Geschichte und Traditionen bewahren kann man auf vielfältige Weise. Schon das private Fotoalbum ist eine Form der Konservierung von Wissen und Information.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Vielleicht gesellen sich noch ein paar Anekdoten und alte Gegenstände aus der Familiengeschichte hinzu und schon kann man das Leben der Vorfahren besser begreifen und nachvollziehen. Geschichte und Tradition lebendig werden lassen ist da schon eine schwierigere Aufgabe.
Auch wir im Freilichtmuseum stellen uns immer wieder die Frage, wie wir die längst vergangenen Zeiten erlebbar machen ohne dabei zu theoretisch zu werden.
Das ist nicht immer so einfach wie kommendes Wochenende. Denn am Sonntag, den 5. Juni, findet bei uns im altbayerischen Dorf zum mittlerweile siebten Mal der Zithertag statt. Im ganzen Museum wird musiziert und Musik ist vielleicht das beste Mittel Tradition, Kultur, aber auch Gefühle und Stimmungen zu transportieren. Die Texte vieler Volksmusikstücke handeln von der Arbeit, religiösen Dingen, dem Lauf der Jahreszeiten oder natürlich der Liebe zwischen den Menschen mit all ihren Licht- und Schattenseiten. So erfahren wir auf äußerst charmante Weise, wie Handwerker auf die Walz gingen, der Müller seine Arbeit verrichtete oder der Jüngling seine Angebetete umwarb. Für die Menschen früher war Musik und das gereimte Wort eine Möglichkeit Wissen weiterzugeben in einer Zeit, in der nur wenige Gelehrte und Mönche des Lesens und Schreibens mächtig waren. So gibt es viele Gedichte und Musiktexte, die ganz nebenbei viel mehr vermitteln als eine nette Geschichte.
Am Zithertag können Sie neben solchen Liedern aber auch viele instrumental dargebotenen Stücke hören. Zithergruppen aus ganz Deutschland lassen die einzelnen Höfe zum »Konzertsaal« werden. Überall schwingt und klingt es. Auch der Zither-Nachwuchs darf in drei Kinderkonzerten seine Fähigkeiten präsentieren. Sie werden staunen, etwa 50 Kinder und Jugendliche sind mit von der Partie und beweisen eindrucksvoll, dass wir uns auch in Zukunft auf eine gut ausgebildete Generation von Zitherspielern freuen können.
Zithergruppen aus ganz Deutschland werden in Schliersee zu Gast sein
Und wie jedes Jahr dürfen wir einen Ehrengast begrüßen, was uns eine große Freude ist. Lorenz Mühlemann, vom Schweizer Zither-Kultur-Zentrum, wird mit drei Konzerten aufwarten. Er selbst nennt sich augenzwinkernd einen freischaffender Zitherer. Als Autor, Musiker und Restaurator hat er sich weit über die Schweiz hinaus einen Namen gemacht. Zwischen den Musikstücken, für die er meist verschiedene Zithern benützt, erzählt er dazu deren wechselvolle Geschichte. Eine andere Möglichkeit mehr über das Instrument an sich zu erfahren bietet die Zitherbauwerkstätte von Horst Wünsche. Er lässt sich in einer lebendigen Werkstatt bei der Arbeit über die Schulter schauen. Lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen und besuchen Sie eines der größten Zithertreffen Deutschlands. Sie werden begeistert sein, von der Vielfalt der Musik, vom Klang der Instrumente und natürlich vom direkten Kontakt mit den Musikern. Denn im Biergarten vor unserem altbayrischen Wirtshaus »Zum Wofen« trifft man sich zum Fachsimpeln und Schwärmen. Geschwärmt werden darf dann auch nicht nur von der Musik! Unser süffiges Museumsbier, hergestellt über dem offenen Feuer mit viel Handarbeit, ist ebenfalls ein erstklassiger Kulturgenuss.
Um im Bild zu bleiben, auch unserer Museumsbrauer beherrscht die Klaviatur seines Handwerks. So bin ich überzeugt, dass wir am nächsten Sonntag unser Ziel erreichen und Tradition und Geschichte lebendig werden lassen für alle Sinne und besonders natürlich für die Ohren!