Wer schon länger in der Au wohnt, dürfte Renate Schnückel schon einmal begegnet sein. Unermüdlich ist sie seit Jahren mit ihrem Fahrrad im Viertel unterwegs, um Menschen in sozialen Notlagen zu beraten und ihnen weiterzuhelfen. Seit kurzem gibt es eine zentrale Anlaufstelle für Anfragen aller Art: Die Nachbarschaftshilfe Au hat erstmals eine Geschäftsstelle eröffnet.
Über zehn Jahre habe es gedauert, bis die passenden Räume gefunden waren, berichtet Renate Schnückel. Mal waren die Objekte zu groß, mal zu klein, mal zu teuer. Fündig wurde die Nachbarschaftshilfe Au schließlich in der Gebsattelstraße 2, gleich unterhalb der Brücke. Hier hat der Verein sein Büro eingerichtet, die Eröffnungsfeier mit Helfern und Sponsoren war Ende Februar. Am Samstag, 30. März, findet dort von 10 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, bei dem sich die Bürger aus dem Viertel über die Nachbarschaftshilfe informieren können.
Wie der Name schon sagt, hilft der Verein den Menschen aus der Nachbarschaft, manchmal bei ganz alltäglichen Problemen wie einer kaputten Brille. Hauptziel ist aber der Beistand in sozialen Notlagen. Denn auch in der Au, wo zahlreiche teure Luxuswohnungen entstehen, leben Menschen mit geringem Einkommen oder sozialen Schwierigkeiten. "Auch einsame Menschen melden sich bei uns, ältere Mitbürger oder psychisch Kranke", sagt Renate Schnückel. Das städtische Sozialreferat sei wegen der Vielzahl von Anfragen überfordert und daher auf Vereine wie die Nachbarschaftshilfe angewiesen, meint sie.
Gegründet wurde die Nachbarschaftshilfe Au 1982 von Agnes Lochbrunner, die für ihre Verdienste die Bezirksmedaille von Oberbayern erhalten hat. Inzwischen hat sich Lochbrunner zurückgezogen, die Hauptarbeit leisten aktuell Renate Schnückel und Inge Schmid. Während Schmid am Hergottseck verschiedene Gruppen für Kinder anbietet, kümmert sich Schnückel vor allem um die Angebote für Erwachsene.
Für diese gab es bisher allerdings keine festen Räumlichkeiten. Das ist nun anders: in der Gebsattelstraße 2 befindet sich nicht nur ein Büro, sondern auch ein Saal, der zum Beispiel für Feiern mit bis zu 50 Personen reserviert werden kann. "Nun sollen die Räume mit Leben gefüllt werden", betont Schnückel. Bisher hat das schon gut geklappt: Neue Angebote wie eine monatliche Nähgruppe sind bereits ins Leben gerufen worden, ein Yogakurs ist in Planung.
Auch sonst würde das Büro als neue Anlaufstelle gut angenommen, sagt Renate Schnückel. "Es spricht sich herum, viele Leute kommen und klopfen einfach." Das Sozialreferat weist bei Bedarf auf die Nachbarschaftshilfe hin, ebenso wie Ärzte, Apotheken oder Schule, der Verein ist in der Au gut vernetzt. Essentiell für die Arbeit sind die ehrenamtlichen Helfer. Derzeit gebe es zwischen 60 und 70, mehr Frauen als Männer, aber aus allen Altersgruppen, berichtet Schnückel. Neue Helfer werden immer gesucht, sei es für Reparaturen, das Ausfüllen von Formularen, Hausaufgaben, Einkaufsdienste, Spaziergänge oder einfach nur zum Ratschen.
Die Nachbarschaftshilfe Au sei ein Angebot, dass es so in München nicht oft gebe, meint Renate Schnückel, die selbst lange im Viertel wohnte: "Wir versuchen, extrem schnell zu helfen." Wer Hilfe braucht, kann in der offenen Sprechstunde vorbeikommen, die immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr stattfindet, außer in den Ferien. Zudem ist die Nachbarschaftshilfe Au unter der Telefonnummer 659479 erreichbar. B. Schuldt