Veröffentlicht am 21.11.2024 20:00

Gemeinsamkeiten zwischen 1860 und Aachen


Von Alfons Seeler
Fußballvergnügen: Aachener Tivoli. (Foto: Peter Tritthart (Wikipedia CC BY))
Fußballvergnügen: Aachener Tivoli. (Foto: Peter Tritthart (Wikipedia CC BY))
Fußballvergnügen: Aachener Tivoli. (Foto: Peter Tritthart (Wikipedia CC BY))
Fußballvergnügen: Aachener Tivoli. (Foto: Peter Tritthart (Wikipedia CC BY))
Fußballvergnügen: Aachener Tivoli. (Foto: Peter Tritthart (Wikipedia CC BY))

Es gibt unübersehbare Parallelen zwischen Alemannia Aachen und dem TSV 1860 München. Beide Klubs spielten gegen Anfang des Jahrtausends in der Bundesliga und verschuldeten sich im Überschwang des sportlichen Erfolgs mit ehrgeizigen Stadionneubauprojekten erheblich, ehe sie sich im Amateur-Lager wiederfanden. Diesen Samstag führt sie erstmals seit zwölf Jahren wieder ein Pflichtspieltermin zusammen.

Bei den Nordrhein-Westfalen wurde der 2008 begonnene Neubau des Tivoli zum finanziellen Desaster, in dessen Folge die aus dem Mutterverein ausgelagerte Profifußballgesellschaft zweimal Insolvenz anmelden musste. In München entpuppte sich die Beteiligung am Bau der 2005 eröffneten Allianz Arena für die Löwen als ein Millionengrab. Am Ende der Spielzeit 2016/2017 stürzte der TSV 1860 München, finanziell ausgeblutet, bis in der Regionalliga Bayern ab.

Ende 2012 mussten die Schwarz-Gelben erstmals einen Insolvenzantrag stellen. Gläubiger meldeten damals Forderungen in Höhe von 69 Millionen Euro an. In der Presse war von geschönten Bilanzen und teuren Krediten die Rede, die zu einem riesigen Finanzloch geführt haben sollen. Stadt und Land hatten Bürgschaften in zweistelliger Millionenhöhe übernommen und fühlten sich „belogen, betrogen und über den Tisch gezogen”. Es erging Strafanzeige gegen den Geschäftsführer, gegen Aufsichtsräte und gegen die Wirtschaftsprüfer, die diverse Umschuldungen abgesegnet hatten. Finanzielle Altlasten sollen dabei kreativ verschleiert worden sein. Der Oberbürgermeister sprach von „krimineller Energie”.

Das Insolvenzverfahren der Alemannia Aachen GmbH wurde Anfang 2014 abgeschlossen. Doch knapp drei Jahre später musste die Gesellschaft erneut Insolvenz anmelden. Um Kosten zu reduzieren, gaben die Aachener in der Folge ihr Nachwuchsleistungszentrum auf und meldeten die zweite Mannschaft ab. Im Sommer 2018 wurde der Geschäfts- und Spielbetrieb schließlich auf den Mutterverein Aachener Turn- und Sportverein Alemannia 1900 e. V. rückübertragen und anschließend wieder in eine neu gegründete Tochtergesellschaft, die TSV Alemannia Aachen GmbH, überführt.

Der 2009 eröffnete „Neuen Tivoli” sollte den Klub einst wettbewerbsfähig halten und dauerhaft für die Teilnahme an der Ersten Liga qualifizieren. Sportlich rauschte die Alemannia zwischen 2007 und 2013 von der Bundesliga bis in die Regionalliga. Erst am Ende der Saison 2023/24 gelang Alemannia Aachen als Meister der Regionalliga Staffel West der Aufstieg in die 3. Liga und damit die Rückkehr in den Profifußball.

Wenn am Samstag der TSV 1860 München in Aachen gastiert, wird das rund 30.000 Plätze fassende Stadion wohl ausverkauft sein. An die 3.000 Fans der Weiß-Blauen begleiten nach Angaben des Klubs ihre Mannschaft in die westlichste Großstadt Deutschlands. (as)

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