Wie der Münchner Hauptbahnhof einmal aussehen könnte, zeigt seit kurzem ein Info-Stand gegenüber von Gleis 16. »Zwar seien die Planungen noch nicht abgeschlossen«, betonte Stadtbaurätin Elisabeth Merk bei der Eröffnung des Pavillons in der vergangenen Woche.
Ziel sei jedoch, neben der Optimierung der Funktionalität des Bahnhofs auch eine bessere Anbindung des Areals an die Stadtviertel und mehr Nutzungsmöglichkeiten des Geländes für die Anwohner zu schaffen. Gefragt sind dabei auch die Ideen der Bürger.
Schon seit vielen Jahren planen die Deutsche Bahn (DB) und die Stadt den Neubau des Hauptbahnhofs . Bis dort die ersten Bagger rollen wird es zwar noch dauern. Realistisch sei eine Fertigstellung in etwa zwölf Jahren, sagte Merk. Dennoch wolle man die Bürger frühzeitig über das Projekt informieren.
Wer sich für das Thema interessiert, kann auf dem neuen Info-Stand Filme und Visualisierungen zum aktuellen Entwurf anschauen. Ausgestellt ist außerdem ein Modell. Im Gegensatz zu früheren Planungen sei nun vorgesehen, neben dem sechsstöckigen Haupthaus am Starnberger Flügelbahnhof ein eigenständiges Gebäude mit einem 60 Meter hohen Turm zu errichten, sagte Merk: »Hier wird es einen Hochpunkt geben, der mit dem gegenüber liegenden Hotel und dem Hochhaus des Bayerischen Rundfunks korrespondiert.«
Eine zentrale Frage sei außerdem die Erreichbarkeit des Bahnhofs. An den seitlichen Eingängen in der Arnulfstraße und der Bayerstraße seien Tiefgaragen und große Fahrrad-Parkhäuser geplant. Auch innerhalb des Bahnhofs würden die Wegebeziehungen neu geordnet. »Derzeit ist es schwierig, den Weg von den Gleisen in die Altstadt zu finden, das gleicht fast einem Hindernislauf«, so Merk. Das neue, lichtdurchflutete Foyer in der Mitte des Bahnhofs orientiere sich hingegen klar zum Karlsplatz: »Da weiß man dann sofort, wo man hin muss.«
Bahnhof als Ort
sozialer Begegnung
Verbessert werden solle auch die Verbindung zum südlichen Bahnhofsviertel. Der neue Hauptbahnhof solle »keine Insel werden«, sagte Merk. An den Eingängen am Bahnhofsplatz, der Arnulfsraße und der Bayerstraße würden jeweils große Vorplätze mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen, die auch den Anwohnern als Treffpunkt dienen könnten. Berücksichtigt würden im Entwurfskonzept außerdem die zahlreichen sozialen Einrichtungen rund um den Bahnhof.
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten sei der Münchner Hauptbahnhof nämlich kein sozialer Brennpunkt, sondern ein Ort sozialer Begegnung. Dies sei unter anderem der guten sozialen Infrastruktur in dem Gebiet zu verdanken.
Mit einfließen lassen wollen die Projektträger in die Planungen auch die Vorstellungen der Bürger. Auf dem Infostand können deshalb Anliegen, Fragen und Wünsche zu den Bahnhofsgebäuden, dem Verkehr, den Vorplätzen und zur zweiten Stammstrecke über einen Terminal eingegeben werden. »Diese Beiträge werden regelmäßig abgerufen und weitergeleitet«, versicherte Heiko Hamann, Leiter für das Bahnhofsmanagement München bei der DB.
Noch völlig unklar ist indes, wann aus den Planungen Realität wird. Der Baubeginn hänge von der Umsetzung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke ab, für die ebenfalls Bauarbeiten auf Bahnhofsgelände erforderlich wären, erklärte Merk: »Über dieses Projekt können aber nicht wir entscheiden.«
Fest steht jedoch: Bis der neue Hauptbahnhof tatsächlich gebaut wird, wird es noch viel Zeit zum Diskutieren geben. Julia Stark