Der erste Testlauf dessen, was als „LabCampus“ am Flughafen im Erdinger Moos geplant ist und wie berichtet schon ob der schieren Dimension von rund 20.000 zusätzlichen Bewohnern in unmittelbarer Flughafenumgebung Befürchtungen auslöst, ist anscheinend gelungen. Der Umlandbeauftragte des Flughafens, Jochen Flinner, hat mit einer aufwändig organisierten Veranstaltung unter dem Titel „Inside Airport“ einen Coup gelandet. Das Ziel: Den Nutzen der am Airport erarbeiteten Innovationen für das ganze Umland sichtbar und erlebbar werden zu lassen. Dass diese Veranstaltung letztlich für besagten Campus werben sollte, wurde diplomatisch geschickt nur am Rande deutlich. Drei Themenbereiche pickten die Veranstalter heraus, mit denen sie hofften, die Kommunen rund um den Flughafen direkt gewissermaßen ansprechen zu können: IT-Sicherheit, multifunktionale High-Tech-Straßenlampen, und Info-Säulen, die sich zu kompletten virtuellen Bank-Filialen ausbauen lassen.
Letztere stießen auf enormes Interesse, zumal die Veranstalter als echte PR-Profis die Gemeinden auf dem Land bei einer realen Sorge packen konnten: „Damit die Bank vor Ort nicht schließen muss.“ Die „Info-Gate“-Säulen, die überall am Flughafen verfügbar sind und einen direkten Bildschirm-Kontakt zu einem Mitarbeiter aufbauen, der dann tatsächlich lebensgroß vor dem Fluggast oder Kunden auf der Mattscheibe erscheint, haben die Entwickler am Flughafen so weit "aufgebohrt", dass Bankgeschäfte möglich sind.
Immer mehr Banken und Sparkassen schließen ihre Filialen vor Ort, weil immer mehr Bankkunden das Online-Banking dem direkten Kontakt mit dem Berater vor Ort vorziehen. Diese Filialen werden durch SB-Stationen, reduziert auf Geldautomat und Konto-Auszugsdrucker, ersetzt oder gleich ganz eingespart. Doch die "Onliner" sind nur ein Teil der Kundschaft. Die Filialschließungen haben einigen Kreditinstituten auch schmerzhafte Einbrüche bei den Marktanteilen beschert - weil Online-Banking eben nicht deren Mittel der Wahl ist. Unserer Redaktion ist ein Fall aus dem Norden des Landkreises bekannt, wo sogar mehrere Vereine schlicht zur Konkurrenz gewechselt sind. Hans Schreiner, Bürgermeister aus Bockhorn, sah das darum so: „Mir ist natürlich der direkte Kontakt zu einem Menschen hinter dem Schalter lieber, aber ich sehe auch, dass das die Zukunft sein könnte.“
Vor allem die Generation, die nicht so internet-affin sei, könne in der Entwicklung des LabCampus eine echte Alternative sehen. Auch die Lengdorfer Bürgermeisterin Gerlinde Sigl sah das so. Immerhin, die Macher vom Airport, die dafür eine eigene Gesellschaft gegründet haben, konnten eine genossenschaftliche Bank präsentieren, die damit bereits arbeitet.
Ganz eigenständig kommen die aufgerüsteten Straßenlampen daher, die der LabCampus entwickelt hat. Mit integrierten Kameras überwachen sie sich sozusagen selbst. Sie melden Störungen direkt an eine Zentrale und fungieren als WLAN-Punkt, weil sie ständig „unter Strom“ sind. Was diese Lampen technisch möglich machen, lässt teilweise Datenschützern die Haare zu Berge stehen, nämlich exakte Parkraumüberwachung bis hin zur Kennzeichenerfassung. Da mussten die Techniker aber doch beidrehen und deutlich machen, dass die Bilder die Leuchte letztlich nicht verlassen. Nicht alles, was möglich ist, ist auch gewollt. Aber die Möglichkeit, dass eine Leuchte einen Defekt direkt an eine Zentrale meldet und damit ein gezielter Komponentenaustauch innerhalb kürzester Zeit möglich ist, ohne dass stundenlang – bei voll eingeschalteter Straßenbeleuchtung – nach defekten Lampen gesucht werden muss, ist ein interessanter Ansatz für Gemeinden und Stromversorger.
Ein weiteres Thema war das sprödeste und ernsteste zugleich, ein Angebot auch an die heimische Wirtschaft und an die Verwaltung: IT-Sicherheit und Schutz vor Hackerangriffen von außen. Der Airport hat hier nichts weniger als eine Art „Truppen-Übungsplatz“ aufgebaut, die Experten sprachen denn auch von einem „Krieg“, der hier stattfinde, mit Milliardenschäden für die Wirtschaft. Hier stießen die Veranstalter in den Kernbereich dessen vor, was sie wollen, und hier betrieben sie auch den größten Aufwand. (Bericht folgt.) kw