Schon seit Wochen, aber spätestens mit dem Frühlingsanfang am 20. März kribbelt es bei allen Gartenfans: Endlich wieder in der Erde buddeln, erste bunte Blumen setzen, Gemüsesamen keimen lassen – Platz und Möglichkeiten gibt es selbst auf dem kleinsten Balkon. Das Schlagwort dazu heißt "Urban Gardening". Der urbane Garten als Ort des Experimentierens, der Rückkehr der Natur in die Städte und als Austauschplattform für Anwohner ist aber mehr als ein Trend. Das Verlangen danach, Gras unter den Zehen zu spüren und in Kontakt mit der Natur zu stehen, scheint größer zu werden, je mehr Beton und Gebäude uns umgeben. Im Münchner Zentrum gibt es ein paar spannende Garten-Projekte.
Etwa der Nußbaumgarten direkt am Sendlinger Tor, 2018 entstanden. In zehn Hochbeeten bauen Nachbarsgruppen, Vereine und Einrichtungen Gemüse und Kräuter an. Die Paten ‒ die Hälfte sind Bürger und Einrichtungen, die 2018 schon dabei waren, die andere Hälfte neue Interessenten, die sich im Laufe des letzten Jahres gemeldet haben ‒ stehen schon in den Startlöchern für die neue Gartensaison und machen gerade die Pflanzplanung, erzählt Silvia Gonzalez von Green City e.V., der den Nußbaumgarten betreut. Der Nußbaumgarten soll drei Jahre lang parallel zu einem Kulturprojekt bestehen, das wieder für drei Monate im Sommer startet. Da er sich in einer öffentlichen Grünfläche befindet, hat er den Charakter eines Lehrgartens und ist auch Besuchern zugänglich.
Auch der Nachwuchs gartelt mit: In der Tumblinger Schule werden voraussichtlich ab Mai Hochbeete für Gemüse aufgestellt. Dort hatte Green City bereits das Schulgelände mit den Schülerinnen und Schülern um Beerensträucher und einen Apfelbaum aufgewertet. Und auch der städtische Hort und Kindergarten in der Müllerstraße 5 wird heuer Hochbeete bauen.
Einen Schrebergarten mitten in der Asphaltwüste am Hauptbahnhof gibt es seit 2018: Den "Münchner Kulturdachgarten" auf einem Parkhaus in der Adolf-Kolping-Straße 10, Saisonstart 2019 ist am 15. April. Thomas Manglkammer und Michael Falkenbacher haben dort eine Parkhauslandschaft aus Beton mit Holz und vielen Pflanzen bereichert, auch wenn sie vom Gärtnern zunächst "keine Ahnung" hatten, erzählen sie in dem neuen Buch "Rein ins Grüne. Raus in die Stadt", das Renate Künast mit Victoria Wegner geschrieben hat und am 5. April im Literaturhaus, Salvatorplatz 1, vorstellt. „Doch man lernt schnell“, so Thomas Manglkammer. In 20 Hochbeeten können Interessierte selbst Gemüse aussäen, pflegen und ernten. 60 Prozent der für das Essen im Kulturdachgarten benötigten Kräuter und Gemüse sollen heuer mit Vertical Farming, also an der Hauswand, angebaut werden. Die Planung des Projektes, vor allem aber die Suche nach einem geeigneten Ort und die erforderlichen Genehmigungen dafür zu bekommen, waren die größten Herausforderungen und zogen sich knapp zwei Jahre hin.
Wer wissen möchte, wie man selbst einen Gemeinschaftsgarten plant, der kann am 28. März, 17.30 bis 21 Uhr, bei Green City in der Lindwurmstraße 88 einen kostenlosen Workshop zum Thema "Aufbau und Weiterentwicklung von (Interkulturellen) Gemeinschaftsgärten" besuchen. Verbindliche Anmeldung mit Angabe des Gartenprojekts, Themen und Fragen bis zum 22. März an die E-Mail gudrun.walesch@anstiftung.de
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