Er gehört in baulicher Hinsicht unbestritten zu den größten Sorgenkindern Altschwabings: der Wedekindplatz. »Wenn man nach dem Charme in unserem Viertel sucht, dann findet man ihn garantiert nicht hier«, sagt Werner Lederer-Piloty, Chef des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12). Nicht nur viele Anwohner würden unter diesem »toten Fleck« leiden, auch Touristen auf der Suche nach dem »legendären Schwabing« seien »mehr als irritiert«.
Nun aber kommt Bewegung in die Sache: Der Stadtrat hat auf Vorschlag des Baureferats beschlossen, den Wedekindplatz aufzuwerten. »Endlich«, befindet Lederer-Piloty. Man sei seit gut 30 Jahren schon dran, das anzuregen. »Das sind schon besonders dicke Bretter, die da gebohrt werden mussten.«
Was geplant ist, zeigen erste Visualisierungen. Grundsätzliches Ziel sei es, die Platzfläche neu zu ordnen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, sagt Florian Illing vom Baureferat. Die Flächen der Fahrbahnen, die den Platz umgeben, sollen reduziert und die Flächen für Fußgänger ausgeweitet werden. Man wolle, so Illing weiter, sowohl die abgesenkten Fahrbahnen, die ohnehin erneuert werden müssten, als auch die Fußgängerflächen im Bereich des Wedekindplatzes mit einem speziellen einheitlichen Belag gestalten. Durch den gleichen Belag werde der Platz besonders betont und erkennbar gemacht, erklärt Illing. Außerdem werden die Fahrbahn und die Bürgersteige der Feilitzschstraße saniert.
Zwischen Leopoldstraße und Wedekindplatz wird das vorhandene Großsteinpflaster durch Asphalt ersetzt, im Bereich zwischen Wedekindplatz und Biedersteiner Straße muss das Pflaster wegen des hier vorhandenen Ensembleschutzes erneuert werden. Die Bürgersteige werden neu belegt.
Mehr Fußgängerfreundlichkeit bedeutet gleichzeitig weniger Parkplätze. Beispielsweise der Bürgersteig vor dem »Drugstore« werde, so schildert es Lederer-Piloty, um die jetzige Parkbucht verbreitert. »Es kommt dem Platz zugute, wenn hier einiges an Autoblech wegkommt«, so der SPD-Politiker. Idealerweise müsste aus seiner Sicht auch der Autoverkehr, der hier über die Feilitzschstraße aus Richtung Ifflandring abströmt, umgeleitet werden. »Aber das ist erstmal leider nicht durchzusetzen«, bedauert er.
Blickt man in diesen Tagen auf den Wedekindplatz, so liegen zwischen den ungeordneten Büschen und mitten im Schnee leere Wodka- und Schnapsflaschen. »Pennertreff«, würden manche erbosten Schwabinger sogar schimpfen, sagt Lederer-Piloty. Wenn sich hier ausschließlich Menschen treffen würden, um Alkohol zu trinken, schrecke das natürlich ab, sagt er.
Wucherndes Gestrüpp und herumliegende Alkoholflaschen sollen sowieso bald der Vergangenheit angehören. Die großen, erhaltenswerten Bäume, die den Platz prägen, bleiben laut Florian Illing bestehen. Die Flächen direkt unterhalb der Bäume, die heute mit Buschwerk bedeckt sind, sollen künftig Möglichkeiten zum Sitzen und Verweilen bieten. »Der bereits heute identitätsstiftende Brunnen kann dadurch besser zur Geltung kommen«, so Illing weiter.
Das Baureferat stand laut Illing laufend im Dialog mit dem BA, um die Ausführung der Platzgestaltung abzustimmen. Das Ergebnis sei ein »gemeinsam getragenes«.
Lederer-Piloty bestätigt, man habe sich in der Zusammenarbeit angenähert, die Folge sei ein guter Kompromiss. »Die Aufenthaltsqualität wird erheblich verbessert«, befindet der BA-Vorsitzende. »Der ganz große Wurf ist es allerdings nicht.« Wann genau die Umbauarbeiten anfangen, steht noch nicht fest. Bleibt zu hoffen, dass es nicht weitere 30 Jahre dauert.
Sylvie-Sophie Schindler