Veröffentlicht am 24.09.2015 00:00

Schliersee · Erntedankfest mit Feldmesse und »trolligem« Mitmachtheater

Jetzt, während des Oktoberfestes, wird wieder viel über das Bier gesprochen. Wer zapft an mit wie vielen Schlägen und wie gut oder schlecht ist die Maß eingeschenkt.

Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben

Ich muss ehrlich sagen mich berühren diese Fragen nicht besonders. Auf die Wiesn (vor allem auf die Oide Wiesn) gehe ich am liebsten mittags, wenn der Trubel noch nicht so groß ist. Und außerdem haben wir im Freilichtmuseum eine eigene kleine Brauerei, in der wir historisch brauen. Und das ist noch echtes Handwerk. Unser Braumeister braucht viel Gefühl und Erfahrung, um die richtige Temperatur des Suds mit dem Holzfeuer exakt zu erreichen. Es ist eine Arbeit mit allen Sinnen, denn sowohl am Aussehen als auch am Geruch und Geschmack kann der Brauer erkennen, ob das Bier gelingen wird.

Neben Wissen und Geschick ist auch Muskelkraft gefragt, denn die Maische muss ständig gerührt werden, damit sie nicht anbrennt. Während des Brauvorgangs muss das Bier mehrfach von Hand mit Schöpfbottichen umgeschöpft werden und am Ende des Tages spürt man dann auch, dass man hart gearbeitet hat. Doch wenn bei uns im altbayerischen Dorf ein Fass angezapft wird, zählt niemand die Schläge mit. Es geht dann auch nicht darum, wer schnellstmöglich seinen Krug geleert hat, sondern um den Genuss eines hochwertigen und mit Liebe hergestellten Lebensmittels. Der Treber, also der Maischerest, wird bei uns auch nicht weggeworfen, sondern zum Beispiel im schmackhaften Treberbrot weiterverwertet. Es ist ein bewusster Umgang mit den Rohstoffen, den man mit den alten Handwerksberufen, die wir im Museum zeigen, lernt. Früher war der selbstverständlich, denn die Vorräte waren begrenzt und die Ernten wechselhaft.

Fest mit deftiger Brotzeit und selbstgebrautem Museumsbier

Vor diesem Hintergrund wird auch klar, warum Erntedank, das wir nächsten Sonntag, am 4. Oktober feiern, eines der wichtigsten Feste im Jahreslauf war. Zum Dank für eine reiche Ernte wurden und werden bei uns noch heute Prozessionen und Feldmessen

abgehalten, bei denen

die »Früchte der Erde und

der menschlichen Arbeit« schmuckvoll präsentiert werden. Dazu binden meist die Frauen farbenfrohe Kränze und Erntekronen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. An manchen Orten gibt es auch Blumenteppiche und vieles andere mehr.

Auch wir im altbayerischen Dorf feiern Erntedank mit einer großen Feldmesse um 11 Uhr vor unserer Heilig-Kreuz- Kapelle. Nach dem Danken darf das Feiern natürlich nicht fehlen und so laden wir ein in unser altbayerisches Wirtshaus zu einer deftigen Brotzeit und selbstgebrautem Bier aus eben erwähnter Schöpfbrauerei, der Sie vorher vielleicht einen kleinen Besuch abstatten sollten. Denn wenn Sie erst einmal die Werkzeuge und Geräte gesehen haben, mit denen wir unser Museumsbier herstellen, trinken Sie es sicherlich auch mit einem ganz anderen Bewusstsein. Für unsere kleinen Besucher haben wir um 12 Uhr und um 15 Uhr ein pfiffiges Mitmachtheater mit Wurlitz, dem kleinen Troll. Die Kinder erwarten Lieder vom Wald, lustige Geschichten und trollige Späße.

Der zottelige Waldgeist verrät ihnen zum Beispiel, warum die Blätter bunt werden, welche Abenteuer die Zugvögel im langen Winterurlaub erleben und was los ist bei der großen Gruselparty im dampfigen Moor. Außerdem zeigt er den Kindern, was man alles im Herbstwald finden kann. Wenn Ihnen durch meine Erzählungen nun ein traditionelles Erntedankfest angehnehmer erscheint als ein Bummel über das Oktoberfest, dann besuchen Sie mich doch einfach im altbayerischen Dorf und erleben Sie das Landleben wie es einst war, ohne Hektik, Lärm und Gedränge. Ich freue mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

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