Wer in Bayern das Abitur bestehen will, muss nicht nur fleißig lernen und Prüfungen bestehen, sondern auch eine Seminararbeit schreiben. Für manchen Schüler mag dies eine Qual sein, andere gehen mit viel Spaß und Ehrgeiz an diese Aufgabe heran so auch die 18-jährige Sophie Behrendt aus Daglfing.
Der Lohn für die Einser-Abiturientin: Ihre Arbeit hat als eine von sieben diesjährigen Seminararbeiten aus ganz Bayern eine besondere Auszeichnung erhalten, verbunden mit einem Preisgeld und einem Festakt im Maximilianeum.
»Das ist megacool. Ich hätte es nicht gedacht«, freut sich die 18-Jährige, die in Daglfing wohnt, aber bis vor kurzem das Asam-Gymnasium in Obergiesing besucht hat. Dort hat Sophie Behrendt im Mai ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 bestanden.
Auch für ihre Seminararbeit gab es den Bestwert 15 Punkte. Obendrauf erhielt Sophie noch eine Auszeichnung des Bayerischen Clubs: Dieser vergibt jährlich einen Preis an Abiturienten für herausragende schriftliche Seminararbeiten, die sich mit Themen der bayerischen Geschichte, Kultur oder Natur befassen.
»Demokratie-Erziehung? Amerikanische Einflüsse auf die deutsche Medienlandschaft nach 1945 am Beispiel der Süddeutschen Zeitung«, ist der Titel von Sophie Behrendts Seminararbeit, die sie im Leitfach Deutsch verfasst hat. Bei der Themenwahl war sie sehr frei, wichtig war ein Bezug zu München. »Ich interessiere mich für die Nachkriegszeit und für Demokratie allgemein«, erklärt Sophie. »Zudem wollte ich etwas über Zeitungen schreiben, da diese München geprägt haben.« Mit ihrer Themenwahl ist sie sehr glücklich: »Ich habe viel Freude daran gehabt.«
Bei ihrer Recherche las die Schülerin zunächst einige Bücher, zum Beispiel über die Pressepolitik der USA, die nach dem Zweiten Weltkrieg Besatzungsmacht in Bayern war. Viele Stunden verbrachte Sophie im Gasteig, wo sie im Archiv alte Ausgaben der Süddeutschen Zeitung nach passenden Artikeln durchforstete. »Das war sehr anstrengend, aber auch sehr interessant«, sagt die Abiturientin. Vor allem in den Herbstferien und an den Wochenenden steckte sie viel Zeit in ihre Arbeit, die am Ende 25 Seiten Text plus Anhang umfasste. »Die US-Besatzer hatten nicht nur positiven Einfluss auf die deutsche Presse«, lautet ihr Fazit. So durften die Journalisten die Besatzungsmächte zum Beispiel nicht bösartig kritisieren, erklärt Sophie. Die Süddeutsche sei sogar zweimal für Artikel bestraft worden: »Einmal musste die Zeitung eine verbale Rüge abdrucken, einmal durfte sie 30 Tage lang nur mit geringerer Seitenzahl erscheinen.«
»Dankbar für die
gute Unterstützung«
Für die gute Unterstützung während des Recherchierens und Schreibens ist Sophie Behrendt sehr dankbar. »Ich hatte einen tollen Betreuungslehrer, der mir viele Möglichkeiten und Freiheiten ließ.« Als Belohnung gab es 15 Punkte für die Arbeit besser gehts nicht. »Das war ein tolles Gefühl«, sagt Sophie. Sie suchte anschließend im Internet nach möglichen Preisen für Seminararbeiten und stieß auf den Bayerischen Club, bei dem das Asam-Gymnasium schließlich die Arbeit einreichte. Tatsächlich fand Sophies Werk bei der Jury großen Anklang und ist jetzt offiziell eine der besten bayerischen Seminararbeiten 2018.
»Die Chance war gering, deswegen freut es mich umso mehr«, erzählt Sophie. Die Verleihung der Preise fand im Maximilianeum statt, das Bayerns König Maximilian II. im 19. Jahrhundert für die klügsten jungen Menschen seiner Zeit erbauen ließ. »Wenn Arbeiten so gut sind, dass sie ausgezeichnet werden, dann muss es auch Spaß gemacht haben. Denn nur dann steckt man auch wirklich Herzblut und Leidenschaft in eine Sache«, betonte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die die Ehrung gemeinsam mit Albert Scharf, dem Präsidenten des Bayerischen Clubs, und der Kultusstaatssekretärin Carolina Trautner vornahm.
Vom Preisgeld gibt
es neuen Laptop
»Der Festakt war sehr schön«, erzählt Sophie. »Ich hatte das Gefühl, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird.« Zunächst sprach Albert Scharf ausführlich über jede der sieben Seminarbeiten, dann gab es einen Empfang mit Essen und Getränken. Auch Sophies Eltern und Lehrer des Asam-Gymnasiums waren mit dabei. Neben einer Urkunde erhielten die Geehrten ein Preisgeld von 750 Euro. Das Geld möchte Sophie Behrendt »sinnvoll investieren« in einen Laptop fürs Studium.
Anfang Oktober hat die 18-Jährige ein »Studium Generale« in Tübingen begonnen.
Es dauert ein Jahr und dient zur Studienorientierung. Die Teilnehmer belegen dabei mehrere Fächer in Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. Sie müssen darin Hausarbeiten verfassen und Referate halten. Rund 50 junge Leute leben zusammen unter einem Dach. Sophie freut sich auf die neue Erfahrung in Tübingen, ebenso aber auf die Wochenenden in der Heimat. »Ich mag München. Hier sind meine Freunde, hier fühle ich mich wohl«, sagt Sophie, die in der bayerischen Landeshauptstadt geboren ist. Früher wohnte sie in Haidhausen. Auch nach ihrem Umzug nach Daglfing besuchte sie weiter das Asam-Gymnasium. Ihr »richtiges« Studium will sie dann wieder in München absolvieren das Fach ist noch offen.
Daglfing mag Sophie Behrendt sehr gerne. »Es ist die perfekte Mischung aus Stadt und Land«, meint die 18-Jährige. »Wenn ich außer Haus gehe, sehe ich Bach und Felder. In einer Viertelstunde aber bin ich am Marienplatz.« Die Abiturientin ist mit München verbunden. Mit ihrem Abschluss steht ihr freilich die Welt offen. Benjamin Schuldt
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