Im April 1986 zog die Stadtbibliothek Moosach von ihrem seit den Fünfzigerjahren angestammten Standort an der Dachauer Straße in die wohl vielen Moosachern vertrauten und von ebenso vielen geschätzten Räumlichkeiten an der Hanauer Straße, wo sie direkt am U-Bahnaufgang der Haltestelle Olympia-Einkaufszentrum für alle Münchner heute gut zu erreichen ist.
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Seit nunmehr 30 Jahren öffnet sie hier ihre Pforten für Lesebegeisterte und erfreut sich als Ort der Begegnung und des Austauschs nach wie vor großer Beliebtheit. Es gibt ein Jubiläumsprogramm, hierzu jedoch später mehr.
Verfügte die Filiale an der Dachauer Straße damals noch über lediglich 2.700 Bücher, kann die Moosacher Bücherei heute auf ein stolzes Angebot von 43.600 Bestandsmedien zurückgreifen. Ergänzt wird dieses vielfältige Sortiment durch eBooks, Datenbanken, Online-Lexika sowie deutsche und internationale eMagazine.
Nun beschränkt sich das Angebot der Moosacher Bibliothek jedoch nicht nur auf das Zurverfügungstellen von Medien, die Bücherei ist auch Treffpunkt und kultureller Begegnungsraum. Eine breite Palette an Veranstaltungen wird hier über das Jahr hinweg geboten. 2015 gab es beispielsweise 13 Veranstaltungen für Erwachsene, 33 für Kinder und 83 aus dem Bereich der Leseförderung. Sieben Ausstellungen und zwei Vernissagen bildeten neben 39 Bibliotheksführungen für Kindergärten und Schulklassen weitere Eckpfeiler des kulturellen Angebots, die die Bibliothek im Stadtteil verankern. In Jahr 2015 besuchten 168.144 Menschen die Stadtbibliothek Moosach und allein bis August dieses Jahres verzeichnete sie bereits 114.258 Besuche. »Das sind etwa 700 bis 1.000 Bibliotheksbesucher täglich«, erörtert Sophia Hochrein, Leiterin der Stadtbücherei Moosach. Zudem zeige die Nutzung, dass der Ort geschätzt und das Angebot gut angenommen wird, so Hochrein weiter.
Die Bücherei ist jedoch viel mehr als das, was sich in Zahlen ausdrücken lässt. Dahinter verbergen sich Menschen und deren persönliche Erlebnisse. Elisabeth Driendl, stellvertretende Leiterin der Bibliothek und zuständig für die Kinder- und Jungendabteilung, erinnert sich gerne an Geschichten zum »etwas anderen Nutzungsverhalten« einiger Kunden. Schmunzelnd erzählt sie etwa, wie einmal ein junger Mann an sie herangetreten sei und nachgefragt habe, ob er sich mit seiner Freundin, die leidenschaftlich gerne lese, zu deren Geburtstag für eine Nacht in der Bibliothek einschließen lassen könne. Auch habe sich eine andere Kundin mit ihrem jetzigen Ehemann früher immer heimlich in der Stadtbücherei getroffen. Das schönste aber sei, dass man meist seine Stammkundschaft aufwachsen sehen könne, erklärt Driendl weiter. Die, die als Kinder mit ihren Eltern kommen, kommen auch als junge Erwachsene an diesen positiven, lebendigen Ort.
Treffpunkt für
Jung und Alt
Gerade für Kinder und Jugendliche ist die Stadtbücherei ein attraktiver Lernort. Sie bietet durch die hellen Räumlichkeiten und zahlreiche Tische nicht nur Möglichkeiten, konzentriert, selbstständig und direkt an der Informationsquelle zu arbeiten. Man kann sich zudem in Gruppen zusammensetzen und hat über das W-LAN kostenlosen Internetzugang. Das Angebot wird ausgiebig genutzt und häufig sind alle Plätze besetzt. Um junge Menschen an das Lesen heranzuführen, ist der Bibliotheksausweis für Kinder- und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr kostenlos. Durch zahlreiche Kooperationen mit Kindertagesstätten, Horten und Schulen, ist die Moosacher Stadtbibliothek bestens am Standort vernetzt. Sieben Grundschulen, zwei Mittelschulen, ein Gymnasium und eine Realschule werden von ihr betreut und regelmäßig mit Medienpaketen versorgt.
Kinder und Jugendliche für Bildung, Wissen und vor allem für Bücher zu begeistern, ist dem elfköpfigen Bibliotheksteam um Sophia Hochrein eine Herzensangelegenheit. Die Bücherei übernimmt hierbei wichtige Aufgaben, die die Kinder auf das kulturelle und gesellschaftliche Leben vorbereiten: Sorgfalt und Achtsamkeit im Umgang mit ausgeliehenen Medien sollen geübt und insbesondere Kinder aus Haushalten, die sich Bücher oder andere Formen sozialer Teilhabe nicht leisten können, durch das Büchereiangebot angesprochen und gefördert werden. Auch bei älteren Moosachern ist die Bibliothek ein beliebter Freizeittreffpunkt: Die Zeitungsleser kommen fast täglich und tauschen sich im Anschluss an die Lektüre über das Gelesene aus.
Impulsgeberin und Kulturinstitution
Neben dem Zugang zu Bildung will das Angebot der Bücherei auch den Blick für Neues öffnen und den Horizont erweitern. Im Zuge des Projekts »Ein Buch für Moosach«, bei dem alle Moosacher eingeladen sind, den Roman »Wunder« von Raquel J. Palacio zu lesen, finden drei Veranstaltungen in der Bücherei statt. Die Aktionen sollen den Ausgangspunkt für ein »Stadtteilgespräch« über Toleranz, Integration und insbesondere Inklusion bilden. »Diese Themen sollen im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden«, erklärt Bibliotheksleiterin Sophia Hochrein. »Daher ist es uns auch sehr wichtig, dass unsere Bibliothek barrierefrei ist.« Im Zusammenhang mit dem Stadtteilprojekt findet auch eine Schreibwerkstatt für 6./7.-Klässler statt.
Zur Ideenfindung hierfür kann übrigens jeder, der ein persönliches »Wunder« aufschreibt und den Zettel anschließend in die in der Bibliothek aufgestellte »Wunderbox« wirft, beitragen. Interkulturelle Bildung und interkulturelle Kompetenz sind weitere Stärken des Bibliotheksteams. Neben ihren Muttersprachen Polnisch, Rumänisch und Griechisch sprechen manche der Mitarbeiterinnen auch Englisch und Spanisch. »Die kulturelle Vielfalt Moosachs spiegelt sich nicht nur im Stadtteil, sondern auch im Bibliotheksteam wieder«, erläutert Elisabeth Driendl. Bibliotheksnutzer fragen bei ihnen oft gezielt nach Literaturempfehlungen in ihrer jeweiligen Muttersprache.
Das Jubiläumsprogramm zum diesjährigen Geburtstag sieht zudem eine Vielzahl von Veranstaltungen vor, denn als kultureller Begegnungsraum ist die Bibliothek auch Forum für Kunst- und Kulturschaffende. Den Auftakt macht der Poesiebriefkasten am Mittwoch, 5. Oktober, ab 19.30 Uhr, an dem sich jeder, der mitmachen will, beteiligen kann. Auch die Kabarettveranstaltungen in der Bücherei sind laut Leiterin Hochrein im Stadtteil sehr beliebt und meist ausverkauft. Zum Jubiläum spielt Martin Großmann am 27. Oktober sein Programm »Krafttier Grottenolm«, in welchem er verschiedene Rollen verkörpert und das Leben in einer Kommune auf die Schippe nimmt.
Ist das Kabarettprogramm der Bücherei meist eher bayerisch angehaucht, hat sich das Bibliotheksteam vorgenommen für den Abend mit Sandra Lüpkes (Freitag, 25. November) »das Meer nach Moosach zu holen«. Bei der musikalischen Lesung aus ihrem neuesten Werk »Inselträume« wird mitunter auf einer singenden Säge gespielt werden. Des weiteren beteiligt sich die Bücherei an der Moosacher Musiknacht am 15. Oktober.
Auch Kinder kommen im Zuge der Feierlichkeiten auf ihre Kosten: Als »modernen Klassiker« zeigt die Stadtteilbibliothek am Donnerstag, 17. November, ab 15.30 Uhr »Der Grüffelo«, gespielt vom Theater Lanzelot aus Nürnberg. Die für den Kinder- und Jugendbereich zuständige Elisabeth Driendl freut sich hierauf besonders: Da das Theater Lanzelot oft schon lange im Voraus ausgebucht sei, Kinder ihrer Meinung nach jedoch ein Recht auf qualitativ hochwertige Vorstellungen haben, blicke sie mit besonderer Freude auf dieses Ereignis. Am Mittwoch, 14. Dezember, wird zudem das Pantaleon Figurentheater »Michael feiert Weihnachten« für Kinder ab vier Jahren aufführen. Bei »Hör zu! Mach mit!« werden einmal im Monat Märchen aus aller Welt vorgetragen. Handpuppen sollen zum Mitmachen animieren, während spielend Deutsch gelernt wird. Die nächsten Vorführungen finden an den Dienstagen 11. Oktober, 15. November und 13. Dezember, jeweils um 15.30 Uhr, statt. Die Kinderveranstaltungen kosten grundsätzlich keinen Eintritt.
Kinder stehen auch sonst im Fokus des Büchereiprogramms, etwa bei den Lesefüchsen. Es beeindrucke sie immer wieder aufs Neue, mit welch großem Engagement ihre zwei ehrenamtlichen Vorleserinnen den Kindern zu einer schönen Auszeit verhelfen und sie gleichzeitig sprachlich fördern, meint Leiterin Sophia Hochrein. Sie leisten hierdurch ihren Beitrag zu dem, was die Stadtbücherei Moosach nun seit über 30 Jahren auszeichnet: Sie bereichert die Münchner Bildungs- und Kulturlandschaft und macht Moosach zu dem lebens- und liebenswerten Stadtteil, der er ist. Katja Brenner