Veröffentlicht am 15.05.2012 00:00

Trudering/Kirchtrudering · Bufdi in Trudering


Von red
Christian Maier (2. von li.) und Karen Maurer in der Wohngruppe Am Mitterfeld, mit den Bewohnern Florian Sonderegger (li.) und Christian Wolff (re.).	 (Foto: bus)
Christian Maier (2. von li.) und Karen Maurer in der Wohngruppe Am Mitterfeld, mit den Bewohnern Florian Sonderegger (li.) und Christian Wolff (re.). (Foto: bus)
Christian Maier (2. von li.) und Karen Maurer in der Wohngruppe Am Mitterfeld, mit den Bewohnern Florian Sonderegger (li.) und Christian Wolff (re.). (Foto: bus)
Christian Maier (2. von li.) und Karen Maurer in der Wohngruppe Am Mitterfeld, mit den Bewohnern Florian Sonderegger (li.) und Christian Wolff (re.). (Foto: bus)
Christian Maier (2. von li.) und Karen Maurer in der Wohngruppe Am Mitterfeld, mit den Bewohnern Florian Sonderegger (li.) und Christian Wolff (re.). (Foto: bus)

»Anfangs war es extrem schwer, sich an den Schichtdienst zu gewöhnen«, schildert Christian Maier den Start seines Bundesfreiwilligendienstes Am Mitterfeld. Nach dem Abitur war der 19-Jährige viel mit Freunden unterwegs.

Als er im letzten September in der Wohngruppe der Pfennigparade sein Jahr als Bufdi begann, musste er sich umstellen. 26 Erwachsene mit körperlichen Behinderungen, oftmals Muskeldystrophiker, das sind Menschen mit einer fortschreitenden erblichen Muskelerkrankung, leben Am Mitterfeld 7. Teilweise arbeiten sie auch hier in einer Werkstätte. Einige von ihnen können selbst kochen und sich versorgen, andere müssen intensiver gepflegt und teilweise beatmet werden. Auch für Karen Maurer, die ebenfalls nach ihrem Schulabschluss ans Mitterfeld kam, war der Anfang ihres Freiwilligen Sozialen Jahrs nicht ganz leicht. Ihre Tätigkeiten unterscheiden sich nicht von denen der Bufdis.

Mittlerweile ist der Job für die junge Frau aus Freising trotz der täglichen Anforderungen entspannt. Ob sie spät oder früh arbeitet, wird im Wunschdienstplan geregelt. Allerdings bleibt es bei 39 Stunden pro Woche und 26 Urlaubstagen im Jahr. Privat freut sie sich über neue Kontakte zu anderen Jugendlichen, die sich für ein Jahr in der Behindertenarbeit engagieren. Wer sich für mindestens ein halbes Jahr verpflichtet, erhält 390 Euro pro Monat für seinen Einsatz, wenn er noch zu Hause wohnen kann. Dazu kommt ein Monatsticket für den Öffentlichen Nahverkehr. Karen Maurer wohnt in einer WG mit anderen jungen Frauen in Giesing. Die Wohnung stellt die Pfennigparade kostenlos zur Verfügung, Deshalb bekommt sie nur 350 Euro pro Monat ausgezahlt.

Für Christian Maier war dagegen klar, dass er in Weißenfeld bei Vaterstetten bleibt. Deswegen ist sein Einsatzort Am Mitterfeld für ihn ideal. Weil er, obwohl die Bundeswehr ihm schon alle Papier zugeschickt hatte, nun als erster Jahrgang nicht mehr eingezogen wird, hat er sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden. »Ich wusste schon, dass ich beruflich was Soziales machen will, hatte aber keinen Ahnung was«, sagt er. »Deshalb wollte ich eigentlich Zivi werden. Außerdem gehöre ich zum ersten G8-Jahrgang in Bayern. Da ging alles ein Jahr schneller und ich war gar nicht richtig auf die Zeit nach der Schule vorbereitet.« Die beiden haben sich bereits frühzeitig bei der Pfennigparade beworben, aber auch wer sich kurzfristig entscheidet, hat gute Chancen. Es werden zahlreiche Stellen besetzt, durch Krankheit oder Ausscheiden nach einem halben Jahr gibt es immer wieder offene Plätze. Wer will, kann die Zeit als Bufdi auch noch

verlängern.

Vor Ort in der Wohngruppe, in den Schulen oder Werkstätten entscheidet sich dann für den Bewerber, ob er angenommen wird. Er selbst kann ausprobieren, wie sich sein neuer Einsatzort anfühlt und auch die Bewohner dürfen mit entscheiden, wer zu ihnen passt. »Bei der Arbeit hier wird einem nichts geschenkt«, sagt Maier. »Aber ich bin sehr schnell viel selbstständiger geworden.«

Nach einer zweimonatigen Einarbeitungsphase arbeitet man so eigenverantwortlich wie ein erfahrenes Teammitglied und muss auch alleine ran. »Meine Hemmungen gegenüber Behinderten sind verschwunden. Auch im Alltag gehe ich heute ganz anders und selbstverständlicher auf Menschen im Rollstuhl zu«, ergänzt Maurer.

Außerdem gibt es zahlreiche Fortbildungen, bei denen sich die Freiwilligen immer wieder treffen und beispielsweise rückenschonende Hebetechniken lernen. Bereits jetzt steht für die beiden fest, dass sie auch weiter im Sozialen Bereich arbeiten wollen. Karen Maurer bewirbt sich um einen Bachelor-Studienplatz für Soziale Arbeit. »Durch meinen Einsatz hier habe ich nun zusätzliche Pluspunkte und werde den Numerus Clausus schaffen«, sagt sie. »Außerdem bin ich mir sicher, dass diese Ausbildung das Richtige für mich ist.« Sicher ist sich auch Christian Maier geworden. Er will Ergotherapeut werden: »Hier habe ich einige Ergotherapeuten bei der täglichen Arbeit mit unseren Bewohnern erlebt. Ich weiß nun, dass dieser Beruf zu mir passt, auch wenn das Studium an einer privaten Einrichtung Geld kostet. Vielleicht bleibe ich vorab auch noch ein halbes Jahr länger hier in der Einrichtung.« Darüber hinaus können beide später auch stundenweise für die Pfennigparade als Betreuer arbeiten.

Außer bei der Pfennigparade kann man beispielsweise auch über das Rote Kreuz, den Paritätischen Wohlfahrtsverband oder die Katholische Kirche nach einer geeigneten Stelle als Bufdi suchen.

Auch zu Hause lebende Behinderte, wie Schüler, suchen in Trudering Vollzeit-Helfer und Betreuer. Sogar im Rettungsdienst fahren und arbeiten Bufdis mit. Für den neu geschaffenen Sozialdienst gibt es keine Altersbegrenzung, auch Erwachsene, etwa Berufswiedereinsteiger oder -Umsteiger können sich bewerben. »Für uns ist die Zeit in der Wohngruppe Am Mitterfeld eine anspruchsvolle Periode und eine sehr gute Erfahrung«, da sind sich Karen und Christian einig. bus

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