Nächste Woche ist es wieder soweit, auf der Theresienwiese öffnet das größte Volksfest der Welt seine Pforten. Ursprünglich veranstaltet, um mit der breiten Bevölkerung die Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese im Jahr 1810 mit einem Pferderennen zu feiern, hat sich das Fest zum weltweiten Markenzeichen Bayerns entwickelt.
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Eine große Rolle spielt dabei das Bier. Das Brauhandwerk hat in Bayern und speziell in München eine lange Tradition. Denn wenn man oft das Bild hat, anderswo hätte die Renaissance geblüht, während in Bayern noch finsteres Mittelalter war, so stimmt das nicht. Denn wenn Sie einmal auf die Etiketten der Münchner Brauereien schauen, merken Sie, wie alt die Münchner Braukunst eigentlich ist. Und natürlich ist das auch eine kulturelle Leistung.
Das Bierbrauen haben die Bayern zwar nicht erfunden. Aber einen Teil des langen Weges vom ersten bierähnlichen Getränk der Sumerer zum Bier, wie wir es heute kennen, haben sicherlich die Bayern bestritten. So einfach wie es nämlich immer klingt, nur Hopfen und Malz und etwas Wasser ist es auch wieder nicht. Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel die Hefe.
Erst spät erkannte man, dass sie hinter dem Gärprozess steckt, deshalb wird im bayrischen Reinheitsgebot von 1516 die Hefe auch nicht erwähnt. Aber von vorne, beginnen wir beim Malz. Um Malz zu erhalten, wird Getreide zum Keimen gebracht und anschließend gedörrt. Schon dabei beeinflusst die Temperatur wesentlich den Geschmack des späteren Bieres.
Versetzt man das geschrotete Malz mit Wasser, so spricht man von der Maische, die in der sogenannten Sudpfanne gekocht werden muss. Heute läuft das in den großen Brauereien natürlich industriell ab. Bei uns im Freilichtmuseum können Sie das Maischen jedoch hautnah erleben. Über dem offenen Feuer muss unser Brauer mit viel Gefühl und einem Thermometer ausgestattet bestimmte Temperaturen erreichen und eine Zeit lang konstant halten. Man nennt das Eiweiß- bzw. Zuckerrast. Während der ganzen Zeit muss die Maische ständig gerührt werden, damit sie nicht an der Sudpfanne anbrennt, was ganz schön anstrengend ist.
Hat man gut aufgepasst, kann der Sud geläutert werden, das heißt die festen Bestandteile werden von den flüssigen getrennt. Das Flüssige, die sogenannte Würze, kommt zurück in die Sudpfanne. In unserer historischen Brauerei müssen all diese Umfüllvorgänge mit großen Schöpfkellen erledigt werden, weshalb wir auch von einer Schöpfbrauerei sprechen. Ist das vollbracht, kommt der Hopfen ins Spiel.
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Der bitterere Geschmack verleiht dem Bier seinen Charakter. Noch einmal wird der Sud gekocht und kommt anschließend auf das Kühlschiff, eine große Kupferwanne. Und wie Sie richtig vermuten, auch dazu wird ausschließlich mit Muskelkraft geschöpft. Zum Schluss wird im Gärbottich noch die Hefe zugesetzt, wenn der Sud auf die richtige Temperatur, je nach Hefekultur abgekühlt ist. Erst dann beginnt die Gärung und der Alkohol entsteht. Abgefüllt in Holzfässern reift das Bier dann in unseren Lagerkellern und wird nach etwa sechs Wochen im Freilichtmuseum in unserem Wirtshaus »Zum Wofen« frisch gezapft.
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, melden Sie sich doch zu einem unserer regelmäßig stattfindenden Bierbraukurse an. Und falls Ihnen das zu anstrengend erscheint, zum Probieren können Sie auch einfach so im altbayrischen Dorf vorbeikommen und Braukunst in Urform genießen.
Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Ihr Markus Wasmeier