Die Anwohner entlang der Schleißheimer Straße wehren sich weiterhin gegen einen Autobahnzubringer vor ihrer Haustüre. Mehrere Redner lehnten bei der Milbertshofener Bürgerversammlung eine mögliche Verlängerung der Schleißheimer Straße ab. Sie würde nach Norden fortgeführt und an die A 99 angebunden. Bürgermeisterin Christine Strobl, die die Versammlung im Kulturhaus Milbertshofen leitete, stellte klar, dass »noch nichts entschieden ist«.
Wer bekommt den Autobahnzubringer?
Hasenbergl-Feldmoching-Nordhaide · Familienfreundlich und direkt auf die A 99
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Die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) vom Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart gab bekannt, dass die außerordentliche Bürgerversammlung zum Verkehrskonzept München-Nord »sicher noch in diesem Jahr stattfindet« wohl Ende dieses Jahres im November oder Dezember. Die Versammlung sei für die Stadtbezirke Milbertshofen-Am Hart, Feldmoching-Hasenbergl und Schwabing-Freimann. Denn im Falle einer Anbindung der Schleißheimer Straße an die Autobahn wären Anwohner aus vielen Stadtteilen betroffen.
Die Stadtverwaltung hatte mehrere Varianten für einen Autobahnanschluss im Münchner Norden prüfen lassen. Eher unwahrscheinlich erscheint derzeit eine Anbindung bei Feldmoching. Diese Variante hätte mehr Nachteile als Vorteile, berichtete die Bürgermeisterin.
Die Verlängerung der Schleißheimer Straße »hat auch große Nachteile, aber sie hat auch einen gewissen verkehrlichen Nutzen«, betonte Strobl. Dazu würden nun weitere Untersuchungen durchgeführt. Die Entscheidung, ob und wenn ja wo die Stadt im Münchner Norden einen neuen Autobahnanschluss baut, muss der Stadtrat aber erst noch treffen.
Die Bürgermeisterin warb vorab um Verständnis für den möglichen Bau einer neuen Autobahnanbindung. Zum einen seien die Straßen im Münchner Norden schon jetzt überlastet. Und zum anderen gebe es dort eine weitere Siedlungsentwicklung. Aus diesen Gründen gelte es, das Straßennetz zu optimieren, um den Verkehr aufrechterhalten zu können.
Seit vielen Jahren stellt die Stadtverwaltung Überlegungen an. Doch nun läuft wohl alles darauf hinaus, die Schleißheimer Straße zu verlängern. Dazu hält die Verwaltung den Bau eines Tunnels für notwendig, und zwar wegen des angrenzenden Naturschutzgebietes Panzerwiese und Hartelholz. Es sei immer die Rede von diesem FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat), erboste sich eine Anwohnerin. Die Stadt wolle einen Tunnel zum Wohle von Pflanzen und Tieren bauen. »Aber der Mensch ist doch wichtiger als die Tiere und Pflanzen«, stellte die Bürgerin klar. Sie wollte wissen, ob »auch eine Studie über das Wohlergehen der Anwohner der Schleißheimer Straße erstellt wird?«.
Ein anderer Redner wies zudem darauf hin, dass auf beiden Seiten der Schleißheimer Straße viele Menschen leben, dass der mögliche Autobahnanschluss aber hauptsächlich wegen eines Autokonzerns erfolge. Da könne doch etwas nicht stimmen, wenn zuerst die Interessen der Industrie kämen, dann die schutzbedürftigen Tiere und Pflanzen »und erst zum Schluss kommt der Mensch«. Und vor allem werde ganz vergessen, dass Lärm viele Krankheiten auslöse.
Sehr betroffen seien die Bewohner im Neubauviertel Nordhaide, die in den neuen Häusern entlang der Schleißheimer Straße nahe dem Einkaufszentrum Mira leben. Diese Häuser seien nur neun Meter von der Straße weg, schilderte ein Stadtteil-Bewohner die aktuelle Situation. Sollte der Autobahnanschluss tatsächlich kommen, »dann wäre damit für uns Anwohner eine unzumutbare Lärmbelästigung verbunden«.
Falls die Stadt tatsächlich an der A 99 eine neue Ausfahrt baue, müsse für entsprechenden Lärmschutz gesorgt und ein viel längerer Tunnel unter der Schleißheimer Straße gebaut werden: von der A 99 im Norden bis hinunter zur Augustin-Rösch-/ Rathenaustraße. Und nicht nur bis zum Goldschmiedplatz oder bis zur Dülferstraße, wie von der Stadt vorgeschlagen. Eine andere Rednerin hielt den Bau eines Tunnels, egal in welcher Länge, indes für einen »Schildbürgerstreich«. Denn ein Teil der Schleißheimer Straße sei erst kürzlich »mit viel Aufwand und wahrscheinlich hohen Kosten« saniert worden. Durch den Bau eines Tunnels wäre das alles umsonst gewesen. Deshalb forderte die Bürgerin von den Stadträten folgendes: »Ich bitte alle Parteien, sich dafür einzusetzen, dass kein Zubringer zur A 99 durch unser Wohngebiet gebaut wird.« Stattdessen müsse die Stadt nach anderen Möglichkeiten suchen, um den Verkehr im Münchner Norden in den Griff zu bekommen. Dazu schlug ein Anwohner vor, einen riesigen Park-and-ride-Parkplatz an der A 99 zu bauen als die Schleißheimer Straße zu verlängern.
Ein anderer Redner forderte, dass der Stadtrat erst Beschlüsse treffen dürfe, wenn zuvor ein Katalog für Lärmschutzmaßnahmen erstellt und dieser mit den Anwohnern abstimmt worden sei.
Wally Schmidt