Der Gemeinde Ottenhofen an der Grenze des Landkreises Erding zum Kreis Ebersberg geht es in diesen Monaten genau wie vielen anderen, die ein Denkmal haben und nicht so recht wissen, was sie damit machen sollen.
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»Alte Schätzchen« können für Gemeinden teuer werden Artikel vom 10.02.2017: Denkmal oder Altlast? t
Ottenhofen trifft es dabei besonders hart: Das ehemalige »Schloss«, das im Grunde nie eins war, sondern der überschaubare Rest eines gewaltigen Gutshofes, ist nur noch ein Schatten dessen, was es vielleicht einmal dargestellt hat. Die Zukunft kann nur lauten: Sanierung oder Abriss. Doch beide Optionen haben ihre Tücken.
Die Sanierungskosten werden auf aktuell 2,5 Millionen Euro geschätzt, ein Kraftakt, den die Gemeinde gar nicht stemmen kann. Der Zustand des Gebäudes ist vielmehr so, dass jeder andere Hausbesitzer längst zur Abrissbirne gegriffen hätte: An einer Giebelwand wurden bereits vor zehn Jahren massive Stützbalken angebaut, damit das frühere hochherrschaftliche Anwesen nicht von selbst zusammenfällt. Im Grunde sind diese Stützbalken selbst schon wieder in einem Zustand, in dem man über Ersatz nachdenken muss, bevor sich das Thema »Denkmalschutz« von selbst erledigt. Zudem hat sich die erste Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) als eine Rathauschefin positioniert, die gut mit Geld umgehen kann. Wenn die Gemeinde sich schon an eine Sanierung des alten Gemäuers mache, wolle sie einen »Return of Investment« sehen. Im Klartext: Die 2,5 Millionen Euro, die hier investiert werden müssten, müssten über Mieteinnahmen der Gemeinde auch wieder herein kommen.
Da führt aber kein Weg hin, da ist sie sich mit dem ganzen Gemeinderat einig. Erstens sind die Flächen gar nicht da, dass Mieteinnahmen in dieser Größenordnung erzielt werden können, und zweitens sind die Nutzungsmöglichkeiten derart eingeschränkt, dass eine sinnvolle Vermietung auch noch schwierig ist. Nicole Schley auf Nachfrage: »Das sind winzig kleine Räume, ewig hoch. Ich weiß gar nicht, was man damit machen soll.«
Ökonomisch betrachtet kommt also nur ein Abriss infrage. Allerdings: Die Bürgermeisterin deutete an, dass sich die Denkmalbehörde, die dem Abriss-Antrag der Gemeinde erst einmal einen Riegel vorgeschoben habe, sich dafür auch nicht sonderlich interessiert habe. Die Interessen prallen hier besonders hart aufeinander: die Gemeinde, die schon aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht einfach machen kann, wie sie vielleicht gerne würde, und die Denkmalbehörde, die nur Erhalt um jeden Preis sieht und als einziges »Zuckerl« der Gemeinde einen Antrag auf Aufnahme ins Städtebauförderungsprogramm vorgeschlagen hat.
Aus diesem Topf kann es maximal 20 Prozent Zuschuss geben. »Das ist ein Zuschuss, aber mehr auch nicht. Und was machen wir mit dem Rest der Kosten?« Nicole Schley wirkte ob des Themas etwas angefressen und will sich »alle Wege offenhalten.« Das kann viel heißen, bis hin zu einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Bei den nicht für ihre Kürze bekannten Verfahren könnte nun zweierlei passieren: Entweder sind die Schätzungen über die Sanierungskosten wieder obsolet oder sogar das ganze Streitobjekt eben durch unkontrollierten »Selbst-Abriss«.
In einer Hinsicht läuft die Zeit gegen die Gemeinde: Sollten die Zinsen wieder steigen, werden die Sanierungskosten für die Gemeinde noch schlechter zu stemmen sein, und nicht nur die: Mit dem Teilabriss des sogenannten Schlosses steht und fällt die Neugestaltung des gesamten Platzes, den die Gemeinde sich vorgenommen hat zu einem neuen Ortskern zu machen. Auch diese Maßnahme, mit der Schley und der Gemeinderat ihr Dorf entwickeln wollen, ist jetzt erst einmal auf Eis gelegt, was weiteren Verdruss bedeutet. kw