Jetzt steht er bereits und macht die Ortsmitte wieder komplett: der neue Ottendichler Maibaum. Doch auch der alte Baum ist nicht ganz weg. Im Gegenteil: Er ist nun in viele Häuser eingezogen.
Denn er wurde versteigert: »Scheibchenweise« brachte er stolze 6.000 Euro. Und das behielt der Maibaumausschuss nicht etwa allein für sich selbst. Es wurde großzügig geteilt.
Vogelhäuschen, Schneidebretter, Bänke, Stehtische und sogar ein echter Stammtisch in vielen Plätzen in Ottendichl und drumherum lebt der alte Maibaum weiter. Denn einige fleißige Hände hatten den gefällten weißblauen Traditionsbaum in alle möglichen alltagstaugliche Gegenstände verwandelt die Anfang April meistbietend versteigert wurden. Dass 6.000 Euro zusammenkamen, verdanken sie zum einen natürlich den spendenfreudigen Besuchern der Auktion, aber auch dem Auktionator Helmut Hanika, der mit seiner Art die Auktion immer wieder zu einem besonderen Erlebnis macht da sind sich die Maibaumverantwortlichen einig.
»Es ist wirklich eine schöne Summe. So eine schöne Summe, dass wir sie sehr gut teilen können«, erklärt Ton van Lier, Vorsitzender der Bürgervereinigung Ottendichl, die bereits zum achten Mal gemeinsam mit den Ammertalern den Maibaum im Dorf aufstellte. Geteilt wurde das Geld übrigens sehr gerecht ...
Zum einen erhielt der Kindergarten Ottendichl 2.000 Euro. Schließlich haben gerade die Kinder ein besonderes Auge auf dem Baum gehabt, der bei ihnen im Garten lag. »Das ist irgendwie auch ihr Maibaum. Ständig waren sie draußen und haben nach dem Rechten geschaut. Wir haben sogar am Baum übernachtet«, erklärt Anna Neuner, Leiterin des Kiga. Und wie gut das Kinder-Wach-Team funktioniert hat, zeigte sich, als einmal des nächtens der Verdacht aufkam, dass Maibaumdiebe da sein könnten. Man könne sich kaum vorstellen, wie schnell die Kleinen aus ihren Schlafsäcken geschlupft waren und die Kinderhände auf den Baum gelegt haben, erzählt Neuner lachend. Sie sind also auch mitverantwortlich, dass der Maibaum heuer nicht gestohlen wurde obwohl es zwei Versuche gab und er laut Ton van Lier »irgendwie fällig gewesen wäre«. Denn es gibt eine gewisse »Tradition« in der Ottendichler Maibaumgeschichte: Jeder zweite wird gestohlen.
Und der letzte blieb in Ottendichl. Also wäre er in diesem Jahr drangewesen.
Die zweiten 2.000 Euro nahm Pfarrer Albert Schamberger in Empfang denn sie sind für die Kirchenorgel von St. Martin bestimmt. Für diese Orgel haben sich die beiden Ottendichler Vereine schon immer eingesetzt und auch bei der Restaurierung vor einigen Jahren waren sie ganz vorne mit dabei. Jetzt steht eine Wartung des Instruments an, die sie mit dem ersteigerten Geld unterstützen wollen.
Die letzten 2.000 Euro schließlich teilen sich die beiden Vereine Bürgervereinigung Ottendichl und dAmmertaler. Und mit je einem 1.000er in der Vereinskasse wissen die beiden traditionellen und sehr aktiven Vereine sicherlich sehr Sinnvolles anzufangen. Mit dieser Aktion haben die Ottendichler wieder einmal bewiesen, dass ihr Motto, das jetzt auch wieder am Maibaum prangt, mehr ist als eine leere Worthülse: »Mir halten zamm« ist da zu lesen...