Bayerns Bahn-Chef Klaus-Dieter Josel kam auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer (CSU) in die Fasanerie zum Bürgerdialog.
Bahnübergang Fasanerie
München Nordwesten: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie Themenseite zur Entschärfung des Nadelöhrs in der Fasanerie
Unter den 120 Anwesenden im Pfarrsaal St. Christoph gab es erneut große Meinungsunterschiede, ob man den Übergang am S-Bahnhof Fasanerie per Straßenunterführung oder durch Tieferlegen der Gleis-trasse beseitigen soll. Eines aber interessierte alle: der Zeitplan. Zunächst hielten sich die Verantwortlichen bedeckt. Dafür sei es wegen des »nicht einfachen Genehmigungsverfahrens« noch zu früh, betonte Roland Zeller vom Baureferat der Stadt. Man müsse erst Baurecht haben, ergänzte der Bahn-Chef. Dann nannte er auf Drängen doch einen groben Zeitplan: zwei Jahre Vorplanung, zwei Jahre Entwurfsplanung, zwei Jahre Planfeststellungsverfahren, macht sechs Jahre. Demzufolge könne der Spatenstich »allerfrühestens 2018« erfolgen, so Josel, falls keine Klagen der Anwohner kämen. Er stellte klar: Dieser Termin sei aber keineswegs verbindlich.
Noch in diesem Jahr wollten Bahn und Stadt München die Planungsvereinbarung für das Projekt unterschreiben. Danach können die städtischen Bauexperten mit der Vorplanung beginnen. »Die Stadt München ist Projektinhaber«, betonte der bayerische Bahn-Chef. Offiziell ist er »Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern«. Singhammer wies auf die Besonderheiten dieses Verkehrsprojektes hin: »Bestellen tut die Stadt, bauen tut die Bahn, und bezahlen tut der Bürger.« Das gesamte Vorhaben werde aus Steuergeldern finanziert. Die Stadt favorisiert den Bau einer Straßenunterführung mit Kosten von rund 21 Millionen Euro. Je ein Drittel davon übernähmen die Stadt München, die Bahn und der Bund. Die Tieferlegung der Gleistrasse würde hingegen einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen, berichtete der städtische Bauexperte Zeller. In dem Fall müsse sich die Landeshauptstadt mit 100 Millionen Euro beteiligen. Deshalb habe der Münchner Stadtrat entschieden, die viel preisgünstigere Variante weiter zu verfolgen, den Bau der Straßenunterführung. Dafür ist auch Bahn-Chef Josel: »Es ist die vernünftige Lösung. Wir von der Bahn stehen Gewehr bei Fuß.«
Unter den Bürgern fand diese Variante einmal mehr Befürworter und Gegner. Dr. Karl Ibinger aus der Fasanerie zeigte sich »froh« über diese Lösung. Zumal es dann für die vielen Fußgänger und Radler auch einen eigenen kleinen Tunnel auf Höhe des jetzigen Bahnübergangs geben werde. Andere Bewohner des Stadtteils lehnten die geplante Straßenunterführung kategorisch ab und forderten erneut die Tieferlegung der Gleistrasse.
»Die bessere Lösung verschwindet in der Schublade«, ärgerte sich Georg Aschauer von der Interessensgemeinschaft Fasanerie aktiv. Er warf der Stadtverwaltung vor, »über die Köpfe der Fasanerie hinweg« zu planen. Ein Bürger aus Moosach nannte die Tieferlegung der Gleise die »bessere Lösung«, für Hans Lacker vom »Aktionskreis Lärmschutz« wäre das die »Zukunftslösung«. Das werde zwar mehr kosten, »aber wir hätten eine Lösung, mit der jeder zufrieden wäre«, sagte Lacker.
Johann Hohenadl vom »Bürgerverein Lerchenau« sah das anders: »Die Leute in der Fasanerie sind geteilter Meinung.« Denn eins sei klar: Wenn die Feldmochinger Straße an dieser Stelle keine Bahnschranken mehr hat, dann werde dieser »Highway durch die Fasanerie« zu mehr Verkehr führen.
Im Planungsreferat der Stadt geht man jedoch von keiner so großen Verkehrszunahme aus. 10.000 Fahrzeuge pro Tag seien es jetzt, 13.000 nach der Beseitigung des Bahnübergangs und 15.400 im Jahr 2025. Das berichtete der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) aus einem Verkehrsgutachten des Planungsreferates. Darauf habe sich das Stadtteilgremium bei seinem einstimmigen Votum für den Bau der Straßenunterführung gestützt.
Freilich gab es beim Bürgerdialog auch Stimmen gegen Straßentunnel und Trog. Eine Bewohnerin des Stadtteils schlug vor, »es so zu belassen wie es ist«. Jeglicher Straßenausbau werde mehr Verkehr anziehen, untermauerte ein Bürger diese Ansicht. Seiner Meinung nach ist es deshalb »die beste Lösung«, den Bahnübergang beizubehalten.
Eine Bürgerin widersprach heftig und zeigte sich über die seit 30 Jahren währende Diskussion verärgert, denn »es passiert nichts. Also, bitte, reißt Euch mal zusammen«, appellierte die Frau an die Verantwortlichen bei Stadt und Bahn. Der Bundestagsabgeordnete im Münchner Norden, Johannes Singhammer, sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. Es gebe viel Stau vor dem Bahnübergang, die Schranken seien weitgehend geschlossen.
Dieses Ärgernis bestehe schon seit Jahrzehnten und es werde nicht besser, sondern schlechter. Fazit des Politikers: »Es ist das größte Verkehrsärgernis im Münchner Norden und auch im gesamten Stadtgebiet.« Zwar wünsche er sich die große Lösung, sprich die Tieferlegung der Gleise. Doch »vor allem brauchen wir eine rasche Lösung. Das ist das Entscheidende«.
Bahn-Chef Josel konnte dieses Ärgernis nachvollziehen, denn der Übergang sei wegen des Zugverkehrs in einer Stunde 30 Minuten lang geschlossen. Deshalb sei es wichtig, rasch eine Lösung zu finden. Josel schloss sich am Ende der eineinhalbstündigen Diskussion der Forderung von Stadtteilchef Auerbach an, der im Laufe des Nachmittags gesagt hatte: »Wir nehmen lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.«
Wally Schmidt