Die bildenden Künste sowie die künstlerisch informierte Stadtforschung bewegen sich im Feld der urban cultures verstärkt aufeinander zu. Kunst und Kultur sowie Urbanität und gebauter Raum müssen erkundet, erlebt und erzählt werden.
Ein Feld der Auseinandersetzung der letzten Jahre sind Großsiedlungen der heroischen Phase von 1960 bis 1990. Sie haben Dimensionen, die für sich stehend einer Kleinstadt entsprechen doch zentrale Funktionen einer Stadt, wie etwa die Künste und das Kulturleben, werden vorrangig auf das Zentrum projiziert. Großsiedlungen bleiben deswegen vielen Menschen einer Stadt merkwürdig fremd.
Es braucht neue Narrative und Bilder, um die scheinbare Homogenität von Großsiedlungen aufzubrechen und ihre bestechende Widersprüchlichkeit nachzuzeichnen. Großsiedlungen sind miteinander vergleichbar auch über Kontinente hinweg. Oft sind sie in konzentrischen Kreisen um die Kernstadt herum organisiert. Doch selbst innerhalb einer Stadt haben Großsiedlungen kaum Kontakt miteinander.
Während ihrer Recherchen zur Geschichte der Großsiedlung Hasenbergl am Stadtrand von München fand Pia Lanzinger heraus, dass der Grundstein der Siedlung samt Zeitkapsel bei Umbauten zerstört wurde. Diesen Mangel begreift das Projekt
Die zum Zeitpunkt der Gründung angedachten Zukunftsvisionen haben sich nicht erfüllt. Das Hasenbergl hat sich eigensinnig entwickelt. Das Selbstbild wurde im Jahr 2017 durch eine Wiederholung der Grundsteinlegung festgehalten. 70 Bewohner steuerten ein bestimmtes Ereignis aus ihrer selbst erlebten Geschichte am Hasenbergl als Videoclip für die neue Zeitkapsel bei. So entsteht mit breiter Beteiligung eine alternative Darstellung des Lebens in dieser Großsiedlung am Stadtrand Münchens.
Nun hat es die »Zeitkapsel« bis nach Berlin geschafft, wo sie in Berlin-Hellersdorf gezeigt wird.