Veröffentlicht am 27.06.2013 00:00

München/Schliersee · Bluat vo da Gams, ein weiblicher Jennerwein?


Von red
Die Wildschützin Elisabeth Lackner (1845 – 1921), genannt Floitenschlag-Staude, in Festtagstracht. Fotografiert in der Zeit um den 1. Weltkrieg.                                     (Foto: Museum)
Die Wildschützin Elisabeth Lackner (1845 – 1921), genannt Floitenschlag-Staude, in Festtagstracht. Fotografiert in der Zeit um den 1. Weltkrieg. (Foto: Museum)
Die Wildschützin Elisabeth Lackner (1845 – 1921), genannt Floitenschlag-Staude, in Festtagstracht. Fotografiert in der Zeit um den 1. Weltkrieg. (Foto: Museum)
Die Wildschützin Elisabeth Lackner (1845 – 1921), genannt Floitenschlag-Staude, in Festtagstracht. Fotografiert in der Zeit um den 1. Weltkrieg. (Foto: Museum)
Die Wildschützin Elisabeth Lackner (1845 – 1921), genannt Floitenschlag-Staude, in Festtagstracht. Fotografiert in der Zeit um den 1. Weltkrieg. (Foto: Museum)

Wilderergeschichten und Heimatfilm, diese beiden Themen begleiten uns dieses Jahr im Freilichtmuseum. Im Eingangsbereich des Museums haben wir in Zusammenarbeit mit

dem Museumspädagogische Zentrum (MPZ) München eine kleine, aber feine Ausstellung installiert.

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Wer sie schon besucht hat, konnte sich bestimmt an manchen Filmausschnitt erinnern, nahm aber sicher auch etwas Neues mit nach Hause – oder wussten Sie vorher zum Beispiel schon, dass es auch weibliche Wilderer gab? Meist waren die Frauen eher als Abnehmer des Wildes oder Mitwisser in die Wilderei verwickelt, aber es gab tatsächlich auch Frauen, die auf die verbotene Pirsch gingen. Viel ist von den weiblichen Wilderern allerdings nicht überliefert, nur von der 1845 geborenen Floitenschlag-Staude, die mit bürgerlichem Namen Elisabeth Lackner hieß, wissen wir ein wenig. Sie soll als Kind schon von ihrem Vater ins Wildererhandwerk eingeführt worden sein. Als sie früh verwitwet und mit neun Kindern in bitterster Armut in der Floitenschlag-Hütte lebte, setzte sie dieses Können wieder ein, um sich und die Kinder zu ernähren. Ich würde sagen, ihre Methode war weiblich gewitzt. Angeblich hat sie Getreidekörner vor ihrer Behausung ausgestreut, um Wild anzulocken und dann von der Fensterbank aus geschossen. Verurteilt wurde sie nie und ich kann mir gut vorstellen, dass aufgrund ihrer bemitleidenswerten Situation der ein oder andere Jäger, dem dies nicht verborgen blieb, ein Auge zudrückte.

Das Thema Wilderei war in vielen Heimatfilmen immer wieder Teil der Handlung. Oder sollte ich besser sagen, ist Teil der Handlung? Denn der Heimatfilm ist kein Dinosaurier aus der Vergangenheit, auch heute gibt es zahlreiche Filmemacher, die gerne Geschichten aus ihrer Heimat verfilmen. Und gerade aktuell erfreut sich das Genre einer neuen Beliebtheit, egal ob als Film, TV-Serie oder Kriminalroman mit starkem Lokalkolorit. Namen wie Jörg Maurer, Andrea Maria Schenkel oder Franz Xaver Bogner fallen mir da neben vielen anderen ein, und natürlich Markus H. Rosenmüller. Sie alle arbeiten mit Themen aus ihrer Region – und Rosenmüller hat sich dieses Jahr beim Starkbieranstich am Nockherberg sogar eine kurze Auszeit vom Film genommen und dem Theater zugewandt. Er hat das Singspiel mit seiner Inszenierung wieder bayerischer, heimatlicher gemacht. Und im Theater, speziell im Laientheater, hat der lokale Bezug seit über hundert Jahren Tradition. So auch bei uns in Schliersee im Freilichtmuseum, wo wir Ihnen auch dieses Jahr bei den Dorffestspielwochen ein eindrucksvolles Freilichttheater präsentieren.

Am vergangenen Freitag war Premiere, und wir zeigen ihnen noch die kommenden drei

Wochenenden, jeweils freitags und samstags, die Wilderergeschichte „Jennerwein – Bluat vo da Gams“ von Sebastian Schlagenhaufer. Ich habe Ihnen bereits letzte Woche etwas über den Wildschütz Georg Jennerwein erzählt, aber was meint der Autor eigentlich mit „Bluat vo da Gams“? Zugegeben, auf den ersten Blick klingt das etwas blutrünstig, aber es handelt sich dabei um einen überlieferten Ausspruch der Wilderer. Je nach dem wie man ihn betont, hat er verschiedene Bedeutungen, am besten zu vergleichen mit „Sapparalott“ oder „Da legst di nieder“.

Man kann damit die Freude genauso gut ausdrücken wie einen Schock oder auch das Erstaunen, so wie in meiner Überschrift. Jennerwein zum Beispiel nutzt ihn im Stück anerkennend für einen besonders schönen Bock, verwendet „Bluat vo da Gams“ aber auch fluchend, als er auf dem Weg zum Kammerfenster erwischt wird. Diese Geschichte, die sich rund um den Schliersee zugetragen hat, erleben die Zuschauer direkt im Biergarten vor unserem altbayerischen Wirtshaus zum Wofen. Gespielt wird rundherum. Bei einem selbst gebrauten Museumsbier aus unserer Schöpfbrauerei und Wildschmankerln können Sie mit dem Girgl Jennerwein auf die Pirsch oder auch zum Fensterln gehen. Wobei, beim Fensterln wäre ich ja lieber allein.

Ich freu mich auf Sie!

north