Veröffentlicht am 07.11.2001 00:00

Widerstand und Empörung


Von red

Seitdem am Hasenbergl bekannt wurde, dass die Stadt plant, die Stadtbücherei auf die Panzerwiese zu verlegen, wächst der Widerstand und die Empörung über diesen Beschluss des Kulturausschusses des Stadtrats täglich.

Dr. Großmann, Vorsitzender des Bezirksausschusses, dazu: „Seit ich im Bezirksausschuss bin, habe ich noch zu keinem Thema eine derart breite und uneingeschränkte Unterstützung von Seiten der Bürger erlebt wie jetzt bei der Verlegung der Stadtbücherei. Ob auf unseren Sitzungen oder beim Getränkemarkt, überall werde ich aufgefordert, alles zu unternehmen, damit die Stadtbücherei am jetzigen Standort bleibt.

Deshalb haben wir im Bezirksausschuss eine Einwohnerversammlung zur geplanten Verlagerung der Stadtbücherei beschlossen. Wir wollen damit noch einmal allen Verantwortlichen deutlich machen, dass es der eindeutige Wunsch der Bürger ist, dass die Bibliothek am Hasenbergl bleibt und wir hoffen sehr, dass die Stadträte auch einmal zu uns ans Hasenbergl kommen, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen.“

In die breite Front des Widerstands haben sich jetzt auch die Elternbeiräte der Grundschulen an der Eduard-Spranger- und Waldmeisterstraße sowie der Ittlingerschule eingereiht. Auch das Team des Deutsch-Englischen-Kindergartens an der Tagetesstraße ist über diesen »Schildbürgerstreich« entsetzt.

Die Rektorin der Grundschule an der Paulckestraße, G. Hornung, in einem Schreiben an Oberbürgermeister Christian Ude:

»Seit Jahren bemüht sich die Lehrerschaft unserer Grundschule gemeinsam mit dem Elternbeirat, unseren Schulkindern über den Schulalltag hinaus auch andere Highlights zu bieten. Die Kinder am Hasenbergl kennen viele interessante Möglichkeiten nicht, die ihnen ihre Stadt zu bieten hat, weil ihre Eltern oft andere Prioritäten setzen oder nicht die Mittel haben bzw. nicht in der Lage

sind, ihre Kinder in dieser Hinsicht zu fördern. So engagieren wir uns in Projektarbeit, besuchen mit den Kindern Museen und andere Wettkämpfe.

Gerne besuchen wir mit unseren Klassen auch die nahe gelegenen Stadtbücherei, um die Kinder mit der Welt der Bürger vertraut zu machen. Die sehr zentral gelegene Bibliothek ermöglicht es uns, sie zu Fuß, ohne übermäßigen Zeitaufwand und kostenlos zu erreichen.

Sowohl die örtliche Nähe der Bücherei als auch die Überschaubarkeit der Räume und des literarischen Angebots ermutigen die Kinder, die Bücherei auch außerhalb der Unterrichtsszeit allein aufzusuchen und sich dort wohlzufühlen. Würde nun der Weg zur Bücherei durch eine größere Entfernung erschwert werden, ist abzusehen, dass ein Großteil der Grundschulkinder sie nicht mehr allein aufsuchen könnte. Dies wäre besonders bedauerlich, da viele unserer Kinder keine eigenen Bücher besitzen und sehr häufig auch von der Familie nicht zum Lesen ermuntert werden. Eine Begleitung durch Erwachsene zur entfernten Panzerwiese kann nach unseren Erkenntnissen nicht angenommen werden.

So ist abzusehen, dass durch die Auflösung der Bücherei am Hasenbergl unseren Grundschulkindern die Möglichkeit genommen wird, in ihrer Freizeit vom Medium Fernsehen weggelockt und zum Kinderbuch hingeführt zu werden. Diese Entwicklung würden wir sehr bedauern.

Die positiven Auswirkungen des Projekts „Soziale Stadt“ sind auch in der Schularbeit schon spürbar. Eine Verlegung der Stadtteil-Bibliothek wäre jedoch in diesem Kontext kontraproduktiv.«

N. F.

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