Mit einer Virtual Reality (VR)-Brille ausgestattet, können Zuschauer derzeit in das Labyrinth von Karlstadts Leben eintauchen. Damit ausgestattet gelangt der Zuschauer seit vergangener Woche an der Tageskasse des Residenztheaters am Marstallplatz in das Labyrinth von Liesl Karlstadts Biographie.
Das Filmerlebnis ergänzt die szenische Installation des Künstlertrios RAUM+ZEIT »Playing :: Karlstadt«, die den Zuschauer auf den Spuren von Liesl Karlstadt durch die Ludwigsvorstadt führt, Uraufführung war am 5. Mai, eine Kartenreservierung für die weiteren Termine ist erforderlich. Das Ensemble von »Playing :: Karlstadt« spielt auch im VR(Virtual Reality)-Kurzfilm »360° :: Karlstadt«.
Der 360°-Film ist bis Ende Juni täglich von 10 bis 19 Uhr an der Tageskasse am Marstallplatz 5 kostenlos zugänglich. Eintrittskarten oder Anmeldung sind nicht erforderlich.
Im virtuellen Raum sieht man ihr Leben an einem vorbei ziehen. Erinnerungen sind in intimen Momenten eingefangen und verdichten sich zu einem surrealen Traum. Wie fremd kann das eigene Leben im Rückblick erscheinen? Beide Projekte sind eine Annäherung an die große Münchner Schauspielerin Liesl Karstadt, die man hinter ihren verschiedenen Masken kaum als ein und dieselbe Person erkennt.
RAUM+ZEIT entwerfen kein neues Szenario von Liesl Karlstadts Leben, sondern eines für ihren Seelenzustand. Nach »Eurydice :: Noir Désir« und »Opening Night :: Alles über Laura« hat das Künstlertrio RAUM+ZEIT nun mit »Playing :: Karlstadt« eine szenische Installation in der Münchner Innenstadt entworfen: Der Zuschauer begibt sich allein auf einen Weg durch die Stadt, auf dem er den Schauspielern sehr nahe kommen wird.
Elisabeth Wellano wurde als fünftes von neun Kindern eines italienischstämmigen Bäckermeisters in Schwabing geboren. Entdeckt wird die 18-Jährige durch Valentin bei einem Auftritt im Jahr 1911. Er sagt ihr frei heraus, als Soubrette sei sie ungeeignet. Sie solle sich aufs Komische verlegen. Der Beginn einer jahrzehntelangen Arbeits- und Liebesbeziehung, die in beidseitige zerstörerische Abhängigkeit führen wird. Valentin hat ein Urteil über Liesl Karlstadt ausgesprochen, dem sich alle angeschlossen haben.
Es lautet: »lebenslänglich komisch«.
Als Karl Valentin 1934 sein und ihr ganzes Vermögen in ein zweifelhaftes Museumsprojekt (Panoptikum) steckte und damit pleite ging, dann auch noch mit Annemarie Fischer als neuer Partnerin auftrat, fiel Liesl Karlstadt in eine tiefe Krise. Die Rolle der immer Heiteren und Gutgelaunten vermochte sie nicht mehr zu spielen.
An der Münchner Prinzregentenbrücke wird dann eine Frau aus der Isar gezogen. In der Chronik der »Selbstmordversuche 1935« wird sie als Nr. 83 aufgeführt: Liesl Karlstadt. Auf der Bühne wie im Leben spielt die Komikerin die Rolle der belastbaren, ausgleichenden Partnerin an der Seite von Karl Valentin.
Während Valentin als Selbstdarsteller der eigenen Vertracktheit hervortritt, verschwindet Karlstadt virtuos in einer Vielzahl von Rollen. Meist schlüpft sie in ein groteskes Mannskostüm. Nach Karl Valentins Tod (1948) war Liesl Karlstadt auch in ernsten Rollen in den Münchner Kammerspielen und am Residenztheater engagiert. Sie wurde zur beliebten Volksschauspielerin und startete im Bayerischen Rundfunk ihre zweite Karriere als »Mutter aller Bayern«. 1956 entstand mit ihr als Protagonistin der erste Werbespot für das Deutsche Fernsehen. Ende Juli 1960 ist sie mit 67 Jahren an einer Gehirnblutung gestorben und am Bogenhausener Friedhof begraben.
Weitere Infos zu Leben und Werk von Liesl Karlstadt gibt es auch im Valentin-Karlstadt-Musäum, Tal 50. red