Die dritte Startbahn am Münchner Flughafen ist noch nicht gebaut, da treibt die Flughafengesellschaft FMG die umliegenden Gemeinden schon wieder auf die Barrikaden: Allein die schieren Dimensionen machen den Gemeinden Angst: »Lab Campus« nennt die FMG ihr neues Projekt südlich der Nord-Allee, ein unternehmens- und branchenübergreifendes Ideenzentrum.
Münchner Flughafen Themenseite zum Munich Airport Franz Josef Strauß und dem Plan des 3. Terminal
500.000 Quadratmeter sollen überbaut werden. Allein im ersten Bauabschnitt sollen 400 Millionen Euro verbaut werden und 5.000 Arbeitsplätze entstehen. In den ersten Verlautbarungen der FMG war sogar von 20.000 Jobs in der Endausbaustufe die Rede. Diese Größenordnung stellt die Städte und Gemeinden rund um den Flughafen vor viele Fragen.
Schon jetzt hat die FMG wie berichtet Probleme, die Flughafenmitarbeiter im Umkreis unterzubringen. Wohnraum ist anerkanntermaßen knapp, Erding gehört in diesem Bereich zu den zehn teuersten Kommunen Deutschlands. Und jetzt noch mal 20.000 drauf in einer Region, in der ohnehin Vollbeschäftigung herrscht. Diese Fachkräfte werden also mit großer Sicherheit von außen zuwandern. Das betrifft die Kommunen in hohem Maße, doch ausgerechnet sie fühlen sich von der FMG übergangen, dabei braucht der Flughafen die Zusammenarbeit mit ihnen. Und sie stellen natürlich die zentrale Frage: »Wo sollen diese Leute wohnen?«
In Wartenberg im Norden des Landkreises Erding werden aber noch weitere Fragen gestellt, und zwar quer durch die Parteien, zum Beispiel: »Welche Straßen sollen diese Leute benutzen, um zur Arbeit zu kommen?« Marktgemeinderat August Groh (SPD) ist nur einer von vielen.
Gemeinderäte sehen Defizite
in der Verkehrsanbindung
Die Verkehrsanbindung des Airports ist nach wie vor ein handfestes Problem, die Autobahnen dorthin morgens überlastet. Der Ausbau der Flughafentangente Ost (FTO) ist zwar ins Auge gefasst, aber mehr bislang auch nicht. Immerhin: Das Projekt wurde den Kreistagen Erding und Freising inzwischen offiziell vorgestellt, damit ist detailliert bekannt, was sich die FMG unter dem Forschungs- und Entwicklungscampus da vorstellt. Thomas Weyer ist der Botschafter der FMG bei den Landkreisen.
Der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne) hat noch ganz andere Zweifel: Hat das Ganze überhaupt noch was mit Luftverkehr zu tun, dem »Kerngeschäft« der FMG. Daraus folgt die Frage: Darf die FMG das dort überhaupt? Das sind seine Fragen an die Staatsregierung, zu denen er noch auf Antwort wartet.
Weyer argumentierte gegenüber den Kreistagen ganz ähnlich wie Tankstellenpächter: Am Sprit ist nicht mehr genug verdient, der Shop bringt die Umsätze. Genau so der Flughafen, der neudeutsch auf »Non-Aviation-Business« setzt, wie sich Weyer ausdrückte. Und was die enormen Zuzugszahlen angeht, hat Weyers Chef jetzt massiv auf die Bremse getreten: Michael Kerkloh selbst korrigierte die Zahl von 20.000 auf 5.000 nach unten. Wie das so schnell geht? Man habe sich »verrechnet«. kw