Im April lud die staatlich anerkannte Schwangerschaftsberatungsstelle von DONUM VITAE in Haar zum Pressegespräch ein. Albert Fierlbeck, der Leiter dieser Stelle, stellte dabei nicht nur die Zahlen des vergangenen Jahres vor, sondern machte auch auf die neuesten Projekte und Angebote der Beratungsstelle aufmerksam. Und damit auch auf aktuelle politische Themen.
So verzeichnete die Beratungsstelle in Haar insgesamt 830 Beratungskontakte im Beratungszeitraum 2018. Bei den Erstberatungen wurde ein Zuwachs von ca. 12,5 Prozent festgestellt, erklärte Fierlbeck. Die Gesamtsumme der Beratungskontakte sei allerdings gleichgeblieben. Dabei machte der größte Teil der Beratungen die allgemeine Schwangerenberatung aus. Dicht gefolgt von der nachgehenden Betreuung ab Geburt und der Schwangerenkonfliktberatung. Wobei die Schwangerenkonfliktberatung, aufgrund der jüngsten Diskussionen über den § 219a StGB, erst kürzlich wieder größeres politisches Aufsehen erregte. Nicht nur schwangere Frauen nehmen die Beratungen in Anspruch, betont der Sozialpädagoge. Aufgrund der sich wandelnden Ansichten hinsichtlich der Rollenverteilung, würden inzwischen auch immer mehr Männer, nämlich mehr als 26 Prozent der zu Beratenden die Stelle aufsuchen; entweder als Mitzuberatende oder, seltener, auch allein. Denn nicht nur Frauen hätten Fragen zu Schwangerschaft und Kind, sondern auch Männer, weshalb es auch für sie Beratungsangebote gibt, so Fierlbeck.
Claudia Nasahl, die stellvertretende Leitung, ist für drei weitere Beratungsangebote der Stelle schwerpunktmäßig zuständig. Die Sozialpädagogin hat unter anderem, extra eine spezifizierte Weiterbildung durchlaufen, um im Bereich der Pränataldiagnostik, oder kurz „PND“, als geschulte Fachkraft zu fungieren. So liege ihr Hauptaugenmerk in diesem Bereich, besonders auf den werdenden Eltern, die von der Behinderung ihres Kindes erfahren. Es ist wichtig, diese fachkundig zu unterstützen und sie vor allem angemessen zu begleiten, bemerkte Nasahl. Dabei ist auch die frühzeitige Erkennung von Behinderungen bei ungeborenen Kindern ein hoch aktuelles gesellschaftliches Thema. Der sogenannte NIPT Bluttest (nicht invasiver Pränataltest) ist eine der neuesten Methoden, um aus dem mütterlichen Blut bestimmte Chromosomenstörungen des Kindes, und somit eine Trisomie 21, bereits frühzeitig feststellen zu können. Bislang sei dieser Bluttest noch eine Selbstzahlerleistung und könne nicht von den Krankenkassen übernommen werden, so Nasahl. Derzeit ist im Gespräch für diesen Test eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen zu erreichen. Unabhängig von der finanziellen Frage sei hier auch immer eine ethische Fragestellung zu berücksichtigen, erklärte die stellvertretende Leiterin. Ein weiterer Tätigkeitsbereich von Claudia Nasahl ist die psychosoziale Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch, um Frauen, Männern und Paaren, in dieser oftmals belasteten Lebenssituation, eine geeignete Unterstützung zu bieten. Der dritte Aufgabenbereich der erfahrenen Sozialpädagogin umfasst die Übernahme und Begleitung von vertraulichen bzw. anonymen Geburten. Diese bietet DONUM VITAE im Rahmen des „Moses-Projektes“ an, welches Claudia Nasahl bereits seit 2009 mitbetreut. Oftmals werden ungewollte Schwangerschaften von den Frauen verdrängt und die Gefahren somit für Mutter und Kind brisant. Genau hier sind Hilfen notwendig, um den Frauen und dem Schutz des ungeborenen Lebens bestmöglich gerecht zu werden. Die erzielten Erfolge mit zwei vertraulichen bzw. anonymen Geburten, die durch DONUM VITAE im Jahr 2018 betreut wurden, sprechen für sich.
Abschließend informierte Sozialpädagogin Andrea Seif über das im April 2019 endende Modellprojekt von donum vitae Bund „Schwangerschaft und Flucht“, das drei Jahre lang von ihr betreut wurde. Es findet jetzt zum Teil eine Fortsetzung in dem neuen, bundesweiten Projekt „Helfen, Lotsen, Beraten“, kurz „HeLB“. Start dieses Projektes ist Anfang Mai und Andrea Seif wird weiterhin in der Beratungsstelle Haar für dieses Projekt arbeiten. Die Zielgruppe des neuen Projektes sind schwer erreichbare Klienten, bei denen vor allem die aufsuchende Arbeit ein wirksames Mittel sei, um Vertrauen aufzubauen, so Seif. Auch die Digitalisierung von Beratungsangeboten sei ein weiterer wichtiger Fokus des Folgeprojektes, versicherte die Sozialpädagogin. In einem nächsten Schritt werde dann geprüft, wie die Erkenntnisse aus dem Projekt in das Beratungsangebot der Beratungsstelle Haar eingebunden werden könnten, so Albert Fierlbeck abschließend.
Mehr Informationen gibt es direkt bei donum vitae Haar - Staatlich anerkannte Schwangerschaftsberatungsstelle (Bahnhofplatz 4a) oder unter www.haar.donum-vitae-bayern.de