Der Wunsch nach Wohnen in den eigenen Wänden im Alter steht auf der Wunschliste ganz oben: Man wünscht es für sich selbst, man wünscht es für seine Eltern oder Angehörige. Informationen zu diesem Thema sind immer mehr gefragt. Denn es kann jeden früher oder später betreffen. In München bietet die Stadt jetzt neu eine kostenfreie Sprechstunde mit Beratung zur Wohnungsanpassung: jeden zweiten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle des Seniorenbeirats, Burgstraße 4, 1. Stock, Zimmer 105. Die nächsten Termine sind der 12. März und 9. April. Andere Beratungstermine können unter Tel. 3 57 04 30 bei der Beratungsstelle Wohnen des Stadtteilarbeit e.V mit Sitz in Schwabing in der Aachener Straße 9 vereinbart werden. Fachkräfte der Beratungsstelle unterstützen beim Wunsch, daheim wohnen zu bleiben mit Beratung zu Hilfsmitteln, Umbaumaßnahmen und Finanzierung durch Zuschüsse und Kostenträger.
Seit 2006 gibt es die Beratung durch erfahrene Fachkräfte in einem multiprofessionellen Team aus drei Sozialpädagogen/innen, einer Psychologin und drei Architektinnen ‒ im Auftrag der Landeshauptstadt München in einer Arbeitsteilung mit den 32 Alten- und Service-Zentren (ASZ), die regional in den Stadtteilen tätig sind, sowie einigen Einrichtungen in der Behindertenarbeit. Seit 2008 sind sie im Auftrag des Landratsamtes München auch für alle 29 Landkreisgemeinden und deren Bewohner Anlaufstelle zu diesem Thema. Diese Grundberatung ist für Ratsuchende aus der LH München sowie aus dem Landkreis München kostenfrei.
Möglichst lange zu Hause wohnen bleiben – das ist der Wunsch vieler älterer Menschen. Etwa 94 Prozent der älteren Menschen leben in "normalen" Wohnungen und nicht in den stationären oder heimähnlichen Wohnformen, so die Zahlen der Beratungsstelle. Auch werde der weitaus größte Teil der Pflegebedürftigen - es sind über 70 Prozent - in ihrer häuslichen Umgebung versorgt. Es steigt der Bedarf nach Information. "850 Personen haben wir 2018 beraten", sagt Christa Schüßler von der Beratungsstelle Wohnen in der Aachener Straße. "Ein breites Spektrum von Personen" frage für Beratung an: "Es sind Senioren, Menschen mit einem Handicap, Menschen die präventiv ihre Wohnung umbauen möchten oder Eltern von Kindern mit einer Behinderung". Dabei sollte man nicht so lange warten, bis es zum "Ernstfall" gekommen ist: Möglichst frühzeitig sollte geklärt werden, welche Wohnform die der persönlichen Situation entsprechende und angemessene ist, betont Christa Schüßler. Die Berater fragen nach den derzeitigen Lebensumständen und damit verbundenen Problemen bei den täglichen Abläufen und Verrichtungen in der Nutzung der Wohnung und suchen zusammen mit dem Ratsuchenden nach praktikablen Lösungen. Wohnberatung ist zum überwiegenden Teil eine "aufsuchende" Beratung, d.h. die Beratungen finden vorwiegend zu Hause beim Ratsuchenden statt. Die Kontakte zu Ratsuchenden werden häufig von sozialen Diensten vermittelt. In manchen Fällen erfolgt die Vermittlung in einer Situation, in welcher der Handlungsdruck bereits extrem hoch ist, während die Durchführung bestimmter Maßnahmen und vor allem die Klärung der Finanzierung erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Besser wäre eine präventive Beratung und vorsorgliche Anpassung der Wohnung - auch gemeinsam mit den Angehörigen - um für den ‚Ernstfall’ besser gewappnet zu sein bzw. das Unfallrisiko von vorne herein zu reduzieren. Nach dem Motto „Ich leb' eh nimmer lang“ würden notwendige Veränderungen aber oft viel zu lange hinausgezögert. Ratsuchende dazu zu motivieren, Veränderungen in der Wohnung vorzunehmen und zuzulassen, sei deshalb ein wichtiger Teil in der Beratung. Mit zunehmendem Alter ändern sich die Erfordernisse an eine selbständige und sichere Lebensweise in Bezug aufs Wohnen. Häuser und Wohnungen werden mit ihren Bewohnern alt und entsprechen oft nicht heute üblichen Standards in Ausstattung und barrierefreier Zugänglichkeit. Für ältere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen stellt sich dann die Frage, ob ein Verbleib in der bisherigen Umgebung möglich ist. In der Beratung werden dann Fragen geklärt wie: Ist die bisherige Wohnung für mich weiterhin geeignet? Was kann ich in der Wohnung/an meinem Haus verändern, damit ich bleiben kann? Kann ich auch in der angestammten Umgebung bleiben, wenn meine Pflegebedürftigkeit zunimmt? Wenn ich nicht mehr in meiner Wohnung/meinem Haus bleiben kann, wie finde ich eine geeignete alten- bzw. behindertengerechte Wohnung? Wann ist es notwendig, in ein Alten- oder Pflegeheim umzuziehen?
Die Wohnberater empfehlen und planen nicht nur bestimmte Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnsituation, sondern beraten auch zur Finanzierung und betreuen auf Wunsch die Durchführung und Umsetzung. Sie nehmen den Betroffenen also auch viele bürokratische Aufgaben ab, wenn diese mit der Situation überfordert sind. Sie sprechen mit dem Hausarzt, mit dem Hauseigentümer und mit Behörden. Sie beantragen im Auftrag und Namen der Betroffenen die Zuschüsse und Fördermittel bei Kostenträgern. Sie beauftragen und koordinieren im Namen der Betroffenen Architekten und Handwerker, prüfen die ausgeführten Arbeiten und rechnen mit den Leistungsträgern ab.
Für die Mehrzahl der gängigen Veränderungen gibt es Mittel von verschiedenen Kostenträgern. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Hilfsmittel, von der Pflegekasse gibt es seit 2015 bis zu 4.000 Euro für nötige Umbauten. Manche Städte und Gemeinden haben eigene Förderprogramme, die Wohnungsanpassungsmaßnahmen bezuschussen. Aus Landesmitteln gibt es ein leistungsfreies Baudarlehen (de facto ein Zuschuss) in Höhe von 10.000 Euro für Menschen mit Schwerbehinderung über die bayerische Wohnungsbauförderung, wenn die persönlichen Voraussetzungen zutreffen. Neuerdings gibt es sehr günstige Darlehnskonditionen über die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), bis zu 50.000 Euro bei einem Effektivzins von derzeit 0,75 %, die den altengerechten Umbau unabhängig von der derzeitigen gesundheitlichen Verfassung und vom jeweiligen Alter unterstützen.