Tristesse Ade: Im Juni steigen am »Moosacher Stachus« Wasserfontänen hoch in die Luft und landen in einem ultramarin blauen Becken. Für den Brunnen »Ultramarin« des Künstlers Stefan Eberstadt haben nun die Arbeiten begonnen.
»Ein Brunnen für Moosach«
Moosach · »Ein Brunnen für Moosach« Themenseite zum »Moosacher Stachus« Moosachs Bewohner, Geschäftsleute und Stadtteil-Politiker lassen eine tolle Idee Wirklichkeit werden
Das Baureferat ließ die Fläche am Verkehrsknoten Dachauer/Bauberger/Pelkovenstraße sperren. Am 28. Juni 2013 wird das Wasserspiel eingeweiht pünktlich zur 100-Jahr-Feier der Eingemeindung Moosachs nach München.
Die Bürger hatten großen Anteil an dem außergewöhnlichen Stadtteilprojekt. Durch Spenden kamen 80.000 Euro zusammen: Der kleinste Betrag war gerade mal ein Cent, der größte 10.000 Euro. In den Spardosen, die in den Moosacher Geschäften standen, landete alles zwischen einem Cent und 20 Euro. Hinzu kamen die Überweisungen von Bürgern und Geschäftsleuten auf das »Brunnenkonto« des Gesamtvereins Moosach: Es waren meist Summen zwischen 25 und 1000 Euro. Da durfte sich auch die Stadt nicht lumpen lassen und machte 170.000 Euro locker. Schließlich entsteht an markanter Stelle im Viertel ein großes Wasserspiel. Das Baureferat rechnet mit Kosten von rund 250.000 Euro. Die Arbeiten würden von dem Künstler zusammen mit einer Fachfirma ausgeführt. Die Projektleitung liege beim Baureferat.
Zunächst muss die Brunnenstube mit der notwendigen Technik im Untergrund errichtet werden, dann das Fundament, das Brunnenbecken und die Einfassung des Brunnens. Dazu kommen die Fontänendüsen und Anderes. Das Baureferat prüft momentan, ob auf Wunsch des Bezirksausschusses eine Tafel mit den Namen der Sponsoren angebracht werden kann.
Für Johanna Salzhuber von der Moosacher SPD geht damit ein Traum in Erfüllung: den tristen Platz zu verschönern. Die Idee zu der Bürgeraktion hatte die Stadtteilpolitikerin im März 2009. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Viertel sollte ein Brunnen auf den langweiligen Verkehrsknoten kommen. Nicht irgendwann oder gar am Sankt-Nimmerleins-Tag, sondern zu einem besonderen Jubiläum im Sommer 2013: Dann jährt sich zum 100. Mal, dass das ehemalige Dorf Moosach nach München eingemeindet wurde. Um das Brunnenprojekt zu realisieren, musste man eben 80.000 Euro aus dem Stadtteil zusammen haben, und zwar bis zum Sommer 2012. Das war keine leichte Aufgabe, die sich der Bezirksausschuss da vorgenommen habe, seufzt Salzhuber nun im Nachhinein. »Man musste jede Gelegenheit im Stadtteil wahrnehmen.« Bei der U-Bahn-Eröffnung halfen Lokalpolitiker und Vereinsmitglieder zusammen: Sie schenkten Glühwein aus, verkauften Würstchen. Die Vereine starteten Aktionen und vieles mehr.
Auch die Initiatorin, Johanna Salzhuber, war eifrig: »Ich bin mit der Büchse rumgegangen. Und ich habe wahnsinnig viele Leute angesprochen, etwa bei Neujahrsempfängen«, erzählt die Stadtteilchefin. Der Bezirksausschuss startete Sammelaktionen, ebenso wie die Parteien. Die Moosacher CSU etwa sammelte bei ihrem Weinfest, genau wie einzelne Politiker. BA-Mitglied Angelika Bueb (CSU) erbrachte eine größere Spende aus Stiftungsmitteln.
Dem Moosacher Stadtrat und SPD-Fraktionschef Alexander Reissl sei es gelungen, größere Spenden von Firmen zu bekommen, berichtet Salzhuber. Schließlich war das Konto prall gefüllt: In gut drei Jahren waren durch die Bürgeraktion die 80.000 Euro zusammengekommen. »Wir haben es hingekriegt«, sagt die Initiatorin des Brunnenprojektes voller Stolz.
CSU-Sprecher Dr. Alexander Dietrich nennt es »eine großartige Gemeinschaftsleistung im Stadtteil. Es war eine sehr schöne Sache und eine Premiere, ein solch großes Projekt zu stemmen.« Es sei beeindruckend gewesen, wie sich die Vereine beteiligt hätten. Sein Fazit: »Der Stadtbezirk hat zusammengehalten.«
In den kommenden Wochen und Monaten errichtet das Baureferat auf dem »Moosacher Stachus« den Brunnen »Ultramarin« nach der Idee des Künstlers Stefan Eberstadt. Aus einem dreieckigen blauen Becken werden sieben Wasserfontänen bis zu 3,50 Meter in die Höhe schießen, nicht alle auf einmal.
Eine rotierende Scheibe verdeckt und schneidet die Wasserdüsen und sorgt damit für Abwechslung im Wasserspiel. Nachts werden die Fontänen beleuchtet. »Es ist ein klassischer Brunnen. Er passt sehr gut hierher«, so Salzhuber. Auch BA-Mitglied Kathrin Koop (SPD) ist begeistert, dass nun bald die Bauarbeiter und Bagger anrücken. Die Fläche ist mit Bauzäunen abgesperrt, »da sieht man, wie groß der Brunnen wird.«
Der Bezirksausschuss hatte aus seinem BA-Budget einen Kunstwettbewerb für das Projekt finanziert. Es gab viele Entwürfe, der spektakulärste war der »Schneemann« des Wiener Künstlers Manfred Erjautz. Danach wäre auf dem »Moosacher Stachus« ein zwei Meter hoher Schneemann aus weißem Marmor entstanden, der in einer Wasserspfütze steht und aus dessen Rumpf Wasser spritzt so als würde der Schneemann im Sommer schmelzen. Baureferat und Preisgericht hatten diesen Entwurf sehr gelobt und ihn favorisiert. Doch bei den Moosachern fand er wenig Gefallen. Die Kommentare im Gästebuch der Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse reichten von »albern«, »lächerlich« und »blöd« bis zu »unmöglich«.
Der Moosacher Bezirksausschuss setzte sich einstimmig gegen die Empfehlung der Jury und des Baureferates hinweg und votierte für die Realisierung von »Ultramarin«. Dazu gab es im Gästebuch der Ausstellung viele positive Äußerungen der Bürger: Gelobt wurde die »hohe, lebendige Fontäne«. Und gleich mehrere Moosacher fanden: »Dieser Brunnen sieht einfach am coolsten aus.« Wally Schmidt