Der Termin für die öffentliche Trassenbegehung am 21. April war sehr gut gewählt. Denn heute am 2. Mai steht die Umfahrung Kirchtruderings auf der Tagesordnung des Münchner Stadtrates. Das gab Hans Podiuk (CSU) am Startpunkt der Wanderung bekannt.
Durch, um oder vorbei an Kirchtrudering
Kirchtrudering · Trassen-Streit Themenseite zur Erarbeitung des optimalen Verkehrskonzepts
Das Interesse an einer Trasse ist groß, weil die Verkehrssituation Am Mitterfeld schon länger sehr angespannt und anstrengend für Anwohner, Pendler und Besucher der Riem Arcaden ist. Für die über 80 Teilnehmer wurde der Weg am Rande des Riemer Parks so zu einem durchaus vergnüglichen Info-Spaziergang.
Sowohl die Befürworter der neuen Trasse als auch Kritiker haben sich beim Samstagsspaziergang davon überzeugt, wo die Umgehungsstraße entlanglaufen soll. Ebenso perfekt wie das Wetter am Begehungstag, glaubt die Bürgerinitiative Pro Umfahrung Kirchtrudering, wäre eine Entlastungstrasse direkt vom Rappenweg bis zur Joseph-Wild-Straße. Bei der Frage der Umfahrung sind sich die Politiker weitgehend einig, wie die Stadträte Hans Podiuk, Dr. Georg Kronawitter und Robert Brannekämper (CSU), Dr. Michael Mattar (FDP) und der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) einhellig betonten. Ingo Mittermaier (SPD) musste wegen Krankheit kurzfristig absagen.
Die Befürworter wollen jetzt massiver werden. Sie sammelten Unterschriften, die den Oberbürgermeister für die Diskussion heute im Stadtrat einstimmen sollten. Denn eigentlich will das Münchner Planungsreferat, laut Hans Podiuk, überhaupt keine Umfahrungsstraße bauen: »Das Einzugsgebiet der Trasse ist klein, das Interesse der Stadt deshalb gering. Nur durch unsere Initiative kann sich jetzt etwas bewegen.« Auch Dr. Georg Kronawitter (CSU) betonte die Bedeutung des richtigen Zeitpunkts. Es sei ein großer Erfolg, dass sich der Stadtrat durch den Druck von CSU, SPD und FDP nun mit dem Thema befasse. »Wir kommen nur weiter, wenn wir eine gemeinsame Position verfolgen«, so Podiuk. Deswegen sei auch noch eine Kombination aus Trasse 1 und 3, die die SPD ins Gespräch gebracht hatte, zu diskutieren. Gleichzeitig warnte Podiuk vor allzu teuren Forderungen wie der lärmmindernden Troglösung, denn die Baukosten würden eine große Rolle spielen.
Unerwünscht:
Umgehungsstraße im Neubaugebiet
Die große Variante, die vom Planungsreferat der Stadt als Trasse drei angedacht ist, möchten Andreas Löffler und seine Mitstreiter durchsetzen. Der Sprecher von Pro Umfahrung betont: »Andere Lösungen wollen wir nicht. Diese würden dann wieder Am Mitterfeld einmünden, die Verkehrssituation nicht wesentlich verbessern und keine schnelle Verbindung ermöglichen.« Eine neue Straße entlang der ehemaligen Flughafentribüne biete dagegen die Möglichkeit, gleich über den Hüllgraben weiter´zufahren. Kritiker, wie Herbert Danner (Bündnis 90/Grüne), geben dagegen zu bedenken, dass eine Umgehungsstraße »kein Allheilmittel gegen die stetige Zunahme des Autoverkehrs im gesamten Stadtteil Trudering ist.«
Wo genau soll die Straße am Riemer Park entlanglaufen?
Die Teilnehmer am Parkspaziergang konnten erleben, wo die Straße den Rand des Riemer Parks tangieren würde. Dass sie nur dort und auf keinen Fall weiter in den Park hinein gebaut werden soll, betonen die Befürworter der Trasse. An der alten Flughafentribüne ist bereits eine kleinere Asphaltstraße vorhanden, auf der man entlang ging. Hier wies Andreas Löffler darauf hin, dass die Tribüne in ihrem jetzigen Zustand sowieso umgestaltet werden müsse und deshalb einem Straßenbau nichts im Wege stünde. Im Augenblick ist der lange Betonbau wegen seiner Baufälligkeit eingezäunt. Beim nächsten Stopp der Demobegehung zeigte er die Abstände zum noch kommenden Bauabschnitt 4 der Messestadt »gefühlte 150 Meter« und zur Bebauung in Kirchtrudering. Für die Anwohner auf beiden Seiten, insbesondere für die Messestadt, würde die Umgehung eine Lärmbelastung verursachen, wobei jeweils noch ein Schutzabstand vorhanden wäre. Dass der Lärmschutz und die Wohnqualität für die noch nicht gebauten Häuser und ihrer zukünftigen Bewohner bei der Stadt München mehr Gewicht haben könnte, als die Entlastung der altansässigen Truderinger, erboste einige Teilnehmer der Begehung.
Etwas später auf dem Trassenspaziergang an einer idyllischen Stelle führte Kronawitter aus, dass der Park hier auf keinen Fall so bleibe, wie er heute ist. Die beiden Neubaugebiete 4 und 5 kommen, das ganze Großraumgebiet sei hochgradig in Bewegung und werde noch überplant »und wir wissen ja alle, was das bedeutet.« Gegner wie Befürworter der Umfahrung waren sich einig, dass eine so- genannte Billiglösung mitten durch das zukünftige neue Wohngebiet, der Arrondierung Kirchtruderings, abzulehnen sei. Die Befürworter glauben, dass wenn dieser Bauabschnitt 5 (Wohnbebauung Kirchtrudering) und der Bauabschnitt 4 der Messestadt abgeschlossen sind, eine Umfahrung keine Chance mehr hätte. Erst einmal ein Moratorium abwarten will dagegen Herbert Danner. Er ist wie die Mehrheit in der letzten Bürgerversammlung, die Gegeninitiative »Keine Umfahrung Kirchtrudering« und der Bund Naturschutz gegen die Straße und warnt außerdem vor möglichem Widerspruch des Landschaftsarchitekten Gilles Vexlard, der das Gesamtkonzept entworfen und somit Planungsrechte am Park hat.
Erst im Herbst soll es eine endgültige
Entscheidung geben
Hans Podiuk gab am letzten Punkt der Begehung zu, dass es bis zum Bau der Straße ein sehr langer Weg sein werde. Einige Teilnehmer denken deswegen, dass ihr Einsatz heute nur der nächsten Generation zugute kommen kann. Das Argument, dass auch der Schulweg zum neuen Truderinger Gymnasium auf den Straßen besser werde als der Radweg durch den Riemer Park mit den anschließenden Gefahrenpunkten, kann daher im
Augenblick nicht überzeugen. Mit einer offen und freundlich geführten Diskussion endete die interessante Begehung. Auch nach einem positiven Signal des Stadtrates am 2. Mai werden die
Aktionen weitergehen, denn erst im Herbst soll
die endgültige Entscheidung fallen. bus