Kehrtwende bei der Frage nach der Finanzierung des geplanten S-Bahn-Ringschlusses: Die vom Freistaat Bayern versprochenen Sondermittel für die Verlängerung der S 2 zum Münchner Flughafen existieren anscheinend gar nicht. Es muss für viele Erdinger wie eine schallende Ohrfeige gewirkt haben: Finanzminister Markus Söder war nach Schwaig gekommen nicht nur, um seine Lieblingsthemen wie Länderfinanzausgleich oder ausgeglichenen Haushalt zu behandeln, sondern auch, um deutlich zu machen, dass der Freistaat Bayern zu seinen Zusagen steht, was die Förderung der Verkehrs-Infrastruktur in der Flughafenregion angeht.
Sonderlasten brauchen Sondermittel, hatte Ministerpräsident Horst Seehofer stets betont. Doch die Trillerpfeifen der Startbahngegner, die aufmarschiert waren und Söder, der auch Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft ist, einen grimmigen Empfang bereitet hatten, waren noch nicht ganz weggepackt, da kam die kalte Dusche aus München. Denn die versprochenen Sondermittel sind plötzlich kein Thema mehr. Der S-Bahn-Ringschluss, so lautet die neueste Marschrichtung aus der Landeshauptstadt München, ist nicht mehr die Sache des Freistaates. Denn der Bund steige ja ein, da könne die Staatsregierung aussteigen. Dabei hatte gerade Erdings Oberbürgermeister Max Gotz, der bei Markus Söder nicht müde wurde zu betonen, dass Erding in der Verkehrsflut erstickt, immer darauf verwiesen, dass Seehofer bei den Erdingern im Wort stehe.
Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) hatte jedoch bei einer anderen Gelegenheit zum gleichen Thema schon angemerkt, dass er nicht wisse, was denn Seehofer mit solchen Sondermitteln meine. Solche Töpfe seien ihm nicht bekannt. Damit bekommt nebenbei auch die Opposition Recht. Die Vertreter von SPD und Grünen hatten sich auch schon laut gewundert, dass solche Sondermittel irgendwo im Haushalt eingestellt werden müssten, und den würden sie ja kennen. Jetzt ist die Katze also aus dem Sack: Es hat diese sogenannten Sondermittel nie gegeben. Die Bombe platzte kurz vor einer Sitzung im Planungsausschuss des Erdinger Stadtrates, und dort wurde die Kehrtwende natürlich auch zum Thema. Und Max Gotz konnte nichts anderes als mauern, was die Frage nach der Finanzierung des Millionenprojektes angeht. Gut möglich, dass die Rechnung erst nach der Kommunalwahl im nächsten Frühjahr präsentiert wird. Doch das wollte unter anderem Johanna Heindl von den Unabhängigen Wählern Erding nicht durchgehen lassen. Sie verlangte Aufklärung, mit welchen Kosten die Stadt zu rechnen habe. Das ist etwas, was die Leute interessiert, meinte Heindl.
Die Planungen für das Projekt, das den S-Bahn-Ringschluss hin zum Flughafen sowie die Errichtung eines neuen Erdinger Bahnhofes auf dem Gelände des Fliegerhorsts vorsieht, laufen schon lange. Die Kehrtwende aus München hat immerhin bewirkt, dass offen darüber geredet wird, wie das Ganze zu finanzieren ist.
sy