Veröffentlicht am 03.06.2016 00:00

Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über die Stolperstein-Debatte


Von red

»Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.« Vor diesem Problem steht der Stadtrat, wenn er über die Zulassung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum entscheiden muss. Er hat sich gegen die Stolpersteine entschieden. Behindert der Stadtrat damit das Gedenken an in der Nazizeit verfolgte und ermordete Mitbürger?

Gedenktafeln erinnern an die Opfer des Nazi-Regimes

München gedenkt Opfern des Nazi-Terrors Themenseite gegen das Vergessen

Nein, das tut er nicht. Die Schwierigkeit ist es nicht, zu entscheiden, welches Gedenken würdig wäre. Die Schwierigkeit ist es, der Öffentlichkeit begreiflich zu machen, welchen Sinn das Gedenken hat. Wie oft schon habe ich in anderen Städten selbst vor Stolpersteinen gestanden, die Inschrift gelesen und­ ­immer wieder neu begriffen, dass dort unfassbares Unrecht ­geschehen ist. Und dann ­gehe ich weiter, an den ­Stolpersteinen vorbei, nicht darüber hinweg.

So lange aber die Stolpersteine in vielen Fällen wortwörtlich mit Füßen getreten werden, ist diese Form des Gedenkens schwer zu ­ertragen. So seh ich das.

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