Als um 1930 das riesige, figurenreiche Wandbild bei dem namhaften Künstler Prof. Reinhold Max Eichler in Auftrag gegeben wurde, ahnte keiner, dass dies die Nationalsozialisten, die mitten in der Ausarbeitung des Werkes an die Macht gelangten, provozieren würde.
Dargestellt ist die Bergpredigt, die an die Wertschätzung der Schwachen, Andersartigen und Menschen anderer Hautfarbe appelliert. Im Widerspruch zur Nazi-Ideologie blieb dies nicht ohne Folgen. Die ortsansässige Kunsthistorikerin Martina Müllner erläutert die Entstehungsgeschichte und die Raffinessen des kunsthistorisch bedeutenden Freskos. Der ganze Stolz der eher schmucklos gehaltenen Thomaskirche ist ihr 1935 fertig gestelltes Kirchenfresko, das eine Szene aus der Bergpredigt zeigt. » Seine Botschaft: »Selig sind die Friedfertigen« war ein mutiges Zeichen gegen den immer weiter um sich greifenden Nationalsozialismus. Der Künstler und Kunstprofessor Reinhold Max Eichler schuf im Auftrag einiger besonders kunstsinniger Gemeindemitglieder dieses Manifest gegen Unterdrückung und Gewalt.
Ohne großes Aufhebens wurde das Fresko damals eingeweiht, Papiere, die seinen »Werdegang« dokumentieren, fehlen völlig. An einen Zufall will man in der Thomaskirche indes nicht glauben, vielmehr wollte man Werk und Verantwortliche schützen. Wer mehr über das spannende Fresko erfahren möchte, kann sich dem Vortrag von Martina Müller am 20. Januar von 14 bis 16 Uhr in der Thomaskirche am Ludwig-Thoma-Plazz 5 anschließen. Eine Anmeldung bei der MVHS Grünwald unter Tel. 6411182 ist erforderlich. Die Teilnahme kostet 7 Euro.