Die Parkstadt Schwabing wird voraussichtlich erheblichen Zuzug bekommen. Auf den Flächen an der Lyonel-Feininger-Straße, der Anni-Albers-Straße und der Lilly-Reich-Straße sollen rund 800 neue Wohnungen entstehen und zwar teilweise in mehr als zehngeschossigen Hochhäusern.
Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) und die Anwohner begrüßen das Vorhaben. Problematisch für eine Wohnbebauung ist jedoch der Lärm der umliegenden Straßen und der Mangel an Grünflächen in dem Gebiet.
Seit etwa 15 Jahren liegen die Flächen zwischen der Lilly-Reich-Straße und den Trambahnschienen und der Lyonel-Feininger-Straße zwischen der Annie-Albers-Straße und der Gunta-Stölzl-Straße brach. Immer wieder hat der Eigentümer, eine große Grundstücksverwertungsgesellschaft, versucht, das knapp 3,8 Hektar große Gelände bebauen zu lassen, doch ohne Erfolg. Erlaubt ist auf der Fläche bislang nämlich nur die Errichtung von Büros und die werden in München nur wenig nachgefragt. Auf Anfrage des Eigentümers hat der Stadtrat nun beschlossen, den Bebauungsplan zu ändern und auf der Fläche auch Wohnungen zuzulassen. Eine wichtige Voraussetzung für ein neues Wohngebiet erfüllen die beiden Grundstücke nämlich: Sie liegen direkt an der Trambahnlinie 23 und am Mittleren Ring, und auch die Autobahn ist nicht weit entfernt. Wegen der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und der bereits vorhandenen Infrastruktur sei das Areal gut für den Wohnungsbau geeignet, heißt es in dem Beschluss. In der Parkstadt Schwabing könne ein erheblicher Beitrag zur Deckung des immensen Wohnungsbedarfs geleistet werden.
Noch in diesem Jahr soll deshalb ein Architektenwettbewerb stattfinden, der Entwürfe für Gebäude mit insgesamt 800 Wohnungen liefern soll. Bemessen auf die Größe der Grundstücke ist das viel. Das bedeutet: Man muss in die Höhe bauen. Bereits im Bebauungsplan für den ursprünglich geplanten Bürokomplex waren Häuser mit bis zu zehn Stockwerken vorgesehen. Diese Vorgabe bleibt für den Architektenwettbewerb zumindest auf der Fläche an der Lyonel-Feininger-Straße erhalten. Der BA sieht darin kein Problem und hat das Vorhaben einstimmig befürwortet. »Wir haben keine Höhenangst«, sagt Werner Lederer-Piloty (SPD), der Vorsitzende des Stadtteilparlaments. Auch die hohe Einwohnerdichte, die durch das Bauprojekt entstehen werde, betrachte man als unproblematisch, erklärt seine Frau Petra Piloty (SPD), die ebenfalls im BA vertreten ist.
Dies sei eine sinnvolle Maßnahme, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken: »Wohnungen sind teuer, wir sind für eine Verdichtung offen.« Ebenfalls positiv stehen dem Vorhaben die Anwohner gegenüber. »Die Parkstadt Schwabing wird davon profitieren«, sagt Dorothea Wiepcke, die direkt neben dem Baugrundstück an der Lyonel-Feininger-Straße wohnt und unter anderem im Bewohnertreff aktiv ist. Bislang seien die eingezäunten Baugrundstücke »tote Flächen« in dem Quartier. Eine Bebauung werde die Bereiche beleben: »Wir freuen uns auf die neuen Mitbewohner.« Jedoch werde sich der Bewohnertreff dafür einsetzen, dass im Zuge des Bauprojekts auch die soziale Infrastruktur in der Parkstadt Schwabing erweitert werde: »Damit Nachbarschaft entstehen kann, brauchen die Menschen Räume, um sich zu begegnen.« Ein zusätzlicher Bewohnertreff müsse daher von Anfang an mit eingeplant werden.
Schwierigkeiten geben könnte es allerdings mit dem Lärm, der durch die nahe gelegene Autobahn und die Hauptverkehrsadern des Mittleren Rings entsteht. Teilweise übersteigt der Geräuschpegel die zulässigen Emissionswerte deutlich. In einigen Bereichen rät der Stadtratsbeschluss deshalb zu fensterfreien Fassaden. Wenn Fenster unbedingt nötig seien, müssten diese durch verglaste Loggien abgeschirmt werden, Schallschutzfenster seien nicht ausreichend, heißt es in dem Papier. Allein der Betrieb der Tankstelle an der Schenkendorfstraße verursache eine Lautstärke, die nicht mehr den vorgeschriebenen Werten entspreche. Mit eingeplant werden sollen deshalb auch Lärmschutzwände.
Grünflächen entsprechen nicht mehr den Vorgaben
Auch die vorhandenen Grünflächen würden bei einer so hohen Einwohnerzahl nicht mehr den regulären Vorgaben entsprechen.
Lösen sollen die Architekten das Problem unter anderem durch eine Begrünung der Dächer, die dann von den Bewohnern gemeinschaftlich als Dachterrassen genutzt werden können.
Außerdem schlägt der Stadtratsbeschluss eine Aufwertung bestehender Erholungsräume wie etwa die Verschönerung des Spielplatzes auf der Wiese zwischen den Trambahngleisen und der Marianne-Brandt-Straße sowie der Marcel-Breuer-Straße.
Handlungsbedarf sieht Piloty hingegen vor allem bei dem Park an der Oskar-Schlemmer-Straße: »Das ist viel zu artifiziell und wird von
den Bewohnern kaum genutzt.«
Park wird von den Bewohnern kaum genutzt
Für die Anwohner war der langgezogene Grünstreifen allerdings auch nicht gedacht. Eingerichtet wurde er ursprünglich für die Arbeitnehmer der Büros, die dort ihre Mittagspause verbringen sollten. Julia Stark