Veröffentlicht am 22.09.2013 00:00

„Da schau her“ - Über Kinderbier und Schaumkronen


Von red

Das ist mal eine Wiesn-Neuheit, die meiner Großmutter selig eine Schaumkrone auf ihre Himmelsmaß zaubern wird. Sie hat zu Lebzeiten stets gepredigt, Kinder müssen langsam an das Bier herangeführt werden – eine Haltung, die wiederum meinen frühen Jugendzeiten sehr zugute kam.

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Denn bei der Oma gab’s immer ein Radler, denn bei ihr blieb es nicht beim bloßen Predigen. Für ein Räuscherl hat das nie gelangt, da war die biererfahrene Großmutter vernünftig genug. Aber tatsächlich hab ich wenig später schon genau gewusst, wo meine persönliche Überschallgrenze ist und wie mit unserem Bayern-Stoff so umzugehen ist – schon zu der Zeit, als so einige meiner jugendlichen Spezeln einem jeden schlafenden Wiesn-Promille-Australier auf dem Kotzhügel alle Ehre gemacht haben. Prompt habe ich vor ein paar Jahren in einer englischen Studie gelesen, die bestätigte, was meine Oma wusste: Langsames Heranführen an den Alkohol schützt Jugendliche später vor Koma-Suff und Exzess. Dass die Haltung meiner Oma weite Kreise eher problematisch sehen: Schaum drüber.

So geht die diesjährige Wiesn-Neuheit genau den richtigen Weg: Die lieben Lederhosen-Buberl und netten Dirndl-Dirndl werden sachte an das Thema »Biergetränktes Leben in Bayern« herangeführt, obwohl freilich alkoholverherrlichendes Liedgut gänzlich fehlen dürfte in der Fibel. Aber außer einmal das Prosit-Lied genommen, geht es im Bierzelt ja nun auch eher verklausuliert zu. Stichwort: »Komm hol’ das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer.«

Und wir in unserem modernen München sind schon wieder einen Schritt weiter: Wir haben eine Jugend, die verantwortungsvoll mit der Becksteinschen Vorgabe von zwei Maß Bier umgeht, die zur Feier des Ude-Abschieds, meiner Meinung nach, auf drei erhöht werden darf. Und können uns obendrein noch auf eine kommende Trinkgeneration freuen, die endlich liedfest ist. Sierra-Madre-Lallen und Bett-im-Kornfeld-Gröhlen wird bald Geschichte sein. Früh übt sich. Prost, Oma.

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