Der Anruf von Landrat Christoph Göbel bei Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander kam Freitagabend, die Botschaft war kurz und knapp: Ab sofort wird eine der beiden Sporthallen im Sportpark am Köglweg für die Unterbringung von Asylbewerbern benötigt. Am Montag würden 200 Personen dort untergebracht werden müssen.
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Umgesetzt wurde damit der sogenannte Winternotfallplan, der greift, wenn eine andere Unterbrinung auf die Schnelle nicht möglich ist. Grund für die Umsetzung des Notfallplans ist der starke Anstieg von Flüchtlingen, vor allem aus dem Kosovo, wie Landrat Göbel bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz mitteilte. Waren es im vergangenen Jahr ingesamt 8.000 Flüchtlinge aus dieser Region, sind es in den ersten fünf Wochen dieses Jahres bereits 12.000. Zwar würde kaum einer dieser Asylbewerber tatsächlich ein Bleiberecht bekommen, doch vergingen oft Wochen, bis die Asylsuchenden dann wieder das Land verlassen müssten. Bei unter einem Prozent lag im vergangenen Jahr die Erfolgsquote bei den Asylsuchenden aus dem Kosovo, teilte Michael Schiffmeyer, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung vom Landratsamt München mit.
Der Grund für die Flucht liege wohl vor allem in wirtschaftlichen Gründen zu suchen, mutmaßte Göbel, denn im Winter sei die Arbeitslosigkeit im Kosvo besonders hoch. Die Menschen würden häufig mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt, führte er weiter aus. Hier sei die Bundesregierung gefragt, betonte Göbel. Bis es von dort Maßnahmen zur Eindämmung der Asylbewerberflut gebe, heiße es schnell handeln, denn die Menschen drängten herein und bräuchten ein Dach über dem Kopf.
Um den mittlerweile 280 Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf zu bieten, hätten Helfer vom Technischen Hilfswerk und den Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung sowie die Mitarbeiter des Taufkirchner Bauhofes gearbeitet, um den Menschen ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Platz bietet die Halle nun für 280 Personen. Ein Caterer wird die Asylbewerber dreimal täglich mit Essen versorgen. Vor Ort werden täglich Mitarbeiter des Landratsamtes anwesend sein, sich um die Verteilung von Hilfsgütern kümmern. Ein Wachdienst wird zudem 24 Stunden vor Ort sein.
Die Regierung von Oberbayern habe versprochen, dass die Bearbeitungszeit dieser Asylgesuche auf zwei Wochen begrenzt werden soll, so Göbel. Dennoch gebe es dann immer noch die Möglickeit Rechtsmittel einzulegen, und auch zwischen einer amtlichen Ablehnung und der Ausreise verstreiche einige Zeit. Deshalb könne man jetzt noch nicht sagen, wie lange der Landkreis auf die Halle angewiesen sei.
Geplant ist, die Menschen nicht länger als fünf bis sechs Wochen in dieser Unterkunft zu betreuen, so Göbel. Sollten die Flüchtlingsströme weiter so anhalten, gebe es auch noch eine zweite Notfallhalle, die man im Landkreis aktivieren könne.
Außerdem, so erinnerte der Landrat, habe man Flüchtlinge in der Ottobrunner
Sporthalle des Gymnasiums untergebracht, und auch in Oberschleißheim gebe es ein Auffanglager. Gleichzeitig arbeite man daran, in den Gemeinden feste Unterkünfte zu errichten, das sei aber nichts, das man von heute auf morgen bewerkstelligen könne. Wer helfen wolle, der sollte sich mit dem Landratsamt München unter Tel. 0 89/62 21 21 29 in Verbindung setzen. Die Helferkreise, die sich vor Ort gebildet haben, seien hier noch nicht gefragt, betont Bürgermeister Ullrich Sander. Auch werde gebeten, keine Sachspenden zur Asylbewerberunterkunft zu bringen, sondern sich bei allen Fragen ans Landratsamt zu wenden, die die Versorgung komplett übernehme und koordiniere. Derweil ist die Gemeinde Taufkirchen derzeit in Verhandlung mit dem Landratsamt, um eine feste Asylbewerberunterkunft zu etablieren.
Im Gespräch seien als Standort die Kegelfelder. In welcher Form und für wie viele Personen diese Unterbringungen gedacht werde, sei aber noch nicht entschieden, teilte Ullrich Sander auf Anfrage mit. Für den SV-DJK beginnen nun auch schwierige Zeiten, gab Taufkirchens Rathauschef zu bedenken, schließlich müssten nicht nur Trainingszeiten sondern vor allem auch Punktspiele auf die Schnelle verschoben werden. Die Dauer dieses Ausnahmezustands sei ungewiss, das alleine sei sicher.
Heike Woschée