In den städtischen Kliniken soll kräftig der Rotstift angesetzt werden. Besonders betroffen ist davon das Schwabinger Krankenhaus, das bis 2022 mehr als die Hälfte seiner Betten abbauen soll.
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Warum gerade dort so massiv gespart werden muss und wie das Klinikgelände künftig aussehen könnte haben der Klinikleiter Günter Milla, Axel Fischer, Geschäftsführer der »Städtisches Klinikum München GmbH«, SPD-Fraktionschef Alexander Reissl und der SPD-Stadtrat Horst Lischka kürzlich bei einem Rundgang erklärt. Freundlich grüßt Milla den Fahrer eines kleinen, motorbetriebenen Wagens, der vier Patienten durch die Gänge seines Krankenhauses kutschiert. »Bei den weiten Wegen sind diese Fahrzeuge eine große Erleichterung für uns«, erklärt der Klinikleiter. Etwa 15 Kilometer müsse eine Krankenschwester an einem durchschnittlichen Arbeitstag in seinem Haus zurücklegen: »Das ist eine große Belastung.«
Die Weitläufigkeit sei eines von vielen Problemen, die dazu geführt hätten, dass eine Fortsetzung des Klinikbetriebs in seiner bisherigen Form nicht mehr möglich sei, sagte Reissl. Schon seit 1996 werde eine Sanierung der 1912 errichteten Krankenhausgebäude diskutiert. Etwa führe die große Deckenhöhe zu enormen Heizkosten. Auch die Ausstattung der Zimmer entspreche längst nicht mehr den gängigen Standards: »Hier gibt es noch viele Vierbettzimmer und die Toiletten und Duschen befinden sich oft am Gang. So etwas nehmen die Patienten heutzutage nicht mehr hin.« Die Folge sei eine unzureichende Auslastung. Das Schwabinger Krankenhaus sei zu mehr als 50 Prozent für die Defizite der städtischen Kliniken verantwortlich, berichtete Fischer. »Die Anlage hier ist zwar wunderschön«, räumte er ein. Allerdings sei die Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß: »Früher sind die Patienten 30 Tage im Krankenhaus geblieben. Heute passiert meistens alles in zwei bis drei Tagen. Das erfordert schnellere Abläufe.« Dafür sei das Schwabinger Krankenhaus jedoch baulich nicht ausgelegt.
Kinder-, Geburts-
klinik und
Notfallversorgung
Aus Denkmalschutzgründen seien die nötigen Umbaumaßnahmen aber nicht möglich. »Man darf weder die Decken abhängen noch den Dachstuhl antasten«, so Reissl. Geplant sei deshalb, das Krankenhaus in eine Kinder- und Geburtsklinik umzuwandeln, sagte Milla. Zusätzlich würde eine Notfallversorgung für die Bevölkerung mit 100 Betten erhalten bleiben.
Von der Klinik genutzt würden in Zukunft voraussichtlich nur noch die Gebäude auf dem Gelände an der
Isoldenstraße, kündigte Reissl an. Auf der Fläche an der gegenüberliegenden
Seite des Parkplatzes werde außerdem ein Neubau errichtet, sagte Milla. So könne der Krankenhausbetrieb zentralisiert und effizienter gestaltet werden.
Konzepterstellung
für Nutzung des
Areals bis Ende 2016
Doch was soll mit dem übrigen Areal geschehen? »Wir werden die Grundstücke nicht an den Meistbietenden veräußern«, versicherte Horst Lischka.
Vorgesehen sei vielmehr der Aufbau eines Medizincampus mit medizinischen und medizinnahen Angeboten, wie zum Beispiel ärztlichen Bereitschaftspraxen oder Physiotherapie.
Externe Einrichtungen dieser Art gebe es auf dem Gelände bereits jetzt, sagte Milla. Ansässig seien in den Gebäuden des Schwabinger Krankenhauses zum Beispiel ein Zahnarzt und ein Anbieter für Strahlentherapie zur Behandlung von Krebspatienten. Zwei Häuser würden außerdem als psychiatrische Klinik vom Bezirk von Oberbayern genutzt, der an der Übernahme weiterer Gebäude interessiert sei, berichtete Fischer.
Denkbar sei jedoch auch die Einrichtung von Wohnungen für Pflegepersonal und Medizintouristen, erklärte Reissl: »Dafür würde man allerdings Geld in die Hand nehmen müssen.«
Fischer zufolge soll bis Ende 2016 ein Konzept erstellt werden, welche Häuser vom Schwabinger Krankenhaus weiterhin gebraucht und welche an die Stadt zurückgegeben oder vermietet werden sollen. Bis 2022 werde man die nicht benötigten Gebäude nach und nach leer räumen.
Konkrete Verhandlungen mit neuen Nutzern seien aber erst möglich, wenn fest stehe, welche Bauten frei würden. Julia Stark