Veröffentlicht am 26.09.2017 00:00

Wahlprojekt in der Montessori-Schule schärft das politische Bewusstsein


Von red
Die Schüler setzten sich nicht nur mit denParteien und deren Programmen auseinander, sie führten auch mit Feuereifer »Wahlkampf«. 	 (Foto: Montessori-Schule Niederseeon)
Die Schüler setzten sich nicht nur mit denParteien und deren Programmen auseinander, sie führten auch mit Feuereifer »Wahlkampf«. (Foto: Montessori-Schule Niederseeon)
Die Schüler setzten sich nicht nur mit denParteien und deren Programmen auseinander, sie führten auch mit Feuereifer »Wahlkampf«. (Foto: Montessori-Schule Niederseeon)
Die Schüler setzten sich nicht nur mit denParteien und deren Programmen auseinander, sie führten auch mit Feuereifer »Wahlkampf«. (Foto: Montessori-Schule Niederseeon)
Die Schüler setzten sich nicht nur mit denParteien und deren Programmen auseinander, sie führten auch mit Feuereifer »Wahlkampf«. (Foto: Montessori-Schule Niederseeon)

»Neuer Bundeskanzler ist Leander Baack von den Grünen.« Wahlbeteiligung 91 Prozent, »Die Linke« mit 39 Prozent stärkste Fraktion, gefolgt von »Bündnis 90/Die Grünen« mit 33 Prozent.

CDU/CSU, SDD und AfD im 10-Prozent-Bereich. Was sich anhört wie eine Utopie, ist Ergebnis des Wahlprojekts an der Montessori-Schule Niederseeon im Landkreis Ebersberg. Sieben Tage gleich zu Beginn des neuen Schuljahres haben die Oberstufenschüler der Klassen 9 und 10 intensiv an diesem Projekt gearbeitet. Haben sich in Parteiprogramme eingelesen, eine Fernsehdiskussion der Spitzenkandidaten analysiert, sich für eine Partei entschieden, ihre Positionen formuliert, Plakate gestaltet und aufgehängt, Wahlkampf in der fünften bis achten Klasse gemacht, an selbst gestalteten Wahlkampfständen mit Keksen, Lutschern und knackigen Slogans um Stimmen geworben, die Logistik von Wahl und Auszählung vorbereitet.

»Wir haben fünf bekannte Parteien aus den 42 in Bayern vertretenen ausgewählt«, berichtet Oberstufenlehrer Florian Berrenberg. Die Linke, Grüne, SPD, CDU/CSU und AfD sind im Wahlspiel vertreten, drei kontroverse Fragen thematisieren sie: Klima/Umweltschutz, Sicherheit und Flüchtlinge. Höhepunkt dann am 22. September, zwei Tage vor der realen Bundestagswahl, eine Podiumsdiskussion der Spitzenkandidaten aller im Wahlspiel vertretenen Parteien.

»Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, dass der Klimawandel menschengemacht ist, deshalb wollen wir auch weiter konventionelle Energiegewinnung nutzen. Windräder dagegen werden wir abschaffen, weil sie die Landschaft verschandeln«, formuliert Raphael aus der 10. Klasse die umweltpolitische Position der AfD. »Wir setzen auf erneuerbare Energien und werden Atom- und Braunkohlekraftwerke abschalten«, so Bruno von der Linken. Nachdem alle Spitzenkandidaten der Parteien ihre Positionen dargelegt haben, können die Schüler der fünften bis achten Klassen Fragen stellen. Sie haben sich ebenfalls in die Parteiprogramme eingearbeitet, sich mit dem politischen System und dem Bundestag in Deutschland vertraut gemacht, das deutsche Wahlsystem kennen gelernt und ein Plakat zum Slogan »Bunt statt braun« gestaltet.

Auf dieser Grundlage hinterfragen sie jetzt kritisch die Aussagen der Parteivertreter. »Die Schüler waren bei der Vorbereitung unheimlich interessiert und haben sich sehr engagiert. Dies sieht man jetzt an den Fragen, die sie öffentlich zu stellen wagen«, so Lehrer Claus Müller. Bis über die Pause hinaus dauert die Diskussion. Dann geht es an die Wahlurnen.

Geplant haben Schulleitung und Lehrer das Projekt bereits im vergangenen Schuljahr. »Die Schüler hatten großes Interesse an den Schlagzeilen der Zeitungen, in deren Mittelpunkt häufig die AfD stand. Hier sind viele Fragen aufgetaucht«, erzählt Angelika Oedingen, neue Schulleiterin der Montessori-Schule Niederseeon, letztes Schuljahr noch Deutschlehrerin in den Klassen 7 und 8. »Wichtig ist mir, dass die Jugendlichen frühzeitig in das Verfahren der demokratischen Wahlen eingeführt werden. Ich hoffe, dass das Projekt sie politisiert und sie auch im schulischen Umfeld Mitsprache halten, sich in der SMV engagieren und realisieren, was sie im aktiven Mitwirken erreichen können«, betont Oedingen.

Oberstufenlehrerin Anna Weller ist sich sicher, dass die Schüler viel aus dem Projekt mitgenommen haben. »Sie haben Sensibilität für die manipulative Kraft von Worten und Bildern entwickelt und erkannt, wie leicht man hohl um wirkliche Aussagen herumreden kann. Ich glaube, sie haben politisches Bewusstsein gewonnen und können die Erfahrung aus dem Projekt auch in ihrem Umfeld nutzen. Aus ›Wir gestalten Deutschland‹ kann so ,Wir gestalten die Schule‘ werden.« Andrea Haunschild

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