Morgen ist es wieder soweit, die Schotten kommen. Ob die Schotten bei uns in Schliersee Urlaub machen? Naja, wie man es nimmt. In erster Linie treten sie an, bei den bayerischen Highland Games bei uns im Freilichtmuseum.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Ja, Sie lesen richtig, Highland Games in Oberbayern. Bereits zum fünften Mal ist unser altbayrisches Dorf Austragungsort der Highland Games. Wir freuen uns, dass uns das schottische Team heuer wieder beehrt. Im Jahr 2011 hatten wir sie schon einmal eingeladen und leider muss ich sagen, sie haben das bayerische Team damals haushoch besiegt. Jetzt rufen wir zur Revanche. Aber Wettkampf hin, Wettkampf her, bei mir steht neben der sportlichen Gaudi vor allem der Kulturaustausch an erster Stelle.
Denn unsere schottischen Freunde von der Perthshire Highland Games Association kommen natürlich in ihrer Tracht, die äußerst sehenswert ist und die sie mit gleichem Stolz tragen, wie wir unsere Tracht. Daneben bringen sie auch ihre tradtionellen Instrumente mit und Dudelsack und Trommeln sind lauter als jede bayerische Blasmusik. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an das Seilziehen von 2011 denke. Das bayerische Team stand gut, sie lagen auch etwas vorne und die Blasmusik spielte. Wir standen daneben und freuten uns ob der Überlegenheit, es war beinahe Volksfeststimmung. Doch dann durchschnitt plötzlich das Prasseln der schottischen Trommeln die Musik, die Dudelsäcke stimmten lautstark an und es kam ein sichtbarer Kraftschub in die schottische Mannschaft. Die heroische Melodie, die siegeswilligen Gesichter der Schotten und der Rhythmus der Trommeln waren tief beeindruckend. Und im Takt der Musik starteten die Schotten mit ihren lauten »Pull! Pull! Pull!« Rufen ihren Gegenzug.
Meter um Meter hebelten sie die Bayern aus, sie waren wirklich absolut chancenlos. Dieses Jahr soll alles anders werden. Seilziehen, wie auch die andern Disziplinen der Schotten, sind nicht nur ein reiner Kraftakt. Es steckt viel Technik dahinter und wir haben mittlerweile dazugelernt. Daneben gibt es auch spezielle bayerische Disziplinen, bei denen wir uns einen bestimmten Heimvorteil ausrechnen. Besuchen Sie die Spiele im Freilichtmuseum, ich kann Ihnen versprechen, Sie werden bestens unterhalten.
Nebenbei haben Sie Gelegenheit, ein wenig in die schottische Kultur hinein zu schnuppern. Ich stelle fest, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Der tief verwurzelte Regionalstolz, der in Schottland vergangenes Jahr fast in der Unabhängigkeit gegipfelt hätte, gründet in der Geschichte des Landes, ebenso wie in Bayern. Denn die Schotten wurden nach langem Kampf von England eingenommen, gewisse Parallelen zum Anschluss an das Preußen Bismarcks sind dabei nicht wegzuleugnen. Aber Politik beiseite, wenn man von Schottland spricht, redet man immer auch über Bergseen, grüne Hügel und über Whisky. Und wenn ich da nach Schliersee schaue? Einen See haben wir, unsere Hügel sind richtige Berge und selbst den eigenen Whisky destillieren wir mittlerweile, jetzt fehlt uns nur noch ein Ungeheuer im Schliersee!
Sie können ja einmal Ausschau nach der bayerischen Nessie halten, ich habe allerdings noch nichts gesehen. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind auf die bayerisch-schottischen Highland Games, dann kann ich Sie nur einladen, Zeuge dieses internationalen Wettkampfes mit Augenzwinkern zu werden. Falls Sie kein Whiskyfreund sind, kann ich Sie auch trösten. Wir versorgen Sie gerne mit unserem Museumsbier, das wir in unserer historischen Brauerei wie vor 300 Jahren brauen. Das ist übrigens ein Punkt in dem wir, so traue ich mich zu behaupten, den Schotten in jedem Fall überlegen sind.