Der Ebersberger Forst ist nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Manch einer der Bewohner des Waldes gewährt dabei sogar anderen Unterschlupf ‒ zum Beispiel der Schwarzspecht: Die von ihm angelegten Baumhöhlen tragen erheblich zur Artenvielfalt des Forstes bei, weil dort zahlreiche andere Wirbeltierarten leben.
Einblicke in den Mikrokosmos Schwarzspechthöhle, in diese sonst verborgene Welt, gibt der Hochschulprofessor Volker Zahner in einem Vortrag. Die Ebersberger Kreisgruppe des LBV (Landesbund für Vogelschutz) und die Forstinninger Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) laden hierzu für Donnerstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr zum "Wilderer" in den Anzinger Forsthof (Am Sportzentrum 16) ein. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Im vergangenen Jahr hatte die Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz in einem Waldstück bei Schwaberwegen (Gemeinde Forstinning) eine Höhlenwanderung angeboten. Linda Madl von den Bayrischen Staatsforsten berichtete damals unter anderem, dass es in dem bedrohten Waldstück übermäßig viele Biotopbäume und Höhlenbäume gebe.
Hierbei entstand die Idee zwischen Eva Wirth (Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Forstinning des Bund Naturschutzes) und Richard Straub (Vorsitzender der Kreisgruppe Ebersberg des Landesbund für Vogelschutz) in diesem Jahr einen Vortrag über den "Mikrokosmos Schwarzspechthöhlen" anzubieten. Mit dem Wildtierökologen Volker Zahner, der wissenschaftlicher Beirat beim LBV ist, konnten die Veranstalter einen ausgewiesenen Fachmann für den Vortrag gewinnen. Eva Wirth hofft, mit solchen Vorträgen die Wichtigkeit und Vielfältigkeit des Ebersberger Forstes in den Vordergrund zu rücken ‒ und damit auch Vorhaben, wie die Umgehungsstraße, die gravierend in die Geschlossenheit des Forstes eingreifen würde, verhindern zu können. "Es ist ein großes Ziel, aber nicht gänzlich unrealistisch, dass diese unselige Straßenplanung ein drittes Mal nach 1985 und 2007 aus Naturschutzgründen abgelehnt wird", erklärt Wirth.
So wird Volker Zahner nun in Anzing, also direkt vor den Toren des Ebersberger Forstes, zunächst über die Spechte, ihre wohl einmalige Lebensweise und spannende Anpassungen an den Lebensraum Baumstamm berichten. Vor allem wegen ihres Höhlenbaus gelten Spechte als Schlüsselarten, die Strukturen schaffen, auf die andere Tiere angewiesen sind. Dadurch tragen sie erheblich zur Artenvielfalt im Wald bei.
Die Großhöhlen des Schwarzspechts schaffen dabei für zahlreiche Wirbeltierarten entscheidende Strukturen. Viele Informationen gibt es bereits, wie viele Arten diese nutzen und welche Bedeutung sie für das Waldökosystem haben. Doch sind die Erkenntnisse über diese Lebensgemeinschaft umfassend? Mit heutiger Technik lassen sich viele Fragen klären, die früher ausschließlich Gegenstand von Spekulationen waren. Mit einer Studie über sogenannte Fotofallen wollten Experten über mehrere Jahre und bei 120 Höhlenbäumen die Kernfragen rund um die Schwarzspechthöhle analysieren. Wer sind die Bewohner? Wer sind die konkurrenzstärksten Arten? Und was ist die Abwehrstrategie des Schwarzspechts?
Als wesentlicher Faktor bei der Höhlenwahl hat sich die Feindvermeidung erwiesen. Untersuchungen zeigten, dass der Schwarzspecht gezielt Bäume wählt, die eine gewisse Deckung durch die Naturverjüngung aufweisen. Wird die Verjüngung zu hoch, verlässt der Vogel den Baum ‒ und baut eine neue Höhle.