Schulsport stark belastet. Vor zweieinhalb Jahren »war der Platz wieder unter Wasser und gesperrt. Da kam die Idee auf: Warum bauen wir nicht auch einen Kunstrasenplatz«, erinnerte Zellner an die Anfänge des Projektes. Andere Sportvereine hätten damals längst solch ein Spielfeld gehabt. Beim TSV Moosach-Hartmannshofen habe man zunächst weder über die Kosten noch über das Genehmigungsverfahren Bescheid gewusst. Insgesamt kostete der Kunstrasenplatz 635.000 Euro.
Der Verein kam auf die Idee der Rasen-Patenschaften: Diese seien eher »virtuell« zu verstehen, so Zellner. Vier Quadratmeter kosten 50 Euro. »Ob Sie es glauben oder nicht, es sind 40.000 Euro zusammengekommen.«
Einige Vereinsmitglieder hätten außerdem Privatdarlehen gegeben. Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) beteiligte sich an der Finanzierung, ebenso die Landeshauptstadt. Sie gewährte den üblichen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent und das übliche Darlehen von zehn Prozent, macht zusammen 254.000 Euro, sowie einen Sonderzuschuss in Höhe von 120.000 Euro: Summa summarum stellte die Stadt München insgesamt 370.000 Euro bereit. Denn das Vereinsgelände ist auch Schulsportplatz: So ließ die Stadt schon vor vielen Jahren neben den beiden Fußballfeldern auf dem Vereinsgelände für die Schüler der nahen Haldenbergerschule eine 100-Meter-Tartanbahn bauen sowie eine Weitsprunggrube und ein Tartan-Spielfeld.
Eineinhalb Stunden nach der feierlichen Einweihung bestritten die E 1-Junioren des TSV Moosach-Hartmannshofen das Eröffnungsspiel gegen den SV 1880 München auf dem neuen Kunstrasenplatz. »Wir freuen uns auf einen ordentlichen Spielbetrieb im Herbst«, resümierte Hans Thoma, der die Fußballabteilung des Moosacher Traditionsvereins leitet. Endlich vorbei sind nun die Zeiten, dass der Hauptplatz unter Wasser steht. Schlussendlich segneten Pfarrer Leslaw Magdziarek und Pfarrer Michael Hoffmann den neuen Platz. Wally Schmidt