»Schule ohne Rassismus Schule mit Courage«: So darf sich ab sofort auch das Ernst-Mach-(EMG) Gymnasium in Haar nennen. Der Titel wurde im Rahmen einer offiziellen Feierstunde verliehen.
Pate des Projekts ist Dr. Anton Hofreiter (Bündnis 90 / Grüne), MdB . Das EMG zählt damit zum Netzwerk von bundesweit rund 1.270 Schulen, die sich gegen Ausgrenzung engagieren.
»Schule muss ein würdevoller Raum sein, ohne jede Diskriminierung«, betonte Konrektor Leonard Baur in seiner Begrüßungsrede. Folgerichtig seien Rücksicht und Toleranz eine Verpflichtung. Umso mehr begrüße er das Engagement des schulinternen Arbeitskreises (AK) Mediation, der zu den Initiatoren des Projekts am EMG zählt. Den Schülern und Lehrern sei es schließlich gelungen, die gesamte Schulfamilie für das Projekt zu begeistern. Hilfe und Unterstützung bekamen der AK Mediation von Michael Schneider-Koenig, dem Regionalkoordinator des Projekts und zuständig für die Schulen Oberbayerns.
Er kennt das Gymnasium, war früher hier als Referendar tätig. »Wir wollen eine Schule sein, die hin- und nicht wegschaut, wenn Ausgrenzung geschieht«, so Schneider-Koenig. Schule müsse ein angstfreier Raum für alle sein. Jede kleine Verletzung tue weh und könne einem Menschen das Leben vermiesen. »Toleranz ist der Anfang, Anerkennung und Wertschätzung müssen folgen«, appellierte der Koordinator. Die Verleihung der offiziellen Plakette sei nicht der Höhepunkt der Bemühungen, sondern deren Beginn. Mehr als 2000 bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur oder Sport haben derzeit Patenschaften in einer »Courage-Schule«. Gern stellte sich auch Anton »Toni« Hofreiter in den Dienst der guten Sache. So wie kürzlich auch der Fußballprofi Jerome Boateng für die Ferdinand-von-Miller-Realschule in Fürstenfeldbruck. Hofreiter betonte, eine Schule, die Zivilcourage lehre, sei heute von elementarer Wichtigkeit. Er erinnerte an die vielen Krisenherde auf der Welt. Es sei die Aufgabe der Gesellschaft, den Flüchtlingen eine neue Heimat zu geben.
Im Rahmen seiner Patenschaft wird sich Hofreiter auch zukünftig öffentlich für das Anliegen der Haarer Jugendlichen einsetzen. »Dass er uns zugesagt hat, ist für uns der Mount Everest aller erfüllten Wünsche«, strahlte Andreas Gebhard, Leiter des AK Mediation und Schüler der zwölften Klasse, übers ganze Gesicht. Um den Titel »Schule ohne Rassismus Schule mit Courage« zu erhalten, musste nicht nur ein Pate gefunden, sondern auch jede Menge Unterschriften gesammelt werden.
Der Arbeitskreis lief am EMG offene Türen ein. Mehr als die erforderlichen 70 Prozent der an der Schule Tätigen, auch Hausmeister und Lehrerschaft, besiegelten mit ihrem Namen das Versprechen, sich zukünftig gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen. Zu den bisher durchgeführten Aktionen zählte unter anderem ein Infostand am »Tag der offenen Tür« der Schule. Weitere sollen folgen.
Das Projekt »Schule ohne Rassismus Schule mit Courage« ist eine europäische Jugendinitiative mit nationalen Koordinierungsstellen in Belgien, Holland, Österreich und Spanien. In Deutschland geht das Projekt auf den Verein »Aktion Courage« zurück, der 1992 von Bürgerinitiativen und Menschenrechtsgruppen gegründet wurde. Deutschlands erste »Schule ohne Rassismus« war 1995 das Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund, Pate wurde der Fernsehjournalist Friedrich Küppersbusch. Der Titel versteht sich dabei als Versprechen für die Gegenwart und Zukunft und ist kein Preis für bislang Geleistetes.
Den feierlichen Rahmen der Verleihung gestalteten zahlreiche Schülerinnen und Schülern des Haarer Gymnasiums. Den Auftakt bildete die Begrüßung aller Gäste durch Jungen und Mädchen aus elf verschiedenen Nationen in ihrer jeweiligen Landessprache. Viel Applaus bekam auch der Chor der fünften Klasse. Die Schülerinnen Isabelle Rauscher (15) und Laura Becker (15) begeisterten anschließend mit einem Titel der britischen Sängerin Adele. Aber auch die Lehrerschaft beteiligte sich am Festprogramm mit einer Kabarett-Aufführung: Christine und Edwin Busl lieferten sich ein gewandtes Wortgefecht und attackierten dabei gekonnt die Begrifflichkeit des Fremdseins. K. Kohnke