Auf dem Schulplan sollte noch vor Mathe oder Deutsch eine fakultative gemeinsame „Brotzeit“ stehen. Denn morgens, viertel vor acht in Moosach, knurren immer noch viele Mägen in den Schulklassen der Leipziger Straße.
Die Schulen stehen vor verschiedenen Herausforderungen und genau dieses Szenario soll gänzlich der Vergangenheit angehören. Unabhängig des Taschengeldbeutels sollten die Kinder während des Lernens Freude anstatt Hunger haben. Die Schulleiterin Sabine Keramati der staatlichen Mittelschule an der Leipziger Straße setzt sich deshalb dafür ein, dass mit dem Gong zur ersten Unterrichtsstunde die Kinder energiereich in den Schultag starten. "Schließlich können Kinder, die Hunger haben, sich kaum für das Lernen begeistern", sagt sie.
Daher fand Keramati Sponsoren, die die Kinder nicht mit leerem Magen Matheaufgaben oder Vokabeltests machen lassen: das „denkbar“-Projekt des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes und "Kinder ohne Hunger".
Frische Semmeln, Käse, Wurst, Marmelade, dazu eine Gurke, ein Stück Obst und eine Tasse Kakao gibt es jeden Schultag um 7 Uhr im Schülercafé. Die Theorien, warum einige Eltern ihre Kinder nicht mit einem richtigen Frühstück versorgen, sind diffus: Die Eltern arbeiten morgens und müssen früher raus, die Eltern haben nicht genug Geld oder die Eltern sind schlichtweg schlecht informiert über die Wichtigkeit der ersten Mahlzeit am Tag. Als ein wesentlicher Punkt bei diesem Problem entlarven sich also die Eltern, die eine solche Situation "von Haus aus" ändern können. Keramati und die Sponsoren versuchen, diese hungrigen Kinder aufzufangen. "Kinder ohne Hunger" etwa organisiert Schulfrühstücke schon seit rund zehn Jahren. Sechs Mütter stehen dahinter, die auch andere Schulen, wie die Mittelschule an der Bernaysstraße im Harthof, betreuen.
"Mittelschulen rutschen leider an den Rand", sagt Keramati und stellt fest, dass diese Schulform generell etwas vernachlässigt wird. Daher hat sie aktiv nach Initiativen gesucht, die der Verantwortung der Schule mehr als gerecht wird. "Frühstück ist doch ein soziales Bedürfnis, hier können Kinder ihre Probleme loswerden, hier räumen Kinder auf, hier trainieren sie ihr Benehmen", um nur einige positive Aspekte zu nennen. Die ehrenamtlichen Frühstückshelferinnen loben die Kinder: "Die Kinder sind lieb und gar nicht aufmüpfig." Und das wohl vor allem mit einem satten Bauch. Denn so kann das Lernen auch gut gelingen, wenn eine Schule auch ein Gefühl von Sicherheit und Freundlichkeit vermitteln kann.
Daniel Mielcarek