Ich bin ein Münchner Kindl. Trotzdem muss ich hier und heute ein Geständnis machen, das mir als Bayerin wahrscheinlich schwerer von den Lippen geht, als einem Alkoholiker das Suchtbekenntnis: Ich besitze kein Dirndl, keine Lederhose kein Hirschhornknopf hat meinen Kleiderschrank jemals von innen gesehen.
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Und das, obwohl der Münchner Dresscodedruck in Sachen Trachten in den Tagen vor der Wiesn immer größer wurde. Seit Wochen schon gehört Großkariertes, Geschürztes und Gegerbtes wieder zum modischen Alltag auf unseren Straßen. Heuer habe ich dem Druck, auch ohne entsprechendes Outfit die Wiesnzeit zu überstehen, nicht standgehalten: Ich war zum ersten Mal beim Trachtenausstatter. Und nicht bei einem etablierten, sondern rein interessehalber bei einem mit Dumping-Dirndl-Preisen. Mit Ensembles, die kaum den Hintern bedecken, in schreienden Farben, die jeder traditionellen Kleiderwahl spotten. Mit Mädchen und Buben, die sich in grellem Neonlicht und auf nacktem Betonboden um die Trachtenauswahl drängen, um sich möglichst hip fürs Volksfest auszustaffieren. In der Atmosphäre eines pseudobayerischen H&M quasi. Ernüchtert habe ich den Laden wieder verlassen. Ohne Dirndl, ohne Hirschhorn, ja nicht mal ein Kropfband ist es geworden. Tracht trendy zu tragen macht Spaß und das soll es auch. Aber Tracht tragen soll bitte nicht nur zum Modegag verkommen es geht schließlich um Tradition. So seh ich das.